Monat: August 2021

Good News

Mangelernährung, Geschlechter-Ungerechtigkeit, Kindersterblichkeitsraten, Klimakatastrophe, bedrohte Tierarten und viele weitere Schreckensmeldungen erreichen uns täglich über die Medien. Wieso heißt dieser Artikel also „Good News“? 

Ich habe vor ein paar Tagen ein sehr gutes Buch fertig gelesen: “Factfulness: Ten Reasons Why We`re Wrong About The World”. Ich kann es nur weiterempfehlen. Vor allem, nachdem ich herausgefunden habe, dass es vom Mitgründer von Gapminder geschrieben wurde, Hans Rosling. Und ich ein großer Fan von Gapminder bin. Gapminder will uns unsere Wissenslücken über die Welt bewusst machen und sie schließen. Nur wenn wir (und vor allem die Entscheidungsträgerinnen und -träger, die aktuellen Fakten über die Welt kennen, können sie die richtigen Entscheidungen treffen). Wer den Gründer nicht kennt, kann sich ja mal kurz das Video „The magic washing machine“ hier auf Youtube anschauen, dann seht ihr, in welche Richtung das Ganze geht. Keine Angst, es ist zwar auf Englisch, aber ich bin sicher, ihr könnt verstehen, worum es geht.

Worum geht es bei diesen Good News?

Die gute Nachricht ist: die Welt ist viel besser als wir denken. Den Menschen ging es noch nie so gut wie heute, wenn man auf einem globalen Level die Ernährungssituation, Kindersterblichkeit, Gesundheit, Einkommen, Schulbildung, Zugang zu Elektrizität und sauberem Wasser betrachtet. Das ist eine ziemlich gute Nachricht, wie ich finde. Von insgesamt sieben Milliarden Menschen auf der Welt, lebt „nur“ eine Milliarde in absoluter Armut. Das ist natürlich noch eine Milliarde zuviel. Aber alle anderen leben nicht in absoluter Armut.

Als kleiner Einschub kommen hier ein paar Zahlen von den UN, die die Erfolge der Millenium Development Goals zeigen: Im Vergleich zu 1990 leben heute eine Milliarde Menschen weniger in extremer Armut, die Kindersterblichkeitsrate wurde seit 1990 halbiert, die Anzahl der Kinder, die nicht in die Schule gehen, ist heute auch nur noch halb so groß wie noch 1990 und HIV/AIDS-Infektionen sind seit dem Jahr 2000 um 40% zurückgegangen.

Dass die Welt heute besser ist als gestern, heißt nicht, dass die Welt für alle heute die beste ist oder morgen für alle besser sein wird, als sie gestern war. Syrien ist ein Beispiel dafür. Wenn wir uns einzelne Länder anschauen, kann es sein, dass die Fortschritte aufgehalten werden, durch Krieg oder anderen Katastrophen. Gerade erleben wir in Afghanistan, wie unsicher manche Errungenschaften sein können und dass es nicht immer aufwärts geht mit Frauenrechten, Bildungsmöglichkeiten für alle und körperlicher Gesundheit. Die ganze Menschheit betrachtend, sehen wir allerdings, dass sich insbesondere seit dem ersten Weltkrieg fast überall die Lebensbedingungen verbessert haben. Die Welt ist heute eine bessere als noch vor wenigen Jahren, auch wenn noch immer vieles nicht gut ist. Diese Ambivalenz ist kein Widerspruch in sich. It is better – even though it is still bad.

Hier ein paar Sreenshots von der Entwicklung der Kindersterblichkeit. Je weiter rechts die Blasen sind, umso mehr Kinder je 1.000 sterben. Ihr seht, dass alle Blasen stetig nach links wandern. Zum besseren Verständnis: jede Blase stellt ein Land dar. Die Größe zeigt die Bevölkerungsgröße, die Farbe zeigt die Zugehörigkeit zu den Kontinenten, entnommen von der website gapminder.org:

Und auch zum „Wissen“, dass es in vielen Ländern der Welt immer noch sehr viele Kinder pro Familien gibt (kulturell bedingt), gibt es Grafiken. Auch das stimmt nicht ganz, wie die Daten zeigen. In den meisten Ländern werden von jeder Frau rund zwei Kinder geboren. Die Kinderzahl hängt stark mit dem Einkommen zusammen:

Ihr könnt selbst ein bisschen herumspielen und euch die Zusammenhänge anzeigen lassen. Die Daten starten mit dem Jahr 1800 und enden 2019. Hier ist der Link zu den Gapminder Tools.

Weg von der Definition der “Entwicklungsländer” oder “des Westens”

Eine weitere wichtige Erkenntnis aus dem Buch ist, dass wir uns zu oft auf sogenannte kulturell bedingte Gewohnheiten berufen, die sich nicht ändern lassen, da eben Kultur und so. Aber der Autor, er stammt aus Schweden, blickt zurück in die Zeit seiner Großeltern und resümiert, die schwedische Kultur hat sich stark verändert in den letzten hundert Jahren. Wieso sollte sie in anderen Ländern unveränderbar sein? Egal ob es um Geschlechterrollen geht, Anzahl von Kindern, Lebensgewohnheiten oder vielem anderen.

