Monat: Januar 2022

20 Jahre Frieden – Wo stehen wir heute?

Am 18. Januar 2002 erklärte Präsident Kabbah den seit über zehn Jahre dauernden Bürgerkrieg in Sierra Leone für beendet. Letzte Woche gab es zu diesem Anlass ein Meeting mit anschließender Pressekonferenz der CPS – Netzwerkpartner von Brot für die Welt. Zur Erinnerung: CPS steht für Civil Peace Service, auf Deutsch Ziviler Friedensdienst (ZFD). Wir stellten uns den Fragen, was wir in den letzten 20 Jahren als Organisationen dazu beigetragen haben, den Frieden zu bewahren, wo wir heute stehen und wie wir auch in Zukunft den Frieden sichern können.

11 Jahre Krieg – Gibt es da eine Unterscheidung zwischen „Gut“ und „Böse“?

Der Bürgerkrieg in Sierra Leone dauerte von März 1991 bis Januar 2002. Er gilt als einer der brutalsten auf dem afrikanischen Kontinent und vielleicht auch weltweit. Genaue Opferzahlen sind nicht bekannt. Schätzungen gehen von 50.000 bis 200.000 Todesopfern aus. Doch die Todesopfer allein machen diesen Bürgerkrieg nicht zu einem der brutalsten in der neueren Geschichte. Während des Krieges wurden unzählige Menschen verstümmelt, vergewaltigt und psychisch zerstört. Kinder wurden aus ihren Dörfern entführt, unter Drogen gesetzt und zu furchtbaren Taten gezwungen, um sie zu brechen und als Kindersoldaten einzusetzen.

In vielen anderen Kriegen weltweit, die über mehrere Jahre andauern, in denen es nicht „nur“ um politische Macht, sondern vor allem um wirtschaftliche Interessen geht, gibt es keine klaren Linien, keine zwei Lager, die sich gegenüberstehen. Diese Kriege sind komplex und nicht immer ist klar, wer „die Guten“ und wer „die Bösen“ sind. Oder gibt es überhaupt „die Guten“ im Krieg? Im Falle Sierra Leones ist es nicht anders gewesen. Gräueltaten wurden nicht nur von den Rebellen begangen. Auch Soldaten der Regierungsarmee haben geplündert, vergewaltigt und die Bevölkerung in Angst versetzt. Und natürlich sind auch internationale Unternehmen, Regierungen und Mächte involviert, wenn es um Diamanten, Gold und andere Bodenschätze geht. Man nennt es auch den Ressourcenfluch. Für die Bevölkerung von Ländern, die reich an Bodenschätzen sind und schwache Regierungen haben, sind die Bodenschätze oftmals mehr Fluch als Segen. Man sieht das in der Demokratischen Republik Kongo, im Norden Mosambiks und auch in Sierra Leone. Ich möchte heute aber nicht über den Krieg schreiben, sondern über den Frieden.

CPS Netzwerktreffen zu 20 Jahre Frieden

Anlässlich des 20-jährigen Jahrestages zum Ende des Krieges haben sich letzte Woche die CPS-Netzwerkpartner von Brot für die Welt in Sierra Leone getroffen, um gemeinsam zu reflektieren, was sie in den letzten 20 Jahren getan haben, um den fragilen Frieden zu stärken, wo wir heute stehen angesichts der nahenden Wahlen im kommenden Jahr und wie wir es schaffen können, den Frieden auch in Zukunft zu wahren.

Die Organisationen im Netzwerk arbeiten in sehr unterschiedlichen Bereichen:

  • CCSL (Counsil of Churches of Sierra Leone)
    Als kirchliche Organisation kann CCSL oftmals in konfliktreichen Situationen vermitteln, da religiöse Führer in Sierra Leone hohes Ansehen genießen und Religion für die Menschen hier sehr wichtig ist. CCSL kann deshalb vermittelnd zwischen Konfliktparteien auftreten und Situationen entschärfen.
  • Culture Radio
    Culture Radio bringt Informationen, Nachrichten und Wissen zu Menschen im ganzen Land. Radio ist insbesondere in den entlegenen Gebieten das Medium der Wahl. Über community radios wird den Menschen eine Stimme gegeben, ihre Anliegen werden publik gemacht und sie werden über wichtige Entwicklungen im Land informiert. Falschinformationen kann entgegengewirkt werden.
  • MAGE (Men´s Association for Gender Equality)
    MAGE setzt sich für Geschlechtergerechtigkeit ein. Der Ansatz ist, dass es auch Männer braucht, um diesen gesellschaftlichen Wandel voranzubringen.
  • MADAME (Mankind Activities Development Accreditation Movement)
    MADAME setzt vor allem auf berufliche Ausbildung junger Menschen. Sie bieten verschiedene Ausbildungen für junge Männer und Frauen an, um ihnen einen guten Start im Berufsleben zu ermöglichen. Wer selbstständig ist und für das eigene Leben aufkommen kann, ist weniger anfällig für Falschmeldungen und Instrumentalisierung.
  • SiLNoRF (Sierra Leone Network on the Right for Food)
    SiLNoRF setzt sich, wie der Name schon sagt, für das Recht auf Essen ein. Es ist ein Netzwerk aus mehreren Organisationen, die auch Advocacy zu den Themen Nahrungssicherheit und sauberes Trinkwasser machen. Auch Landrechte gehören zu ihren Fokusthemen.
  • Freetong Players International
    Die Freetong Players informieren und vermitteln Wissen und Botschaften durch Theaterstücke.
  • YMCA (Young Men´s Christian Association)
    YMCA hat mehrere Jugendgruppen im ganzen Land, die ähnlich wie kirchliche Jugendgruppen in anderen Ländern funktionieren und versuchen Misstände in der Gesellschaft zu verringern.
  • und natürlich CSSL (Conservation Society of Sierra Leone)

Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen. Wir treffen uns einmal im Quartal, um über aktuelle Projekte zu berichten und uns auszutauschen. Beim Treffen letzte Woche ging es wie gesagt, um den Beitrag zum Frieden nach dem Bürgerkrieg. Es geht viel um Bildungsangebote, berufliche Ausbildung, Vermittlung zwischen Konfliktparteien und den Versuch, Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft zu verringern.

Alle waren sich einig, dass einer der Hauptgründe für den Krieg damals – oder besser gesagt, einer der Gründe, weshalb der Krieg möglich war – die Perspektivlosigkeit der Menschen, insbesondere der jungen Generation, war. Hinzu kamen die große Ungleichheit im Land, die Korruption und das nicht vorhandene Vertrauen in die politische Elite, diese Missstände zu ändern. Eine Jugend, die keine Perspektive hat, die keine Ausbildung hat und sich in Drogen und Parallelwelten flüchtet, ist sehr anfällig für Radikalisierung und dafür für politische Ziele missbraucht zu werden.

Documentary on CPS 20 years after the war

Das CPS-Netzwerk hat eine 30minütige Video-Dokumentation erstellt, die die Netzwerkpartner und Betroffene zu Wort kommen lässt und auch auf die aktuelle Situation blickt. Die Netzwerkpartner berichten, was sie in den letzten 20 Jahren getan haben, um den Frieden zu stabilisieren. Der Film zeigt aber auch einige Szenen aus dem Bürgerkrieg, so dass unterschiedliche Aspekte des Krieges und des Friedens thematisiert werden.
Die Dokumentation ist leider noch nicht final freigegeben und da nicht absehbar ist, wann das der Fall sein wird, veröffentliche ich den Blogbeitrag schon einmal ohne den Film. Der Film dann nachgereicht 😉

Persönliche Erinnerungen an den Krieg – von Drogen, Mord und Kidnapping

Nachdem wir den Film angeschaut haben, gab es eine Diskussionsrunde. Offensichtlich hat der Film bei meinen Kolleginnen und Kollegen, die den Krieg miterlebt haben, viele Erinnerungen wieder hervorgeholt. Einige haben sehr persönliche Erfahrungen geteilt.

So berichtete ein Kollege, dass er während des Krieges die Schule verlassen musste und durch großes Glück die Möglichkeit hatte, anschließend seine Schule fertig zu machen und sogar zu studieren. Aber der Krieg hat ihm viel genommen. Er berichtete, dass einer seiner Mitschüler Teil der Rebellen wurde und dafür verantwortlich sei, dass seine Mutter nicht mehr da ist.

Ein weiterer Kollege erzählte, dass er gezwungen wurde (ich schätze mal, von den Rebellen), von Kenema nach Liberia zu laufen, was vier Tage dauerte. Zwischen Kenema und Liberia ist Busch und Regenwald. Dort gibt es keine Wege. Sein Bruder, von der gleichen Mutter und vom gleichen Vater (das wird hier immer extra betont, da es Mehrehen gibt), war ein Senior Rebell Leader. Deshalb wurde auch mein Kollege verfolgt und gejagt.

Ein Kollege berichtete, dass Drogen eines der Hauptprobleme waren, damals. Und es immer noch oder wieder sind. Die Jugend ist anfällig für Drogen, sie sind sehr billig hier und sie bringen die Jugendlichen in eine Abhängigkeit. Einer seiner Freunde wurde von Rebellen entführt. Er hat ihn in einem Ausschnitt im Film erkannt.

Am 25.12.1994 sei er von den Rebellen der RUF (Revolutionary United Front) gefangen genommen worden, erzählt ein weiterer Kollege. Er habe großes Glück gehabt. Ein paar Tage später haben sie ihn wieder freigelassen. Er betonte, wie wichtig es ist, den Krieg und die Kriegsgeschehnisse nicht zu vergessen. Reflektion, Erinnern und Gedenken sind wichtig.

Auch die CPS-Koordinatorin, Adenike, betonte anschließend, alle, die den Krieg erlebt haben, für sie ist klar: Nie wieder! Aber die junge Generation weiß nichts über den Krieg. Wenn sie jemanden sehen, dessen Bein oder dessen Hände amputiert sind, wissen sie nicht, dass dies mit dem Krieg zusammenhängt. Man müsse der jungen Generation erzählen, was während des Krieges passiert ist, damit auch sie sich für den Frieden einsetzen.

Wo stehen wir heute?

