Monat: März 2022

Welch ein Segen: Urlaubsbesuch

Welch ein Segen! Anders kann ich es kaum bezeichnen. Welch ein Segen ist es, so gute Freundinnen und Freunde zu haben, die die Strapazen einer Reise auf sich nehmen und ins Ungewisse starten, um mich zu besuchen. In den letzten drei Wochen war unsere Bude voll und ich konnte ganz viel Energie tanken, dank der Besuche aus Deutschland. Vielen Dank deshalb nochmal an alle, die mich besucht haben. Es war einfach wundervoll!

Alle, die noch ein Urlaubsziel für die nächsten Monate bis Jahre suchen, können ja besonders aufmerksam lesen und schauen, ob ein Urlaub à la Salone auch etwas für euch wäre 🙂

Reisegruppe Leipzig-Berlin

Ende Februar kam die vierköpfige Reisegruppe aus Berlin und Leipzig an. Ihnen war keine Verschnaufpause gegönnt. Von der Fähre ging es mit einem kurzen Zwischenstop zum Rucksack-abwerfen in unserer Wohnung direkt zu einem Cocktail-Abend zu einer Bekannten. So konnten sie direkt eintauchen in die verwirrende Welt Freetowns.

Als am nächsten Tag dann die Rucksäcke geöffnet wurden, trauten wir unseren Augen kaum. Wir wurden mit so viel Kaffee, Wurst, Parmesan, Schokolade und Linsen versorgt, dass wir unser Glück gar nicht fassen konnten!!! Was da alles aus den Rucksäcken gezaubert wurde – Wahnsinn!

Ich möchte hier nicht zu viel verraten und erzählen von all den Eindrücken und Unternehmungen der Reisegruppe, da ich auf ausschweifende Rezensionen von ihnen hoffe, so dass ihr im O-Ton erfahren könnt, wie sie das Ganze hier wahrgenommen haben. Ich war vor der Ankunft der Gruppe schon etwas nervös, weil ich nicht einschätzen konnte, wie sie es hier finden würden. Für einige war es die erste Reise nach Afrika südlich der Sahara, aber alle sind eigentlich reiseerfahren beziehungsweise sind sie nicht kontaktscheu in Bezug auf einfache Unterkünfte.

Mit Steff – ihr erinnert euch vll noch an seinen Besuch im November – hatten wir schon ein kleines „Ankunftsstandardprogramm“ entwickelt, das wir nun allerdings gar nicht eins-zu-eins anwenden konnten, da die Gruppe viel früher als erwartet fit war und neugierig, ihre Umgebung zu erkunden. So dass wir am ersten Tag direkt nach Cockle Point gedüst sind und ab ans Meer.

Einige Reiseziele hatten Tina und ich uns ja extra aufgehoben, um sie dann mit unseren Gästen das erste Mal zu besuchen. Es war klar, wir fahren auf jeden Fall mit der Gruppe nach Tiwai. Das ist eine Insel in einem Fluss im Regenwald. Wegen ein bisschen Unpässlichkeiten konnten wir allerdings erst einen Tag später los, so dass die Reisegruppe gezwungen war, nicht nur unseren Lieblingsstrand Cockle Point kennenzulernen, sie „mussten“ auch noch einen Nachmittag an River No 2 verbringen. So hart kann das touristische Leben in Sierra Leone sein…

Ihr müsst leider mit meinen Fotos vorlieb nehmen, da mein Internet gerade nicht stabil genug ist, um den Fotoordner herunterzuladen, mit den Fotos von Wenke.

Ab auf die große Insel

Um weitere Verzögerungen auszuschließen, wurde beschlossen: Ab jetzt keine Rücksicht mehr auf niemand! Morgen ist Abfahrt nach Tiwai!!!! Über Tiwai werde ich vielleicht nochmal extra schreiben. Nur so viel sei verraten: es war ein großes Highlight für alle. Nach fünf-sechs Stunden Fahrt von Freetown kommt man in einem Örtchen an, von dort aus geht es mit Sack und Pack aufs Boot und rüber auf die Insel. Tiwai ist Mende und bedeutet so viel wie große Insel. Auf der anderen Seite ist der Anlegesteg noch nicht fertig. Es heißt also, sportlich aufs Ufer hinaufklettern.