Mir kam in den Sinn, was ich in der Uni schon gelernt habe: wir haben mehr mit den Menschen aus anderen Ländern gemeinsam, die in der gleichen Einkommensklasse leben wie wir, als mit Menschen aus unserem eigenen Land, die in vollkommen anderen Verhältnissen leben. Das scheinen auch die Untersuchungen zu ergeben. Es geht nicht um die Einteilung, zwischen westlicher Welt und dem Rest, zwischen globalem Süden und globalem Norden, es geht um unterschiedliche Einkommen, die auf allen Kontinenten in allen Ausprägungen zu finden sind. In unterschiedlicher Häufigkeit, aber sie sind überall da. Im Buch werden die Haushalte bzw. die Länder der Welt in vier Einkommenslevel aufgeteilt. Level 1 hat am wenigsten Geld (bis zu 2$ am Tag), Level 4 am meisten Geld (32$ und mehr pro Tag) zur Verfügung. Jeder Sprung in ein höheres Einkommenslevel, ist der Sprung in ein neues Leben. Und nun ratet mal, wo die meisten Menschen leben? Richtig, in der Mitte. In den mittleren Einkommensleveln. Nur eine Milliarde Menschen weltweit ist auf Level 1. Und nur eine lebt auf Level 4. Das ist übrigens unser Level. Es tut auch mal gut, daran erinnert zu werden, dass wir genauso die Ausnahme sind, wie der ärmste Teil der Menschen. Die Normalität für die meisten Menschen auf der Welt, liegt in einer Realität zwischen der unseren und der, die uns über Nachrichten von Hungersnöten und Naturkatastrophen vermittelt wird.

Hier nur kurz der Link zur Quelle und ein Screenshot von der Seite mit der Erklärung und der Einteilung der vier Level

Ich will hier nicht zuviel verraten, sonst ist das Buch bzw. die Internetseite gar nicht mehr spannend für euch. Nur soviel sei hierzu noch gesagt: Der Autor, sowie das Team von ihm, seinem Sohn und seiner Schwiegertochter haben tausende Fotos weltweit gesammelt, von Familien aus unterschiedlichen Einkommensklassen, die Alltagsgegenstände wie Zahnbürsten, Schuhe, Töpfe, Toiletten usw. zeigen. Diese Fotos findet ihr alle auf der Dollarstreet. Auf der Dollarstreet wohnen ganz links die Menschen mit den wenigsten Dollar und ganz rechts, die mit den meisten Dollars. Die meisten leben irgendwo dazwischen. Da könnt ihr auch mal durchklicken. Einfach mal schauen, wie leben denn “reiche” Menschen und “arme” Menschen im gleichen Land. Dann sieht man deutlich, dass sich das Leben von Menschen im gleichen Einkommenslevel sehr gleicht, egal wo auf der Welt sie leben.

Factfulness – eine faktenbasierte Weltsicht

Bei internationalen Konferenzen von Regierungen, Wirtschaftkonzernen, aber auch bei Vorlesungen an Univeristäten, stellte Hans Rosling wiederholt fest, dass das Wissen über die Welt – obwohl dank dem Internet fast überall verfügbar – nicht in den Köpfen der Menschen ist. Der Autor hat mit seinem Sohn und seiner Schwiegertochter einen Fragebogen entwickelt und diesen bei unterschiedlichen Anlässen genutzt, um das Wissen der Leute abzufragen. Die Kontrollgruppe ist eine Gruppe von Schimpansen, die einfach raten und leider so gut wie immer besser abgeschnitten haben, als die Elite von Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Es geht dem Autorenteam mit ihrem Buch darum, Fakten bereit zustellen, auf deren Basis gute Entscheidungen für die Zukunft des Planeten und der Menschheit getroffen werden können und sie wollen uns dazu bringen, unser Wissen über die Welt zu überprüfen mit einfachen Fragen. Der Fragebogen ist deshalb online verfügbar.

Es ist wirklich spannend und ziehmlich überraschend, wie oft man falsch liegt. Probiert es selbst aus und erfahrt, wie viele Kinder weltweit mindestens eine Impfung haben; wie groß der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen ist, wenn man die Jahre betrachtet, die sie die Schule besuchen; prüft, ob ihr wisst, wie sich die Weltbevölkerung entwickeln wird. Ihr werde sehen: die Welt ist besser, als ihr denkt 😉  

Ihr könnt euer Wissen mit dem Gapminder Wordview Upgrader testen. Viel Spaß dabei!

Und was ist mit Level 1?