Im kommenden Jahr sind Wahlen in Sierra Leone. Wahlen sind immer eine fragile Zeit. Im Vorfeld der Wahlen versuchen Parteien, vulnerable Bevölkerungsteile, vor allem Jugendliche zu mobilisieren, der Druck auf die Bevölkerung steigt und es kann zu offenen Konflikten kommen. Je nach Ausgang der Wahl und je nachdem, wie die beteiligten Individuen und Parteien das Ergebnis akzeptieren, bleibt es ruhig oder gewaltsame Konflikte können ausbrechen. Es gibt zwei große Parteien im Land. Es ist üblich, dass eine Partei zwei Legislaturperioden bekommt und dann abgelöst wird. Es wird nun sehr spannend nächstes Jahr. Die aktuelle Regierung ist erst in ihrer ersten Legislaturperiode, aber die Menschen sind sehr unzufrieden mit ihnen. Es ist nicht klar, ob sie dennoch wiedergewählt werden, weil „normaler Weise“ alle eine zweite Periode an der Macht sind, oder die Bevölkerung sie nächstes Jahr schon abwählt.

Die große Ungerechtigkeit im Land war damals einer der Hauptgründe, weshalb sich Menschen den Rebellen angeschlossen haben. Mein Kollege vom CCSL betonte dies in seinem Statement. Diese Ungerechtigkeiten sind immer noch da. Die bisherigen Regierungen haben es nicht geschafft, dass zu ändern. Es gibt Verbesserungen und Entwicklungen, aber es gibt immer noch zu viele Ungerechtigkeiten im Bereich Gender, Zugang zu Ressourcen, Teilhabe am Reichtum des Landes, Lebensstandard, Landnutzung… Es gibt zu viel Korruption im Land. Als CPS-Netzwerk sollten wir diese Themen ansprechen und versuchen, diese Ungerechtigkeiten zu beseitigen, so mein Kollege.

Dass die Wunden des Krieges noch nicht verheilt sind und Sierra Leone auch zwanzig Jahre nach Kriegsende noch unter den Folgen des Krieges leidet, zeigt diese kurze Dokumentation. Vielleicht erinnert ihr euch, dass ich im guesthouse in meinen ersten Wochen eine französische Journalistin kennengelernt habe, Jenna. Sie war unter anderem in Sierra Leone um eine kurze Dokumentation zu Sierra Leone – 20 Jahre nach dem Krieg zu drehen. Sie ist zwar selbst mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden, aber ich möchte euch den Film dennoch nicht vorenthalten. Für die Dokumentation ist sie mit einem der Rebellen in eines der Dörfer gefahren, das er damals überfallen hat.

Über den Frieden reden und schreiben

Nach der offenen Diskussionsrunde haben wir uns in thematischen Gruppen zusammengesetzt und reflektiert, was wir als CPS-Netzwerkpartner gemacht haben, um den Frieden zu stabilisieren, wo wir die Herausforderungen für die Zukunft sehen und wie wir ihnen begegnen wollen. Für uns als CSSL geht es dabei hauptsächlich um Land Use und die Nutzung der Bodenschätze und natürlichen Ressourcen des Landes. Wir versuchen zum Beispiel zwischen den Communities und Regierungsorganen zu vermitteln, den Communities alternative Einkommensmöglichkeiten aufzuzeigen und in diesem Bereich für mehr Transparenz und Gerechtigkeit zu sorgen.

Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass der Frieden nicht sicher ist. Dass die Situation im Land nach wie vor fragil ist und wir uns weiterhin für den Frieden einsetzen müssen. Der Jugend eine Perspektive geben, den Menschen einen sicheren Lebensunterhalt ermöglich, Regierende zur Verantwortung ziehen, wenn sie ihre Versprechen nicht einhalten, sie in ihren Bemühungen unterstützen und helfen die Korruption zu bekämpfen. All dies sind Punkte, die auf unserer Liste stehen.

Ich weiß, ich habe am Anfang geschrieben, ich möchte nicht über den Krieg schreiben, sondern über den Frieden. Nachdem ich mich aber mit dem Frieden beschäftigt habe, habe ich gemerkt, ich kann nicht über den Frieden in Sierra Leone schreiben, ohne den Krieg im Hinterkopf zu haben. Ohne an die Zerbrechlichkeit des Friedens zu denken. In meinem täglichen Leben hier ist der Krieg sehr weit weg. Ich fühle mich sehr sicher. Ich denke, meinen Kollegen und Kolleginnen geht es ähnlich. Ich habe zum Beispiel nicht das Gefühl, dass es gefährlich ist, wenn ich nachts an der Straße stehe und auf ein Keke warte oder allgemein, wenn ich im Land unterwegs bin. Sicherheit ist aber offensichtlich nicht immer gleichzusetzen mit politischer und gesellschaftlicher Stabilität.

Als ich angefangen habe, zum Frieden zu recherchieren, musste ich feststellen, dass er fragiler ist, als ich dachte. Eine Studie des ACLED (Armed Conflict Location & Event Data Project), die im Dezember 2020 veröffentlicht wurde, zeigt einige Warnsignale auf. Laut dieser Studie nähert sich Sierra Leone in vielen Gesellschaftsbereichen wieder der Situation zu Beginn der 1990er Jahre an. Ich habe mich ja anfangs immer gefragt, was meine Stelle mit Frieden zu tun hat. Nach und nach verstehe ich es. Bei Frieden geht es nicht nur um die Abwesenheit von Krieg – das war mir schon zuvor klar. Wir sollten an den Frieden denken, bevor es zum Krieg kommt und mit allen Anstrengungen versuchen, den Frieden zu bewahren. In unserem Fall heißt das: für mehr Gerechigkeit und Teilhabe zu sorgen. Ich hatte anfangs nur nicht so klar gesehen, was meine Stelle bei einer Umweltorganisation damit zu tun. Nun verstehe ich es. Wir versuchen, die Umwelt zu schützen und damit auch die Lebensgrundlage der Menschen. Wir versuchen, die Regierung an ihre Versprechen zu erinnern und sie dabei zu unterstützen, die Gesetze umzusetzen. Das macht die Regierung verlässlicher in den Augen der Menschen und stabilisiert damit auch die Gesellschaft im allgemeinen. Unser Einfluss mag nicht ausschlaggebend sein, aber wenn viele Organisationen das gleiche Ziel verfolgen und sich auf unterschiedlichen Gesellschaftsebenen für den Frieden einsetzen, dann können wir den Frieden hoffentlich wahren.