Auf der Insel wohnen keine Menschen. Es ist ein Naturschutzgebiet und nur für Research oder touristische Zwecke besucht. Wir haben in der Research Station übernachtet, da das Touristencamp noch nicht fertig renoviert war. Es ist das gelbe Haus, das ihr auf einem der Fotos seht. In den Bäumen im Hintergrund kamen manchmal ein paar Affen vorbei.

Wir haben so ziemlich alle Tourangebote mitgenommen: night walk, long forest walk, day trip mit dem Kanu, night tour mit dem Boot, nochmal forest walk … Beim forest walk waren wir in zwei Gruppen aufgeteilt. Wir haben am Fluss ein paar Fischer getroffen, die uns direkt mal zwei Fische fürs Abendessen geschenkt haben. Man muss die Leute nur nett grüßen und schon öffnen sie einem ihre Herzen. Die Gastfreundschaft und die Herzlichkeit mit der uns begegnet wurde, waren wirklich ganz wundervoll! Bei den Forest walks sieht man auf jeden Fall Affen und hört immer mal wieder das Knacken und Knicken der Millionen von Termiten, die ununterbrochen das Holz der Bäume futtern. Nicht zu vergessen die wunderschönen farbenfrohen Schmetterlinge und ungewöhnlichen Pflanzen. Aber Obacht: Gefahr von Genickstarre wegen Hans-Guck-in-Luft-Stellung.

Termiten-Wahnsinn:

Affen-Such-Bild:

Die Tageskanu-Tour haben wir in sogenannten Einbäumen bestritten. Immer drei von uns in einem Boot und ein Bootsmann, der uns durchs Wasser stackte. Auf dem einen Bild seht ihre ein Bast-Gebilde. Das ist eine Fischfalle. Bei der einen Kanutour sind wir auch noch an einer Goldgräberstelle vorbeikommen. Die Männer fahren auf die Mitte des Flusses hinaus, einer taucht dann mit Hilfe eines Schlauches, durch den ein Gerät Luft pustet, dann werden unter Wasser Eimer mit Sand gefüllt. Diese Eimerfüllungen werden am Ufer auf Haufen gesammelt und dann Step by Step ausgewaschen. Ziemlich körperlich anstrengende Arbeit. Soviel steht fest. Die Fotos sind leider nicht so gut, wegen des Lichts…

Ich hatte mega großes Glück: ich habe tatsächlich ein Pygmy Hippo gesehen bei der Nachtfahrt auf dem Fluss. Beim Forestwalk haben wir ja schon Pygmy Hippo Ausscheidungen gesehen und Spuren und dann auf der Nachtfahrt blitzen auf einmal rote Äuglein auf und ich habe die Umrisse des Kopfes noch gesehen, bevor das Hippo abgetaucht ist.

Alle Bootstouren in Tiwai sind nichts für ängstliche Menschen, die wasserscheu sind. Man hat immer das Gefühl, man landet entweder gleich im Wasser, weil das Boot kippt oder weil das Boot untergeht, da es durch Löcher voller Wasser läuft. Gerade nachts ist der Gedanke etwas unangenehm mit dem Wissen, dass es auch Krokodile gibt…

Tiwai ist auf jeden Fall hervorragend für alle, die Lust auf Natur, Abenteuer und nette Menschen haben. Eine Kombi aus entspannt schwimmen im Fluss und Angst davor, dass gleich das Bein vom Krokodil weggeschnappt ist 😉

Für die Reisegruppe ging es von Tiwai aus für einen Tag und eine Nacht in die Communities in der Nähe der Insel. Ich habe mich auf dem Weg zurück nach Freetown gemacht, da ich ja zwischendrin noch arbeiten musste und auch noch weitere Gäste angekündigt waren. Während die Reisegruppe Leipzig/Berlin nach den Communities direkt weiter nach Banana Island gefahren ist, habe ich kurz einmal meine Ruhe in Freetown genossen mit Sonnenuntergang am Balkon und mediteranem Teller.

Mädelsurlaub in Salone

Nach zwei Tagen Arbeit und einigem Psycho-Stress haben wir dann Vivien und Jasi an der Fähre abgeholt. Sie sind viel früher angekommen als erwartet, so dass sie auf uns warten mussten, nicht andersherum. Aber alles hat supergut geklappt. Die beiden hatten weniger Zeit als die erste Reisegruppe, deshalb wurde auch das Reiseprogramm etwas angepasst.  