Nachdem ich schon über den aktuellen Welternährungsbericht und den Klimareport berichtet habe, dachte ich, es wäre einmal Zeit euch mitzuteilen, dass viele Anstrengungen, die die Weltgemeinschaft in den letzten Jahrzehnten unternommen hat, tatsächlich Früchte tragen. Es lohnt sich also, sich für eine bessere Gesundheitsversorgung, für Schulbildung von Mädchen, für internationale Katastrophenhilfe einzusetzen und diese hervorragenden Dinge zu unterstützen. Wie im Video oben angeklungen, ist die Hoffnung oder das Ziel, dass in den nächsten Jahren/ Jahrzehnten, die gesamte Weltbevölkerung Level 1 verlässt. Zugang zu Strom, geringere Kindersterblichkeit (= bessere Gesundheitsversorgung) und bessere Bildungsmöglichkeiten werden dann ganz viel weiteres ins Rollen bringen.

Heute gar keine Infos zu meinem Leben in Sierra Leone?

Heute war es mal ein “Mitmach-Beitrag” mit vielen Links zum Klicken für euch und nicht so viel Sierra Leone Bezug? Denkt ihr. Natürlich rattert meine Maschine im Kopf die ganze Zeit. Auf welchem Level ist wohl Sierra Leone? Würde ich nur Freetown kennen, würde ich sagen, viele sind auf Level 2. Nach meiner Woche in den Dörfern im Süden, bin ich allerdings wieder anderer Meinung. Gut, in den meisten Dörfern hatten alle Kinder Schuhe an und in einigen Dörfern hatten die Kinder auch Kleidung an, die ihnen passte und die nicht kaputt oder schmutzig war. Aber in anderen… Dann war da das Problem mit den nicht vorhandenen Lehrkräften, kein Strom, Wasser nur aus dem Brunnen, kaum Geld und vieles mehr.  Laut Gapminder ist Sierra Leone auf Level 1. Ich sehe hier aber viele Ansätze für Level 2!

Jetzt könnt ihr aber erst einmal euer Wissen über die Welt erweitern, während ich mir weiter Gedanken mache und euch dann bald über meine Tage auf der Roadshow in den Dörfern der forest edged communities berichte.

100 Tage Salone

Heute vor 100 Tagen bin ich in Salone gelandet. Es fühlt sich einerseits schon viel länger an, da ich schon so viel gelernt und erlebt habe, und zugleich sind es erst drei Monate. 

Meine wichtigste Erkenntnis der letzten Tage: ich stresse mich selbst zu sehr und sollte einfach mal einen Gang runterschalten. Und wie sooft hilft mir das Schicksal, eine höhere Macht oder der Zufall dabei. 

Back to Kenema – Roadshow durch die communities

Ich schreibe euch wieder aus Kenema. Am Freitagvormittag hat meine Kollegin gefragt, ob es okay sei, wenn sie nächste Woche nicht im Büro wäre, weil die Kolleginnen und Kollegen aus Kenema angefragt haben, ob sie die ganze Woche mit ihnen auf Roadshow in die communities in Kenema in den Kambui Hills kommen kann. Erst war ich nicht so begeistert. Mariama war die letzten vier Wochen nicht im Büro, weil sie krank war. Sie ist mein Counterpart, das heißt, eigentlich soll ich eng mit ihr zusammenarbeiten. Ich hatte das Gefühl, ich komme überhaupt nicht mit meinen Projekten und selbstgesetzten Zielen voran, da ich alleine gearbeitet habe und eigentlich ihre Unterstützung gebraucht hätte bzw. sie Teil meiner Aufgaben ist. Und dann habe ich gemerkt, dass ich einen vollkommen falschen Ansatz verfolge. Ich bin erst drei Monate hier. Eigentlich sollte ich noch in der Phase des Beobachtens sein, des Lernens, und des Ankommens. Es geht am Anfang noch nicht wirklich um Output. Ich soll meine Kolleginnen und Kollegen unterstützen, nicht selbst alles umsetzen. Also habe ich mich spontan entschieden mitzukommen. Ein paar Tage in den grünen Hügeln würden mir bestimmt gut tun. Und so ist es auch. Gestern sind wir angekommen. Jetzt sind die anderen gerade am Markt, um noch ein paar Sachen einzukaufen und dann geht es später los zur ersten community.

Was es mit der Roadshow auf sich hat, werde ich auch erst erfahren, wenn wir dort sind. Wir werden in den nächsten sechs Tagen sechs communities besuchen und sie über Landnutzung und nachhaltiges Forestmanagement aufklären. Teilweise werden wir dort übernachten, teilweise abends zurück nach Kenema kommen. 

Perfekt für mich gerade – einfach mal die Zügeln aus der Hand geben und frei nach dem Motto “follow the flow” einfach mitmachen, ohne selbst zu planen. 

Warum ich trotz Strandnähe urlaubsreif bin

Was habe ich nun schon alles gelernt in meinen ersten 100 Tagen hier? Die meisten Leute zuhause, denen ich neidisch auf ihre Urlaubsfotos anworte, dass ich auch dringend Urlaub brauche, antworten meist mit: du bist doch direkt am Strand… Ja, das schon, aber es ist jeden Tag so anstrengend hier, weil alles anders ist und vieles umständlicher als in Deutschland. 

Jede Kleinigkeit hier ist zugleich eine Neuigkeit für mich, die ich aufnehmen und abspeichern muss. Das sind nicht unbedingt schwierig Sachen. 