A Holiday for War? A Holiday for Peace!

Ein Vorschlag, der sowohl im Film kam, als auch in den anschließenden Gruppenpräsentationen war ein nationaler Feiertag, um dem Krieg zu Gedenken. An der Formulierung „A Holiday for the War“ würde ich persönlich noch etwas feilen. Ich fände es schöner, einen Holiday for Peace zu haben, um dem Frieden zu Gedenken und den Krieg dennoch nicht zu vergessen.

Und dabei ist mir aufgefallen, dass wir in Deutschland keinen Feiertag haben, für das Ende des Zweiten Weltkrieges. Vielleicht brauchen auch wir einen solchen Feiertag. Es gibt viel Gedenken an die Gräueltaten der Nazis, wie die Reichsprogromnacht, die Wannseekonferenz und weitere Daten. Aber ich glaube, es wäre auch gut einen Tag für den Frieden zu haben, an dem wir uns daran erinnern können, welch großes Glück wir haben, dass wir seit über 75 Jahren in Frieden leben.

Meetings bei gefühlten Minusgraden….

Zum Ende hin, wie immer ein paar Fotoeindrücke. Es ist immer noch gewöhnungsbedürftig für mich, dass wir bei Besprechungen in abgedunkelten Konferenzsälen sitzen, die mit der Klimaanlage auf 17° heruntergekühlt werden. Dieses Mal wurde das Mittagsessen mit goldenen Löffeln verspeist. Die Kontraste im Land sind allgegenwärtig…

(Bitte nicht erschrecken, dass mein Teller halbleer ist. Ich versuche nach wie vor möglichst wenig Fisch und Fleisch zu essen und scheitere fast täglich. Aber manchmal schaffe ich es!)

 

Wi de play – Africa Cup of Nations

Am 18. Januar 2002 wurde der Bürgerkrieg in Sierra Leone nach über zehn Jahren für beendet erklärt. Ich dachte mir, dass ist ein Anlass, um über den Krieg und vor allem über 20 Jahre Frieden zu schreiben. Aber das Jubiläum ist gar nicht Thema No1 gerade – Thema No1 der letzten Wochen war Sierra Leones Beteiligung am Africa Cup! Deshalb schreibe ich heute nicht über den Frieden, sondern über das, was die Menschen aktuell bewegt: Fußball!

Das erste Mal seit 25 Jahren wieder dabei

Der Africa Cup of Nations 2021 (verschoben wegen Covid) findet seit dem 9. Januar in Kamerun statt. Sierra Leone hat sich das erste Mal seit 25 Jahren qualifiziert. Als wir letztes Jahr das Qualifikationsspiel gewonnen haben, war ganz Freetown auf der Straße und aus dem Häuschen, Menschengruppen mit Sierra Leonischen Flaggen rannten durch die Straßen und machten mit Trillerpfeifen und Topfdeckeln unendlich viel Lärm. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Stimmung, ich saß im Keke und war mittendrin. Freudiges Chaos in der ganzen Stadt. Es war klar: das hier ist nur der Vorgeschmack. Let´s see, was passiert, wenn wir erst wirklich im Africa Cup spielen…

Erstes Spiel: Sierra Leone – Algerien

Und dann war es so weit, erster Auftritt Sierra Leone auf der internationalen Fußballbühne seit über zwei Jahrzehnten. Wahnsinn! Stellt euch das vor. Eine ganze Generation junger Menschen ohne internationale Fußballturniererlebnisse. Und dabei sind hier alle so fußballbegeistert.

Das erste Spiel fand am frühen Nachmittag statt. Ich habe es also gemeinsam mit meinen Kollegen in unserem Konferenzraum auf dem großen Bildschirm angeschaut.

Meine Kolleginnen waren nicht wirklich interessiert, obwohl sie sich in den Landesfarben gekleidet hatten, kamen sie immer nur ins Zimmer gestürmt, wenn der Lärmpegel bei uns im Zimmer und draußen auf der Straße zunahm und klar war, irgendetwas ist passiert.

Tina hat mir von zu Hause immer Nachrichten geschrieben: „Jetzt haben wir wohl ein Tor gemacht? Die Leute auf der Straße drehen durch.“ – „Nein, es war nur der Anstoß.“ … „Jetzt haben wir aber ein Tor gemacht.“ – „Nein, war leider Abseits.“ …. „Jetzt haben wir aber gewonnen oder?“ – „Nein. Wir haben unentschieden gespielt. Das Spiel ist aus.“

Trotz unentschieden wurde gejubelt und gefeiert. Beim Abpfiff sprangen meine Kollegen auf und tanzten und jubelten, als hätten wir gewonnen. Okay, Sierra Leone hat unentschieden gegen den amtierenden Meister Algerien gespielt. Also kein schlechter Auftakt für das Turnier.