Nach dem klassischen Einstieg ins Strandleben am Cockle Point ging es erstmal auf Shopping und Sightseeing Tour in die Innenstadt. Mir hat es mega Spaß gemacht, mit den beiden durch meine neue Stadt zu ziehen und ihnen alles zu zeigen. Ich hatte lange keinen Shoppingtag mit meinen Mädels 😊 Fühlte sich fast an wie Breite Gasse…

Zwischen dem Shoppen und Sightseeing ging es noch in eine Kirche, in der sogar Queen Elisabeth schon war, was die Unterschrift im Gästebuch bewies, dann ging es auch noch aufs höchste Gebäude der Stadt für einen schönen Ausblick, bevor wir uns wieder ins Marktgetümmel warfen. Zum Abschluss gab es noch Kaffee und Kuchen. Zuhause wurde dann die Küche belegt und gekocht, da wir für die nächsten Tage nicht in Freetown sein würden und alle Reste verkochen mussten.

Fast hätte ich es vergessen: Vive und Jasi sind ja zu dritt angereist. Sie hatten noch einen fliegenden Elefanten im Gepäck. Der ist mit uns auf Reisen gegangen…

Tiwai die Zweite

Da Tiwai alle so geflasht hat, bin ich auch mit den Mädels nach Tiwai. Die Abfahrt aus Freetown war noch etwas mit Aufregung belegt, da es an den Tankstellen kein Benzin gab. Wegen des Krieges in der Ukraine schnellen hier alle Preise nach oben. Auch der Benzinpreis und trotzdem waren Diesel und Benzin knapp. Wir dachten schon, wir können nicht fahren, aber dann gab es an der einen Tankstelle zum Glück doch noch Diesel für uns.

Da ihr nun eh schon Bescheid wisst über Tiwai, will ich hier nicht nochmal alles erzählen. Nur, dass ich nochmal riesiges Glück hatte und wir dieses Mal sogar Schimpansen gesehen haben. Wir mussten sehr lange ruhig sitzen und warten, aber dann waren sie in einem Baum direkt über uns. Wenn ich demnächst noch Manati und Schuppentiere sehe, habe ich eigentlich alles gesehen 😉

Dieses Mal war leider auch die Wasserpumpe kaputt, weshalb wir uns im Fluss duschen mussten. Das tat aber dem ganzen Erlebnis keinen Abbruch, sondern war eher witzig. An der Badestelle, an der wir mit den anderen noch etwas zaghaft ins Wasser sind, da wir ja nicht wussten, ob es hier Krokodile gibt, hieß es auf einmal, dass ganz sicher hier keine Krokodile sind. Wir hatten also richtig Badespaß vor allem, als auch noch eine Gruppe Jungs mit ins Wasser sprang und herumplantschte. Nach der Badeaktion gab es dann noch ein Foto mit Elefant. Das seht ihr unten.

Reisegruppe Leipzig-Berlin hat uns so dermaßen vom Community Heritage Trail vorgeschwärmt, dass wir uns entschieden haben, auch einen Tag und eine Nacht in den Communities zu verbringen. Es war wirklich ein super Erlebnis und kommt ab sofort auf die Must-Do-Liste für künftigen Besuch. Auf dem Community Trail haben wir verschiedene Dörfer besucht, uns wurden die heiligen Stätten gezeigt, ein bisschen Landwirtschaft, Palmöl-Produktion und wir wurden in einem Dorf auch von den Frauen mit Musik und Tanz begrüßt. Ich konnte mir endlich eine Zahnbürste kaufen, weil ich meine in Freetown vergessen hatte.