Autokennzeichen, Stromrechnung und Küchenzeug

Zum Beispiel die Kennzeichen:

  • weißer Hintergrund mit schwarzer Schrift = privates Fahrzeug
  • weißer Hintergrund mit roter Schrift = commercial (Taxis, Busse, LKWs…)
  • weißer Hintergrund mit blauer Schrift = nationale NGO
  • blauer Hintergrund mit weißer Schrift = internationale NGO
  • weißer Hintergrund, grüne Schrift = Regierungsfahrzeug

Der Strom wird hier nicht pauschal monatlich bezahlt und dann einmal im Jahr abgerechnet. Es gibt ein Prepaid-System. Ich habe einen “Meter” vor meiner Wohnung, der abwechselnd vier Zahlen anzeigt. Ich wusste erst gar nicht, welche davon mein aktueller Stand ist. Wenn man Stromguthaben aufladen möchte, muss man ins Büro der Stromgesellschaft, bezahlt den Betrag der eigenen Wahl und bekommt dann einen Beleg mit einem Code, den man dann zuhause eingeben muss. Meist muss man bei der Stromgesellschaft eine zeitlang anstehen. Frisst also wieder etwas Zeit. 

Für meine Wohnung wollte ich noch ein paar Sachen für die Küche kaufen. Und jetzt rede ich noch gar nicht vom Herd. Es geht erst einmal um Besteck, Teller und Töpfe. Es gibt hier keine Ikea, in die man einmal hinfährt und dann alles einkauft. Also ging es von Stand zu Stand in Lumley auf der Suche nach Tellern und Besteck, die meinen Ansprüchen genügen. Es ist nicht so einfach Besteck zu finden, das nicht aus Alu ist und sich bei der ersten Benutzung verbiegt. Teller habe ich bis jetzt noch nicht in der Anzahl, wie ich sie gerne hätte, weil ich einfach noch keine gefunden habe, die gut ausschauen (also nicht zerkratzt sind und auch vom Stil her okay) und nicht 6€ das Stück kosten.

Natürlich habe ich auch in der Arbeit schon unglaublich viel gelernt. Über die Inhalte, über die Schwierigkeiten für Conservation und Biodiveristätsarbeit hier, über die Arbeitsweise in Sierra Leone. Das muss alles irgendwie und irgendwo verarbeitet werden.

Arbeit mit Hindernissen

Auch in der Arbeit erscheinen die einfachsten Sachen, die schwierigsten zu sein. Seit gefühlt zwei Monaten versuche ich, dass alle Kolleginnen und Kollegen die offizielle CSSL – Emailadresse verwenden. Heute habe ich versucht, meine Zeit hier in Kenema zu nutzen, um mit jedem und jeder einzeln das erste Login durchzuführen. Aber dann war das Internet wieder weg… Eigentlich wollte ich auch unsere neuen Templates für Briefe, Listen usw. zeigen, damit alle künftig die neuen Designs verwenden, aber ich glaube mittlerweile, dass wir dafür heute keine Zeit mehr haben werden. Ich bin ganz offensichtlich noch viel zu ambitioniert.

Dankbar und angekommen

Das hört sich jetzt alles wenig erbaulich an. Aber das liegt wohl daran, dass ich in den letzten Tagen etwas gestresst war. Wenn ich es mit etwas Abstand betrachtet, sehe ich, dass ich dafür, dass ich erst 100 Tage hier bin, erstens schon sehr viel erreicht habe und zweitens eigentlich noch gar nichts hätte erreichen müssen.

Aber: ich finde ich cruise schon sehr selbstsicher durch die City, habe schon einen Schreiner, einen Schneider und eine Küchenzeug-Verkäuferin meines Vertrauens, mindestens einen Freund und eine Freundin und humorvolle Kollegen.

Ich habe in den letzten 100 Tagen so viel Positives erlebt und bin sehr, sehr dankbar dafür. Ich treffe jeden Tag so viele Menschen, die mir mit unglaublicher Freundlichkeit begegnen. Ich habe meine Wohnung, die wirklich meine Wohnung ist. Wenn ich dieses Mal nach Freetown zurückkomme, komme ich nach hause zurück. Das ist ein sehr gutes Gefühl. Und ich freue mich jetzt schon darauf, wenn ich von meiner ersten Reise nach Deutschland zurückkomme und beim Warten auf die Fähre ein Star-Bier kaufen werde und froh bin, wieder hier zu sein.

Wenn ich in Freetown unterwegs bin oder auch gestern auf der Fahrt nach Kenema – ich sehe die Welt um mich herum nicht mehr als “spannend” oder “anders” an. Es ist wie es ist. Normale Normalität. Ich denke, mein Blick auf die Menschen hier und ihre Lebensumstände haben sich in den letzten Monaten schon stark verändert. Ich weiß, dass ich von ein paar Leuten vermisst werde, wenn ich eine Woche nicht in Freetown bin. All das ist schon einiges für nur wenige Wochen in einem neuen Land.