Spiel 2: Sierra Leone – Elfenbeinküste

Das zweite Spiel war an einem Sonntag. Wir haben uns also mit ein paar Freunden verabredet, um es gemeinsam zu schauen. Kurzfristig mussten wir aber kurz vor Anpfiff die Location nochmal wechseln, weil die erste Location einfach keine gute Fußball-Atmosphäre hatte. Zu clean und posh. Also schnell zum nächsten Roundabout und Keke klargemacht und auf in die Fußballkneipe, in der die Iren immer Premier league schauen und meist fußballbegeistertes Publikum ist. Yep, das war dann schon mehr unser Ding. Am Roundabout wurden wir direkt noch mit der Salone Flagge im Gesicht geschmückt (uns wurde mit Nagellack die Fahne auf die Wangen gemalt) und die kleine Fahne hatten wir ja eh schon mitdabei. Nun waren wir wirklich vorbereitet für das Spiel.

Dieses Spiel war um einiges spannender, vor allem, da Ivory Coast tatsächlich irgendwann ein Tor gemacht hat und wir das restliche Spiel mit zum Zerreißen gespannten Nerven immer wieder aufspringen mussten, wenn es zu brenzligen Situationen kam. Tina ist nicht wirklich für ihre Fußballbegeisterung bekannt, aber hier ist selbst für sie kein Halten.

Was für mich sehr interessant zu beobachten ist: Wenn Sierra Leone etwas Gutes macht, dann wird aufgesprungen, applaudiert, getanzt… Wenn die Gegner ein Tor machen, verfallen alle in eine Art kollektive Schockstarre. Da ist kein Gemaule, keine Beschwerde, kein Nichts. Einfach nur ruhige Niedergeschlagenheit.

Was ein Fest, als wir in der Verlängerung dann den Ausgleich erzielten. Party on! Wieder ein Unentschieden, das gefeiert wird, wie der Turniergewinn.

Der Montagmorgen im Büro war dann auch entsprechend anstrengend 😉 Ich frage mich wirklich, weshalb an den Tagen nach den Spielen nicht einfach Public Holiday ausgerufen wurde…

Und weil ihr euch ja auch immer für alltägliches interessiert, dachte ich, ich mach mal eine kleine Fotoreihe vom Klo. Was gibt es alltäglicheres als den Gang zur Toilette. Auch wenn Wasserhähne und Spülkasten vorhanden sind, heißt das nicht immer, dass da auch Wasser kommt. Deshalb gibt es die kleinen handlichen „Plastik-Teekannen“ und meist gibt es eine Wassertonne, wo man diese auffüllen kann.

Spiel 3: Sierra Leone – Äquatorial Guinea

Gestern dann, das große Zittern. Das alles entscheidende Spiel. Kommen wir in die nächste Runde, oder nicht? Eigentlich haben alle damit gerechnet, dass wir gewinnen. Weil die Menschen hier einfach sehr viel Hoffnung in sich tragen und weil der Präsident allen Spielern eine Prämie für jedes gewonnen Spiel versprochen hat und wir uns sicher waren, dass sie die Prämie bestimmt haben wollen.

Das dritte Spiel wollten wir an der Beach Road anschauen. Von dort aus kommen wir im Notfall auch zu Fuß nach Hause, weil wir wussten gar nicht, was wohl passiert, wenn wir gewinnen. Und natürlich war auch klar, am Beach wird die Stimmung am besten und die Party am lautesten sein. Schließlich reiht sich am Strand eine Bar an die nächste.

Wie beim letzten Spiel haben wir einmal location gewechselt. In der ersten Location gab es keine Sitzplätze mehr. Alles war reserviert und wir hätten in der Sonne stehen müssen. Das wäre zu viel Sonne gewesen. Also sind wir einfach die Straße lang und in die nächstbeste Bar. Ein Volltreffer! Nicht nur wegen des Barmanns und des Herren mit der rosa Schürze. Die Stimmung war top – fehlten nur noch ein paar Tore für Salone.

Dieses Spiel war das mit Abstand am aufregendsten. Wir lagen schon in der ersten Halbzeit hinten, aber in der zweiten machte Sierra Leone wirklich Druck. Leider, leider, ohne Erfolg. Wir gaben die Hoffnung nicht auf. Das letzte Mal glückte der Ausgleich ja auch erst in der Nachspielzeit. Als dann aber Kamara kurz vor Ende der regulären Spielzeit einen Elfmeter verschoss, war die Stimmung am Boden. Fast alle Zuschauer und Zuschauerinnen verließen die Bar noch vor Abpfiff. Kein Lächeln mehr in den Gesichtern. Nur noch Trauer und Enttäuschung. Als der Schiedsrichter Sierra Leone den Elfmeter gab, rasteten alle aus. Wir dachten schon, es wäre ein Tor. Und dann diese Enttäuschung…

Wir hoffen nun auf das nächste Turnier. Salone hat nicht schlecht gespielt. Die Abwehr und der Torwart sind sehr gut, nur mit den Toren klappt es nicht so. Kam mir irgendwie von irgendwo bekannt vor…

Salone Stars – still our team!