Im FarAway Camp hatten wir das schönste Badeerlebnis überhaupt. Im Fluss unter Palmen – nur wir und die leichte Strömung. Gut, als wir ankamen, gab es kurz einen Schock, da eine Schlange schnell weggehuscht ist, aber das muss man dann auch einfach ausblenden…

Der Typ, der das Camp herrichten will, ist ein alter Kauz. Wir hatten großen Spaß beim Gruppenfoto. Ich habe den Abend und die Nacht in der Community sehr genossen. Abends war ich noch mit dabei wie unser Guide Abdulai, der auch Community Teacher ist, mit den Kindern ein paar Sätze auswendig lernte, bevor es dann auch für mich ins Bettchen ging. Geschlafen haben wir in dem Haus, das auf dem einen Foto ist und Essen gab es auch reichlich und lecker, wie ihr auf den Fotos ja sehen könnnt. Einerseits waren wir froh, als wir am nächsten Tag ins Auto stiegen, mit dem Wissen, bald am Strand zu liegen, zugleich war es auch schade, die communities zu verlassen und wieder zurück ins Stadtleben geworfen zu werden.

Beach, Meer und Surfen

Nach den Communities ging es zur Reunion mit dem Rest der Crew an den Bureh Beach. Für einen Abend waren wir alle zusammen da und haben das Lagerfeuer und das unglaublich leckere Seafood genossen. Für die erste Reisegruppe ging es dann zurück nach Freetown für den Covid-Test und Vivien, Jasi und ich haben noch am Strand entspannt und am nächsten Tag unsere erste Surflesson genommen.

Aber jeder Urlaub geht einmal zu Ende. So mussten auch wir unsere Sachen packen und zurück nach Freetown fahren. Dort haben wir auch die Leipzig-Berlin noch für einen letzten Abend und ein letztes Bier am Strand getroffen. Am nächsten Tag ging es für die Vierer-Crew zur Fähre und dann zurück nach Deutschland. Wir anderen hatten noch zwei Partys und zwei Geburtstage vor uns, bevor es dann auch hier endgültig Abschiednehmen hieß – bis zum nächsten Wiedersehen in Deutschland.

Alles easy-peasy und highty-tighty?

Meine Ausführungen über meinen Urlaub in Salone hören sich vielleicht etwas zu reingewaschen und schön an. Weggelassen habe ich all die Diskussionen, die ich mit eigentlich allen Gästen hatte über alltägliche Themen hier.

Was ist Gerechtigkeit? Ist es „gerecht“ ein paar Frauen im Dorf Geld zu geben, wenn sie danach fragen, oder ist es „besser“, das Geld über den Village Chief ins Dorf zu geben? Habe ich überhaupt das Recht und bin ich überhaupt in der Position zu entscheiden, was für andere „gerecht“ und „richtig“ ist? Ist es besser, Menschen, die mich anbetteln, Geld zu geben und wenn ja wie viel? Oder lieber doch nicht? Und wie verrückt ist das hier eigentlich, dass ich am Traumstrand liege und mein Bierchen genieße und wenn ich mich umdrehe, sehe ich wie Kinder und Hunde zwischen Plastikmüll herumstapfen und es offensichtlich am scheinbar Nötigstem fehlt. Ist es inspirierend zu sehen, mit wie wenig Input von Außen die Kinder in den Dörfern sich beschäftigen können oder ist es einfach nur ein Beweis craser Armut? Was macht es mit Menschen, wenn nichts verlässlich und selbstverständlich ist? Weder Strom, noch Wasser noch Benzin noch die Preise für die wichtigstens und alltäglichen Lebensmittel? Und wie ist hier eigentlich die Rolle die Frau? Wo fängt man an, wenn der Schulunterricht auf Englisch ist, aber ich mich selbst mit dem Lehrer nicht wirklich gut auf Englisch unterhalten kann? Wie können die Kinder jemals in ihrer Zukunft auf internationaler oder auch nur nationaler Ebene mitmischen?

All diese Fragen begleiten uns alle, wenn wir durch dieses Land reisen. So schön es ist und so freundlich, herzlich und offen die Menschen sind – ganz vergessen, dass es eines der ärmsten Länder der Welt ist, kann man hier nicht. Auch nicht, wenn man im Urlaub ist. Es kann sein, dass ihr einiges auf der Welt hinterfragt, wenn ihr hier seid. Das solltet ihr vielleicht noch wissen, bevor ihr euren Flug bucht 😉 Aber es ist trotzdem ein sehr wertvolles Geschenk, Sierra Leone zu bereisen und seine Menschen zu treffen. Da spreche ich, glaube ich, auch im Sinne meiner Gäste.