Nach 100 Tagen heißt es für mich also: Geduld lernen, treiben lassen und einfach da sein. Wie sich mein Blick auf die Welt um mich herum geändert hat, das kommt dann in dem Artikel, den ich letztes Mal schon angekündigt habe. Den Artikel mit den guten Nachrichten.

Das „Seegrasproblem“ und der Weltklimabericht

Ich glaube, ich brauche gerade kaum jemandem in Deutschland oder Südeuropa ein Lied von den Folgen des Klimawandels singen. Starkregen, Überflutungen, unbeherrschbare Brände, Wetterextreme in sämtlichen Ausprägungen… All das sind laut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die den aktuellen Weltklimabericht verfasst haben, die Folgen des menschengemachten Klimawandels.

Nicht nur in Deutschland, auch hier in Sierra Leone sind die Folgen des Klimawandels zu spüren. Der Regen in dieser Regenzeit lässt auf sich warten. Wir hatten ein schönes sonniges Wochenende und das im Monat August, in dem es eigentlich stundenweise wie aus Eimern schütten sollte. Aber leider wird einem selbst der sonnige Sonntagnachmittag am Strand vermiest, da alle Strände voller Seegras sind. 

Das Bild stammt vom Lakka Beach. Am Lumley Beach in der Stadt ist teilweise der ganze Strand mit Seegras bedeckt, teilweise einen Meter hoch.

Seegras statt Sandkorn

Vor drei Wochen beim Sonntagsjoggen entlang des Lumley Beaches war ich überrascht, bestürzt, irritiert. Ich kann gar nicht mehr so genau sagen, was da in mir vor sich ging. Der ganze Strand war voller Seegras. Wortwörtlich war der Strand vor lauter grün-braunem Zeug nicht mehr zu sehen. Naja, dachte ich mir. Ist halt Regenzeit und in der Regenzeit wird mehr Seegras angeschwemmt. Das hat bestimmt irgendwas mit den globalen Wasserströmungen zu tun, die sich ja im Laufe des Jahres ein bisschen verändern. 

“It only started some years ago that it is like this”, erklärte mir dann aber Asan. Früher gab es auch in der Regenzeit keine von Seegras überschwemmten Strände. Da ich allgemein bekannt bin als conservation- und environmentexpert, wurde ich von meinen Mitläufern gefragt, weshalb in der Regenzeit seit einigen Jahren immer so viel Seegras angeschwemmt werde.

Um keine Antwort verlegen, habe ich natürlich sofort in den “Kompetenz-vortäuschen-Modus” geschalten und ein paar Überlegungen angestellt. Zum Beispiel, habe ich laut vor mich hinphilosophiert, könnte es etwas mit der Überfischung der Meere zu tun haben. Vielleicht gibt es nicht mehr genug Fische, die das Seegras fressen. Oder vielleicht hat es auch mit der steigenden Temperatur des Meerwassers zu tun. Ich weiß ja, dass zum Beispiel Korallen schon auf 0,5° Temperaturunterschiede reagieren und teilweise schon bei 1° erhöhter Temperatur unwiederbringlich absterben.  Wieso sollte nicht auch das Seegras empflindlich auf Temperatur reagieren? Leider mehr Fragen als Antworten in meinem Kopf zu diesem Thema. Deshalb habe ich zuhause umgehend meine Recherchemaschine angeworfen und mich etwas schlau gemacht.

Temperaturanstieg und Düngemittel verschmutzen unsere Strände

Es war sehr interessant und zugleich sehr traurig, was das Internet mir zu meiner Nachfrage verraten hat. Das “Seegrasproblem” besteht nicht nur an unseren schönen Stränden in Salone und wahrscheinlich an den anderen Küsten Westafrikas, sondern auch an der Ostküste Brasiliens und der USA. Wie so oft kommen mehrere Faktoren zusammen und den Schaden haben am Ende nicht unbedingt die, die für die Ursachen verantwortlich sind. 

Ich muss zugeben, dass ich hauptsächlich Informationen zum Seegrasaufkommen in den Amerikas gefunden habe, aber ich denke, die Ursachen lassen sich auf Westafrika übertragen. 

Ein Grund, weshalb es in den letzten Jahren zur Seegras-Expansion gekommen ist, ist tatsächlich die erhöhte Meerestemperatur. (Diese Annahme von mir war also richtig!) Schon eine leichte Erhöhung der Temperatur sorgt dafür, dass das Seegras schneller und besser wachsen kann und sich mehr ausbreitet.

Für alle, die am menschengemachten Klimawandel zweifeln und die nicht sicher sind, ob die erhöhte Temperatur tatsächlich unsere Schuld ist, sei hier nun noch ein weiterer Grund für das viele Seegras an den Stränden aufgeführt, der sehr klar menschengemacht ist: Durch die fortschreitende Abholzung der Wälder – in Südamerika namentlich des Amazonas – und die damit verbundene Umwandlung von Waldgebieten in Ackerland wird das Wachstum multipliziert. Wie das geschieht? Ganz einfach: Auf dem Ackerland werden Düngemittel eingesetzt, diese gelangen über Bäche und Flüsse ins Meer und werden mit den globalen Meeresströmungen verteilt. So gelangen Düngemittel in die Weltmeere. Offensichtlich machen diese Dünger ihren Job sehr gut. Das Seegras springt auf jeden Fall darauf an. Wir düngen also das Seegras im Meer und die Ergebnisse werden uns dann an die Strände geschwemmt. 