Wir haben den Abend dann noch in einem Beachrestaurant mit Sonnenuntergang und Chicken und Chips ausklingen lassen. Tina hat unterwegs noch versucht ein paar Plastikflaschen vor den Wellen zu retten.

Während ich den Beitrag schreibe, höre ich auf einmal Geschrei von der Straße. Neugierig schau ich auf den Balkon und unten stehen ein paar Leute und diskutieren sehr emotional aufgeladen über das gestrige Spiel. Es wird laut diskutiert, weil unsere Mannschaft einen Elfmeter verschossen hat. Hoffentlich lassen sie ihre Enttäuschung nicht am Team aus. Salone Stars sind schließlich immer noch unser Team. Egal ob sie gewinnen oder verlieren!

So war das mit Salone und dem Africa Cup 2021. Aber der nächste Africa Cup kommt bestimmt und dann sind wir wieder mit dabei!  

Zum neuen Jahr: Hoffnung

Das neue Jahr ist schon ein paar Tage alt, aber noch nicht zu alt, um hoffnungsvoll auf die kommenden Monate zu blicken. Inspiriert für meinen Hoffnungspost hat mich ein Buch, dass ich gestern Vormittag fertiggelesen habe: „Das Buch der Hoffnung“ von Douglas Abrams und Jane Goodall. Ich interessiere mich für die Arbeit von Jane Goodall, weil sie unglaublich viel für den Artenschutz und die Erhaltung der Biodiversität erreicht hat. Deshalb habe ich mir direkt das Ebook geholt, als ich von dem Buch gelesen hatte. Angefangen hat für sie alles mit ihrer Liebe zur Natur und vor allem zu den Schimpansen. Auch wenn das Buch sich stellenweise so liest, als wäre es für den amerikanischen Buchmarkt geschrieben, hat es mir tatsächlich Hoffnung gegeben. Und so hoffe ich, dass ich auch dem einen oder der anderen von euch die Augen öffnen kann für die Hoffnung.

Schlaflose Morgenstunden und zu viel im Kopf

An den ersten Tagen des neuen Jahres war meine Entspanntheit irgendwie auf einmal verflogen. Jeden Morgen bin ich aufgewacht mit Kopfkino und Gedankenkarusell. Die Gedanken drehten sich hauptsächlich um die Arbeit. Aber auch um den Alltag hier. Alles war so unsortiert und gleichzeitig so vielschichtig in meinem Kopf. Da sind so viele Aufgaben, die in der Arbeit auf mich warten und so viele Erwartungen, die an mich gestellt werden, dass ich sie nicht einmal alle aufzählen und benennen kann. Ich würde gerne alle Projekte angehen, die da auf mich warten, aber ich weiß gar nicht, wie ich das alles in einem 24 Stundentag schaffen soll. Wo anfangen, wann aufhören und bringt das dann überhaupt etwas?

Projektmanagement, Kommunikationsstrategie und Mitgliederbetreuung

Dazu kam, dass ich im alten Jahr nicht mehr alles geschafft hatte, was ich eigentlich vorhatte und was auch projektgebunden abgeschlossen werden sollte. Ich hatte über Weihnachten erfolgreich verdrängt, was alles als Ergebnis und als Herausforderungen und To Do´s aus unserem Workshop resultierte und was nun also angegangen werden möchte. Es fängt damit an, dass in den Projekten und allgemein in der Organisation das Projektmanagement verbessert werden könnte. Damit wäre dann auch unsere Arbeit als Kommunikationsteam leichter. Es wäre super, wenn alle ihre Arbeit planen würden und es gemeinsame Prozesse und Vorgehensweisen gäbe, die auch definiert sind. Es läuft schon alles, darum geht es nicht. Aber vieles wird adhoc gelöst. Ich denke, dass es für alle gut wäre, wenn wir in den verschiedenen Projekten langfristiger planen und organisieren würden und das Wissensmanagement verbessert werden würde. Gleichzeitig sind die Abgrenzungen zwischen den Bereichen nicht ganz klar und damit auch meine Rolle nicht wirklich. Eine meiner Aufgaben besteht ganz klar darin, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln, aber wir haben nicht wirklich Zeit dafür, weil zu viele Aktivitäten anstehen, die geplant, organisiert und umgesetzt werden müssen, so dass kaum Zeit dafür bleibt, das große Ganze zu betrachten und strategisch aufzusetzen.

Und dann kommen noch meine vielen kleinen „Nebenprojekte“ dazu. Auf einmal ist das Backend der Internetseite anders, so dass wir alle Seiten nochmal überarbeiten müssen. Eigentlich dachten wir ja, die Internetseite steht jetzt. Weit gefehlt. Jetzt müssen wir uns erst einmal mit dem neuen Backend vertraut machen und dann alle Seiten so überarbeiten, dass sie wieder so aussehen, wie wir das wollen. Gerade ist das nämlich nicht mehr der Fall. Dann soll ich der Kollegin helfen, die die Mitglieder betreut, das mit den E-Mail-Adressen klappt auch noch nicht und und und. Viel zu viel in meinem Kopf.