KAT Salone (Kaddl´s Adventure Travel) opening soon

Während ich mit Vivien und Jasi unterwegs war, haben die anderen noch verschiedene Orte besucht wie Big Water, Kabala, Tasso Island, Black Johnson Beach, Outamba Kilimi National Park… Nach insgesamt drei Besuchen mit sehr unterschiedlichen Interessen, unterschiedlichen Ansprüchen an einen Urlaub und unterschiedlichen Budgets, denke ich darüber nach, mich bald selbstständig zu machen als Tour Operator in Sierra Leone.

Die Handtücher und Bettlaken sind wieder frisch gewaschen. That means: meine Türe steht für neuen Besuch wieder offen. Meldet euch also gerne, wenn ihr einmal aus dem Alltag fliehen wollt und in eine vollkommen andere Welt eintauchen wollt. Travel Agency Prinzing berät und organisiert gerne nach individuellen Wünschen 😊

PS: Die Fotos von Tiwai, Bureh und dem Communitiy Trail sind teilweise von Vivien und Jasi 🙂

Krieg in Europa – Krieg in der Welt

Es ist Krieg in Europa. Auch wenn der Krieg für mich geographisch sehr weit weg ist, war ich nicht minder schockiert über den Kriegsbeginn in der Ukraine. Voller Ungläubigkeit verfolge ich die Nachrichten. Krieg – ich werde es wohl nie wirklich verstehen. Zu vielschichtig sind die Kriege dieser Welt und deshalb auch so schwierig für mich, sie zu verstehen. So schwierig, sie wieder zu beenden. Für Deutschland und Europa ist der Krieg nun auf einmal nah. Da wir sonst in einer Blase des Friedens leben, vergessen wir manchmal, dass Frieden wertvoll ist und nicht für alle Menschen selbstverständlich.

Für mich war klar, ich möchte etwas über „Krieg“ schreiben. Aber nun merke ich, wie schwer es mir fällt und wie sehr mir die Worte fehlen. Immer wenn ich anfange, mich über Kriege und Konflikte zu informieren, komme ich schnell an meine Grenzen. Sprachlos wegen des Leides, der Unsinnigkeit und Aussichtslosigkeit auf einen stabilen Frieden bleibe ich zurück.

Wer sich mit einem der für mich komplexesten Konflikte auseinandersetzen möchte, kann versuchen sich einen Überblick zu verschaffen zu den beteiligten Parteien, ihren Interessen und Verflechtungen des Konfliktes in der Demokratischen Republik Kongo. Der Konflikt forderte in den letzten 20 Jahren über 3 Millionen Menschenleben. Hinzukommen Fluchtgeschichten, Misshandlungen, Missbrauch – und vieles nur wegen der Rohstoffe, die unter anderem in unseren Smartphones stecken.

Manchmal ist es leichter, sich schweren Themen mit Zahlen zu nähern, deshalb hier eine Übersicht von Wikipedia zu Kriegen und Konflikten 2021/2022. Die verschiedenen Farben zeigen die Intensität der Gewalt und der Opferzahlen an. Leider hilft es mir beim Thema Krieg nicht, mich über Zahlen zu nähern. Da sie das schreckliche weltweite Ausmaß nur verdeutlichen.

dunkelrot: Major wars, 10,000+ deaths in current or past calendar year   
rot: Wars, 1,000–9,999 deaths in current or past calendar year   
orange: Minor conflicts, 100–999 deaths in current or past calendar year   
gelb: Skirmishes and clashes, 10–99 deaths in current or past calendar year

Was ist Krieg?

Vielleicht ist die Annährung über eine Definition einfacher? Es gibt verschiedene Definitionen für Krieg. Die meisten sind sich einig, dass es sich um einen mit Waffen und Gewalt ausgetragenen Konflikt zwischen mindestens zwei Parteien handelt. In einigen Definitionen ist beim Krieg mindestens eine der beteiligten Parteien ein Staat, und es gibt ein planmäßiges Vorgehen, um die eigenen Ziele zu erreichen. Der Krieg wird dadurch vom „bewaffneten Konflikt“ unterschieden. Der bewaffnete Konflikt kann sporadisch entstehen und muss nicht immer strategischer Natur sein. Ich erinnere mich auch noch wage, dass ich im Studium einmal gelernt habe, dass zwar die Opferzahl nicht alleinig ausschlaggebend ist für die Anwendung des Begriffs „Krieg“ auf einen Konflikt, aber ab 1.000 Todesopfern, spricht die Weltgemeinschaft meist nicht mehr von einem bewaffneten Konflikt, sondern von Krieg. Dass dies alles nur Zahlen und Definitionen sind, erfahren wir gerade wieder einmal jeden Tag über die Medien. Jeder Krieg bringt unglaubliches Leid über alle, die von ihm betroffen sind.