Warum ist zuviel Seegras schlecht?

Seegras ist wichtig und gut für den Lebenskreislauf in den Weltmeeren. Allerdings kann zuviel Seegras zum Kollaps von Ökosystemen führen. Schildkröten finden am Strand keinen Sand mehr, wo sie ihre Eier ablegen können; falls sie es dennoch schaffen, erschwert es das Seegras den Babyschildkröten, den Weg ins Meer zu schaffen; Seegras entzieht dem Wasser zu viel Sauerstoff, so dass Fische und andere Wasserlebewesen nicht überleben können; totes Seegras sinkt zum Boden und bedeckt wertvolle Korallen und so weiter und so fort. Meine Infos hierzu habe ich von ein paar Internetartikeln, hauptsächlich von der Seite phys.org (Falls jemand diese Seite kennt und weiß, dass es keine gute Quelle ist, bitte gerne Bescheid geben.).

Wie gesagt, die meisten Quellen konzentrieren sich auf die Amerikas und nicht auf die westafrikanische Küste. Schaut man sich aber die Meeresströmungen an, sieht man, dass es hier durchaus Zusammenhänge geben kann und es sogar sein kann, dass der Dünger aus dem Amazonas durch die Meeresströmungen bis zu uns kommt. Das ist aber wieder nur eine meiner Annahmen. Das müsste mal noch jemand wissenschaftlich verifizieren.

Das Bild ist von Wikipedia entnommen. Ich denke, mit dem Equatorial Counter, könnten sogar Düngemittel aus Lateinamerika nach Westafrika gelangen. Aber vielleicht stelle ich mir das auch alles zu einfach vor. Vll kennt sich jemand damit aus und kann dazu mehr Infos geben. Ich bin gespannt…

Ihr seht schon. Ich komme irgendwie immer wieder an den Punkt, an dem alles mit allem zusammenhängt. Egal ob das nun der norwegische Lachs ist, das Winterquartier der Störche oder eben das Seegras an den Stränden. Unser Klima ist ein weltweites Klima. Und zugleich betrifft es uns alle in unserem Alltag, egal wo auf der Erde wir leben. Für mich ist es der Beweis, dass ich hier nicht im luftleeren Raum arbeite, sondern conservation und Umweltschutz wirklich Themen sind, die wir weltweit gemeinsam angehen müssen.

Weltklimabericht: 2° Ziel wird immer unwahrscheinlicher

Und welch glücklicher Zufall, dass ausgerechnet heute der sechste umfassende Bericht des Weltklimarates veröffentlicht wurde. Die Daten aus dem Bericht belegen, was wir gerade weltweit erleben: Brände, Starkregen, Hitzewellen, schmelzende Eisschilde und Folgen der steigenden Meerestemperatur sind alles Folgen des menschengemachten Klimawandels. Und somit unterstützt der Weltklimabericht auch meine Annahmen zum Seegras an Salones Stränden. Die Zukunftsaussichten des Berichtes sehen leider nicht soooo positiv aus.

Kurz zusammengefasst: Das Ziel von 1,5° erhöhte Temperatur im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter ist so gut wie unerreichbar geworden. Dieses Ziel wäre wichtig gewesen, um Ökosysteme und das Weltklima so zu erhalten, wie wir es kennen. Die Working Group hat fünf Szenarien ausgearbeitet, die die klimatischen Folgen für fünf verschiedene Temperaturanstiege zeigen. Extreme Wetterlagen, wie wir sie gerade erleben, werden uns bleiben, unabhängig vom Anstieg. Diese Entwicklung ist jetzt schon irreversibel. Stoppen oder verlangsamen können wir die aktuelle Entwicklung nur, wenn sehr, sehr schnell die Staaten weltweit gemeinsam ihr Vorgehen anpassen. Vielleicht schaffen wir es doch endlich – gemeinsam als Menschheit – den rasanten weiteren Anstieg abzubremsen und zu stoppen. Es geht hier nicht nur um ein bisschen weniger Regen hier und ein bisschen höhere Temperaturen dort, es geht darum ganze Ökosysteme zu erhalten und mit ihnen Tier- und Pflanzenwelt oder sie aufzugeben bzw. in den sicheren Untergang zu schicken. Und mit diesen Ökosystemen verschwinden auch Teile unserer Lebensgrundlage.

Wer zu faul ist, den ganzen Bericht zu lesen (was wahrscheinlich kaum jemand wirklich macht bei 1.300 Seiten Wissenschafts-blabla), kann sich einfach mal die regionalen Factsheets anschauen. Man muss auch kein Englisch verstehen, um die Grafiken auf der ersten Seite zu verstehen. Hier ist der direkte Link zu Europa: IPCC Regional Factsheet – Europa. Unten auf der ersten Seite sind die Entwicklungen von Temperaturen (temperature) und Niederschlag (percipitation) dargestellt. Direkt darüber die Hauptergebnisse.