Und eigentlich wollen wir den Wald retten…

Wenn ich dann aus dem Fenster auf die abgeholzten Hügel blicke oder wir Richtung Strand fahren, entlang an trockenen Hängen, an denen bis vor wenigen Jahren noch dichter Wald gestanden hat, dann denke ich, eigentlich wollen wir den Wald retten, aber gefühlt bin ich mit so vielen anderen Dingen beschäftigt, dass ich gar nicht dazukommen, mir Gedanken für eine gute Kampagne zu machen, um das Abholzen zu stoppen und die Lebensgrundlage für Mensch und Tier zu retten.

Wenn ich mit Leuten spreche, die ich neu kennenlerne, fragen die natürlich immer, was ich hier mache. Wenn ich dann erzähle, dass ich für die Conservation Society arbeite und wir den Wald retten wollen, schauen alle immer beeindruckt, aber auch etwas mitleidig. Ein sinnloses Unterfangen. Wie soll man hier die Abholzung stoppen? Auch wenn es aussichtlos erscheint, müssen wir es probieren. Wir haben keine Wahl. Wir wissen, dass der Klimawandel voranschreitet und das Fenster immer kleiner wird, in dem wir die Folgen noch soweit abmindern können, dass wir weiterhin (gut und wie gewohnt) auf dem Planeten leben können.

Und dann sind da ja noch die Jungs vom Strand

Von meiner Begegnung mit den bettelnden Jungs am Strand habe ich ja berichtet (Please Ma, ah beg yu). Die sind auch noch in meinem Kopf. Wir haben schon ein paar Gedankennetze gesponnen, was eine Lösung sein könnte. Es gibt ein paar Männer am Strand, die den Müll dort sammeln. Ich weiß nicht wie regelmäßig und wie das Ganze finanziert wird oder ob die das auf Freiwilligenbasis machen. Tina hatte die Idee, man könnte ja das Müllkonzept von Festivals kopieren. Bei manchen Festivals in Deutschland werden Müllsäcke verteilt. Werden die dann voll zurückgebracht, gibt es einen kleinen Obolus. So etwas ähnliches könnte vielleicht auch hier klappen. Dann wäre der Strand sauber, es würde weniger Müll ins Meer geschwemmt werden und die Jungs hätten einen kleinen Verdienst und würden ihr Geld verdienen und nicht erbetteln. Das fühlt sich für sie gut an und sie erlangen eine gewisse Unabhängigkeit von milden Herzen. Ich muss mir das nochmal ein bisschen genauer überlegen und dann mit Mohammed sprechen. Das ist einer der Männer am Strand, die dort ab und an Müllsammeln. Vielleicht bekommen wir unser Projekt von den Strandlokalen finanziert. Für die wäre das ein Vorteil: deren Gäste werden nicht mehr angebettelt und der Blick auf einen sauberen Strand bringt vielleicht mehr Kundschaft. Das ist so eines der kleinen Nebenprojekte.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Als ich dann angefangen habe, das Buch der Hoffnung zu lesen, wurde mir bewusst, wie wichtig Hoffnung ist. Das Sprichwort „die Hoffnung stirbt zuletzt“ ist sehr weise und sehr wichtig. Es stimmt schon, wenn ich nicht zumindest eine klitzekleine Hoffnung hätte, dass wir es irgendwie schaffen können, den Wald und damit ja auch das Habitat der Tiere und die Wasserressourcen für uns Menschen zu bewahren, dass es eine Lösung gibt, für die vielen kleinen Probleme, die mir hier begegnen, dann müsste ich direkt meine Rucksäcke packen und nach Hause kommen. Andererseits denke ich mir, was dann? Was passiert denn, wenn ich zurückgehe? Dadurch, dass alles global verbunden ist, kann ich ja nicht wegrennen vor der Realität. Nur weil ich nicht mehr zusehe, wie die Wälder abgeholzt werden, heißt es ja nicht, dass es nicht mehr passiert. Nur dass ich nicht mehr angebettelt werde mit großen Augen und der typischen Handgeste vor dem Mund, heißt es ja nicht, dass die Jungs nicht mehr da sind und nicht mehr hungrig schlafen gehen.

In dem Buch werden einige hoffnungsvolle Geschichten erzählt, die zeigen, dass nicht nur die Natur einen unglaublichen Überlebenswillen und Resilienz besitzt, sondern auch wir Menschen. Solange Hoffnung da ist, machen wir weiter und können auch Unmögliches erreichen.

In Ruanda zum Beispiel wurde sehr viel Wald wieder aufgeforstet und die Natur erholt sich. Die berühmte Maya Bay in Thailand war für zwei oder drei Jahre für den Tourismus gesperrt, auch dort hat sich die Tier- und Pflanzenwelt erholt. Maritime Lebensräume benötigen laut Studien 10 bis 15 Jahre, um sich zu regenerieren (wenn die Zerstörung und der Schaden nicht zu weit vorgeschritten sind). Wälder brauchen länger, sie brauchen rund 45 Jahre. 45 Jahre mögen für manche wie ein langer Zeitraum erscheinen, aber ich finde, es ist ein sehr hoffnungsvoller kurzer Zeitraum. In meiner Familie ist es nur ein halbes Menschenleben. Ich musste direkt an den riesigen Baum auf Bunce Island denken. Ich habe mir auch schon überlegt, wie wundervoll es wäre, in 40 Jahren nach Sierra Leone zurückzukommen und nicht wegen komplett abgeholzten Hügelketten weinen zu müssen, sondern aus Freude, weil die Hügel wieder bewaldet sind. Ein sehr schöner Gedanke, wie ich finde.