Konflikte ohne Ende

Als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, war mir klar, ich möchte meine Gedanken zum Krieg mit euch teilen. Die Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, erfahren ein unglaubliches Maß an Solidarität und Anteilnahme aus Europa. Es tut sehr gut, das zu sehen. Zugleich zeigt es wieder einmal, wie unterschiedlich wir auf die Not von Menschen reagieren – je nachdem, ob sie uns gefühlt nahe sind, oder nicht. Neben den Kriegen und bewaffneten Konflikten, die es in die deutschen Abendnachrichten „schaffen“ – wie der Krieg in der Ukraine, der Krieg in Syrien und im Jemen – gibt es viele weitere bewaffnete Konflikte und Kriege auf der Welt, von denen wir nichts erfahren und von denen wir meist auch gar nichts wissen. Durch mein Studium und auch meine Arbeit und mein Interesse an der Welt, weiß ich von einigen dieser Konflikte, aber dennoch erschütterte mich die lange Liste der ongoing conflicts, insbesondere, da viele schon seit Jahrzehnten schwelen und immer wieder mit hoher Intensität ausbrechen.

In Kolumbien schwelt seit Mitte der 1960er Jahre ein regionalbegrenzter Krieg/bewaffneter Konflikt, von dem man in deutschen Nachrichten kaum etwas mitbekommt. Alleine in den ersten Monaten diesen Jahres sind dort schon knapp über 400 Menschen wegen des Konfliktes gestorben. Der somalische Bürgerkrieg begann 1991 und ist bis heute nicht beendet. Es gibt ruhiger und weniger ruhiger Phasen seitdem. Seit Januar sind schon fast 800 Menschen in diesem Konflikt verstorben. Im mexikanischen Drogenkrieg sind dieses Jahr schon über 1.200 Menschen getötet worden. Den terroristischen Aktionen von Boko Harram fielen dieses Jahr schon über 1.000 Menschen zum Opfer, in verschiedenen Ländern. Im Vergleich dazu starben im syrischen Bürgerkrieg im Jahr 2022 bisher knapp unter 1.000 Menschen. Die Zahlen habe ich Wikipedia entnommen.

Eigentlich wollte ich euch ein paar der “vergessenen” Konflikte heute näherbringen. Aber irgendwie fließt es nicht aus mir heraus. Der Artikel liegt nun schon seit über einer Woche unfertig auf meinem Desktop herum. An Stelle von langen Ausführungen und Darstellungen zu aktuellen Konflikten auf der Welt, gibt es deshalb heute nur einen kurzen Gedanken von mir.

Dankbarkeit und Demut

Es geht mir nicht darum, zu zeigen, wie schlecht es vielen anderen Menschen geht, wie viele Menschen weltweit Kriegsflüchtlinge sind – im eigenen Land oder in den Nachbarländern – ich denke nur, wir als in Deutschland (nach 1945) Geborene und/oder Lebende, sollten uns ab und an bewusst machen, welch ein verdammtes Glück wir bisher hatten, dass wir in Frieden leben dürfen, dass wir keine Angst haben müssen vor Bomben, Trümmern, zerstörten Häusern. Dass wir uns keine Sorgen machen müssen, um uns selbst, unsere Familien und Bekannten.

Ich bin emotional sehr ergriffen, wenn ich sehe, wie viel Solidarität die Menschen in der Ukraine erfahren und vor allem auch mit wie viel Tapferkeit und Entschlossenheit sie ihre Heimat und ihre Freiheit verteidigen. Ich hoffe, dass diese Solidarität sich vervielfältigt und auch allen anderen Menschen zuteilwird, die vor Krieg und Zerstörung fliehen und ihre Heimat verlassen müssen, weil sie dort nicht sicher sind.

In diesem Sinne überlasse ich euch euren eigenen Gedanken in der Hoffnung, dass möglichst viele Menschen auf der Welt Frieden erleben und in Frieden leben können.

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