Natürlich gibt es alle wichtigen Infos auch auf sämtlichen Nachrichten- und Medienseiten schön verständlich auf deutsch zusammengefasst. Da kann ja jede und jeder mal den Nachrichtenkanal der eigenen Wahl befragen.

Es gibt auf der Seite des IPCC auch einen interaktiven Atlas. Ich finde, der ist nicht ganz selbsterklärend, aber wer sich ein bißchen mit Daten auskennt bzw. Lust auf Daten hat und gerne herumklickt, kommt eigentlich auch damit gut zurecht: Interaktiver Klimaatlas

Die wichtigste Botschaft der Workinggroup – zusammengefasst von mir: 

It is late – but not too late. We have to start some action now!

Ich habe mir heute morgen, bevor ich in die Arbeit gefahren bin, den Livestream der Präsentation der Ergebnisse ein bisschen angeschaut. Ich habe großen Respekt vor Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die es tatsächlich schaffen, diese hochkomplexen Daten so aufzubereiten, dass ich in der Lage bin, ihren Ausführungen zu folgen, während ich noch meinen ersten Kaffee des Tages trinke. Was ich besonders eindrücklich fand, war die eine Präsentatorin, die wiederholt unser aller Pflicht als Bürgerinnen und Bürger angesprochen hat. Es ist nicht nur “die Politik”, “die Wirtschaft” oder „die Industrie“, die verantwortlich sind, dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Es ist jede und jeder einzelne von uns.

Deshalb rate ich auch denjenigen, die sich eigentlich keine Infos auf irgendwelchen weiterführenden Links anschauen wollen, klickt wenigstens kurz das Factsheet Europa an und schaut euch an, wie sich die Temperaturen verändern werden. Ich bin mir sicher, ihr werdet ins Schwitzen kommen!

Und wer jetzt genervt ist, von zu viel Klimadrama, denen kann ich schon mal sagen, sorry, das ist leider unsere Realität und: bald kommen ein paar motivierende und positiv stimmende News. Sie sind schon in der Pipeline.

Bye bye Pangolin

Nach über zwei Monaten war es am Samstag soweit: es hieß wieder einmal Sachen packen und Abschied nehmen. Meine Zeit im Guesthouse Pangolin war zu Ende und ich bin in meine eigene Wohnung umgezogen. Ich war richtig traurig, das Pangolin zu verlassen, weil ich dort mittlerweile Freundschaften geschlossen hatte. Immer war jemand da, wir haben gemeinsam gekocht, gegessen und haben die Abende gemeinsam auf der Veranda verbracht. Was werde ich alles vermissen? Es sind viele kleine Augenblicke. Leider habe ich gar keine Fotos von James Lächeln, wenn er um die Ecke kommt oder halb verschlafen aus seinem „Häuschen“ kommt, um das Tor aufzumachen; das morgendliche Good morning von Kadi; das viel zu schnelle Krio von Jack; die Movie nights und das gemeinsame Kochen mit Abdul oder gute Fotos von unseren Abenden auf der Veranda mit Abdul und Betty.

Auch im Guesthouse habe ich meinen Auftrag ernst genommen: Wissensaustausch auf allen Ebenen. Ich habe Abdul nicht nur beigebracht, Flaschen mit dem Feuerzeug zu öffnen, nein, ich habe ihnen die Welt der Spezi gezeigt. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen, weshalb es nur in Deutschland Spezi gibt. Diese unglaubliche Geschmacksexplosion, wenn man Cola mit Orangenlimo mischt, kommt immer gut an und sollte weltweit bekannt sein.

Und so sah das dann aus, wenn ich im Homeoffice war und wir gemeinsam Mittaggegesssen haben.

Und dann war ja noch die Hochzeit bei den Nachbarn… Das hätte ich ja fast vergessen. Vor knapp zwei Wochen hieß es am Samstagabend als ich heimkam, das die Tochter der Nachbarin am nächsten Tag heiraten würde und wir eingeladen sind. Das ist die Nachbarin, bei der ich immer mein Brot und meine Eier kaufe im Compound gegenüber. Der Compound ist auf den Fotos oben zu sehen. Am Samstagaben war „Junggesellinnenabschied“. Also einfach sehr laute Musik, aber eigentlich keine Leute da. Am Sonntag ging es dann vormittags weiter mit lauter Musik, so dass wir ganz froh waren, als es um vier Uhr nachmittags losging und wir rüber gehen konnten. Die Feier war bei anderen Nachbarn, die ein größeres Haus haben. Alles war schön mit Plastikblumen und Glitzertüchern dekoriert. Das für mich seltsame an dieser Hochzeit: Der Bräutigam ist gerade in Gambia. Er ist für die Hochzeit gar nicht hergekommen, es waren „nur“ Stellvertreter aus seiner Familie da für die Trauung. Letzte Woche ist dann auch die Braut nach Gambia gereist. Ich schätze mal, sie kann nicht zu ihrem Mann nach Gambia reisen, ohne verheiratet zu sein. Deshalb diese Hochzeit in Abwesenheit. Anscheinend ist das kein Problem. Dank Whatsapp kann man auch ganz einfach Videohochzeiten machen…