Für mich waren die Geschichten in dem Buch, auch wenn sie teilweise ein bisschen plakativ waren, trotzdem irgendwie Hoffnungsquelle. Zu sehen, was andere Menschen erreicht haben, gibt mir wirklich Hoffnung und Kraft, dass wir auch hier einiges bewegen können.

In dem Buch wurde zum Beispiel mehrmals ein Film erwähnt, der von zwei Männern in China erzählt. Ein blinder Mann und ein Mann ohne Arme, die gemeinsam tausende Bäume pflanzen, um den Generationen nach ihnen einen Wald zu hinterlassen und um die Umweltzerstörung aufzuhalten. Eine wirklich beeindruckende Geschichte:

Hoffnung gibt Kraft

Auch wenn ich ein bisschen überfordert im Kopf ins neue Jahr gestartet bin, blicke ich jetzt voller hoffnungsfrohem Tatendrang auf die nächsten Monate. Es ist gerade nicht mehr der sorgenvolle Blick, bei dem ich denke – wie sollen wir das nur jemals schaffen. Sondern eher ein hoffnungsvolles Lächeln – wie gut es sich anfühlen wird, wenn wir es geschafft haben. Diese Vorfreude auf das Gefühl etwas erreicht zu haben, beflügelt. Was geschafft und erreicht denn nun? Ich denke, es werden ganz viele kleine Schritte sein, die ganz viele Menschen zusammen gehen müssen, um am Ende ans Ziel zu gelangen. Oder wie der Taufspruch meiner Nichte es ausdrückt:

Wenn viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, viele kleine Schritte tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.

Sprichwort aus Südafrika

Mein Ziel hier ist, die Vielfalt und Schönheit der Natur zu bewahren und damit auch die Lebensgrundlage der Menschen zu sichern. Wenn die Menschen Zusammenhänge verstehen und Optionen haben, dieses Wissen umzusetzen und ihre Gewohnheiten zu ändern, dann sind wir dem Ziel schon um einiges näher. Und dann müssen wir es natürlich noch schaffen, dass auch die Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen mit uns in die gleiche Richtung gehen.

Mir ist auf jeden Fall klar geworden, dass ich anscheinend ganz viel Hoffnung in mir trage. Hoffnung, die teilweise auch Gewissheit ist. Hoffnung, dass meine Freundschaften die große Distanz überstehen. Hoffnung, dass ich mit meiner Arbeit hier etwas zum besseren verändere. Hoffnung, dass ich nicht alleine bin, in meinen Bemühungen. Da ist mir auch wieder ein Zitat von Albert Camus eingefallen, dass mir in schwierigen Zeiten hilft.

Im tiefsten Winter erkannte ich, dass in mir ein unbezwingbarer Sommer wohnt.

Albert Camus

Um aus meinem Gedankenkarusell herauszukommen, habe ich zu  meinem bewährten Mittel gegriffen: ich habe Listen angelegt. Listen helfen mir immer immens, um Sachen zu sortieren, zu strukturieren und dann mit klarem Kopf nochmal zu betrachten. Eine Liste vermittelt mir immer das Gefühl, als könnte man sie abarbeiten. Ich weiß zwar immer noch nicht, ob ich alles schaffen kann, was ich mir vornehme für das kommende Jahr, aber ich bin voller Zuversicht, dass ich zumindest einiges Anstoßen und voranbringen kann und dann folgt diesem Jahr ja wieder eines.

Von einigen von euch weiß ich, dass ihr auch ein paar schwere Wochen oder manchmal auch nur Tage hattet in letzter Zeit. Jede und jeder hat ja ganz eigene innere dunkle Zeiten. Ich hoffe, dass ihr alle gut durch eure dunklen Zeiten kommt, die Hoffnung immer wieder findet und mit ihr voller Zuversicht in die Zukunft blicken könnt. Das hört sich jetzt alles etwas geschwollen an, aber ich weiß nicht so genau, wie man das anders ausdrückt.

Zum Ende noch ein Zitat aus dem Buch, das ich ganz gut fand und das ich mir besonders für meine Arbeit ans Herz legen möchte. Ich glaube, es kann sehr hilfreich sein für den Umgang mit meinen Mitmenschen und dafür wirklich Lösungen zu finden, die für die Menschen sind.

„Denken mit dem Hirn, Verstehen mit dem Herzen.“

Das buch der Hoffnung, Jane goodall

Und weil es bei mir hier ja irgendwie um Umweltschutz geht und darum, die Folgen des Klimawandels zu minimieren und ihnen entgegenzuwirken, möchte ich euch auch Jane Goodalls Aufruf an uns alle nicht vorenthalten:

„Lassen Sie uns das Geschenk des Lebens nutzen, um eine bessere Welt zu schaffen.“

Das buch der Hoffnung, Jane Goodall

In diesem Sinne: Auf ein hoffnungsvolles und tatkräftiges neues Jahr!

Und jetzt, wo ich eigentlich schon fertig bin, fällt mir noch eine weitere Hoffnungsgeschichte ein. Gestern war das Eröffnungsspiel des Africa Cup of Nations. Morgen ist das erste Spiel von Sierra Leone – wir haben uns das erste Mal seit 25 Jahren qualifiziert!

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