Nach dem Essen wurden dann einzeln die verschiedenen Gästegruppen nach vorne gebeten, um mit der Braut zu tanzen. Erst die Familie, dann die Leute aus dem office und irgendwann natürlich auch Venessa (sie wohnt gerade auch im Pangolin) und ich. Der Tanz mit der Braut. Hier habt ihr mal was zum Lachen. Das Video ist leider von schlechter Qualität. Aber das wichtigste ist eh die Tonspur. Betty hat sich vor Lachen kaum mehr eingekriegt…

Das Gute bei dem Abschied vom Pangolin war, dass ich ja in der gleichen Stadt bleibe und wir uns weiterhin easy treffen können. Abdul und Betty haben mir beim Umzug geholfen. Am Freitag sind wir schon einmal in meine neue Wohnung (die zuvor Jonas Wohnung war) und haben die Küche sauber gemacht, den Herd eingeweiht und angefangen die Möbel umzustellen. Am Samstag war dann der „große“ Umzug. Komischerweise hatte ich zusätzlich zu meinen Rucksäcken und Koffern auf einmal noch einen ganzen Schwung Tüten und Beutel mit Zeug. Dabei habe ich doch gar nichts gekauft hier???

Meine neue Wohnung ist mir etwas unangenehm groß. Aber: endlich habe ich genug Platz für große Partys! Hier wird es kein Gedränge geben, wie in meiner Nürnberger Wohnung und auch Balkone gibt es ausreichend für alle, die die Party lieber auf den Balkon verlagern. Noch bin ich mit der Einrichtung nicht ganz fertig. Ich will mir noch einen Herd mit Ofen kaufen, für die Küche noch ein Sideboard und auch noch ein Regal oder Sideboard für das „dritte Zimmer“, damit ich etwas Stauraum habe. Außerdem fände ich es super, wenn ich auf einem Balkon auch einen Tischchen hätte, damit ich dort essen und arbeiten kann. Ihr merkt schon: auf „dem einen“ Balkon – ja, ich habe insgesamt drei Balkone. Kann ich leider auch nicht ändern. Der Plan ist: erst einmal ein paar Tage hier wohnen und dann schaue ich, was ich noch alles bestelle oder versuche zu kaufen.

Zurück zum Umzugstag. Nachdem Abdul und ich die Betten ein bisschen sinnfrei ab- und wieder aufgebaut hatten, ging es dann noch auf den Markt. Ich brauchte und brauche immernoch ein paar Küchenutensilien, Handtücher, Bettlacken und ähnliches. Was man eben so braucht.

Jonas hat mir zum Glück einiges dagelassen. So dass ich zumindest schon mal eine Grundausstattung hatte. Nur Geschirr und Besteck musste ich noch besorgen. Wenn ich gewusst hätte, wie schwierig es hier ist, gutes Geschirr und Besteck zu bekommen, dann hätte ich einfach mehr aus Deutschland mitgebracht. Außer meine Küchenmesser, meinen Rührbesen, meinen Gemüseschäler, meinen Stabmixer und meine Espressokannen hatte ich nichts eingepackt… Und jetzt kommt das Schlimmste: meine Espressokannen passen nicht auf den Gaskocher von Jonas! Es muss also ganz schnell ein anderer Herd her.

Jonas hatte einen eher kleinen Tisch (sorry Jonas…). Deshalb hatte ich schon vor ein paar Wochen beim Schreiner einen Tisch, zwei Bänke und vier Stühle bestellt. Gestern kam dann die Nachricht, dass alles fertig ist. Ein perfekter Start in die Woche! Ich bin also abends nach der Arbeit noch zwei Fuhren gefahren, da nicht alles auf einmal in mein Auto gepasst hat. Jetzt sitze ich hier auf einem meiner neuen Stühle an meinem neuen Tisch und blicke durch die offene Wohnungstüre aufs Wasser. Meine Wohnung ist im vierten Stock, so dass ich nach vorne wunderschöne Aussicht aufs Meer habe (also eher auf den sehr breiten Zulauf ins Meer). Dank Jonas grünem Daumen ist der Balkon sehr grün und ich habe ihn nur mit meiner Lichterkette und noch etwas aufgepimpt. Ein paar Eindrücke von meiner Wohnung gibt es schon mal, wie gesagt, ein paar Veränderungen kommen in den nächsten Wochen noch. Was ich besonders schätze, sind meine sehr dezenten Küchenfliesen. 🙂

Bevor ich nun kurz mal auf meinen Balkon hinaustrete, löse ich noch die große Frage vom letzten Mal. Habe ich denn nun auch mein letztes „Juli-Ziel“ erreicht und den Krio-Lehrer angerufen? Ja, habe ich. In einer halben Stunde ist meine erste Kriostunde.

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