An dieser Stelle möchte ich euch zunächst sagen, wie sehr ich mich freue, dass so viele Leute meinen Blog lesen und vielen, vielen Dank auch für die vielen Rückmeldungen. So erhielt ich zum Beispiel von meiner Mutter den Hinweis, dass ich den Beriff Advocacy erklären sollte – habe ich direkt angepasst. Hummel hat mich dankenswerter Weise darauf aufmerksam gemacht, dass das Foto von mir mit den Koffern nur auf Insta zu sehen war, aber nicht auf dem Blog. Auch das habe ich nun ergänzt. Im Artikel Und dann kam die Angst seht ihr mich jetzt mit meinen Koffern und Rucksäcken vor dem Abflug am Flughafen Frankfurt und auch mein erstes Selfie aus Sierra Leone. Mein Neffe stellte die wichtige Frage „Hast du schon eine Giraffe gesehen???“ – Nein, leider nicht. Erstens bin ich ja in der Stadt und zweitens gibt es in Sierra Leone meines Wissens gar keine Giraffen. Wir haben Leoparden, Schimpansen, Nilpferde und Antilopen, aber keine Giraffen. Und dann hat mich vor wenigen Tagen noch eine wichtige Frage per Voicenachricht erreicht:
„Kaddl, darf man im Meer denn baden?“
fragt Luise mich am frühen Donnerstagmorgen. Ihr kam die Frage, weil auf meinen Fotos zwar Strände zu sehen sind, aber nie Menschen im Wasser. Etwas verschlafen und unter mehreren Gähnern habe ich die Antwort zurückgeschickt. Im Nachhinein dachte ich mir aber, vielleicht interessieren sich mehr Leute für die Antwort auf diese Frage, deshalb hier nochmal für alle die Antwort, warum auf meinen Fotos keine Menschen beim Schwimmen zu beobachten sind 😊
Das Recht am eigenen Bild
Liebe Luise, warum sind auf meinen Fotos fast nie Menschen im Wasser zu sehen und auch so selten Menschen auf meinen Fotos. Das hat mehrere Gründe. Einer davon ist, dass jede Person ein Recht am eigenen Bild hat. Ich versuche dieses Recht möglichst zu akzeptieren, dass heißt, es anzuerkennen und darauf Rücksicht zu nehmen. Vielleicht möchten die Menschen gar nicht, dass ich sie einfach fotografiere und ihre Fotos dann ins Internet stelle, wo man das Foto von der ganzen Welt aus sehen kann. Vielleicht finden die Menschen sich nicht schön auf dem Foto oder ihnen ist die Situation unangenehm, in der ich sie fotografiere. Für mich ist das ein bisschen schwierig, weil ich euch dann nur schwer zeigen kann, wie es hier aussieht, weil die Menschen gehören ja zu meiner neuen Umgebung 😉 In meinem Beitrag Begegnungen zum Beispiel seht ihr Menschen auf den Fotos von meinem Ausflug ins City Center (City Center heißt auf Deutsch Stadtzentrum – City heißt Stadt und Center heißt Zentrum). Aber diese Menschen waren in der Stadt auf der Straße unterwegs. Ich hoffe deshalb, es ist in Ordnung, dass ich sie fotografiert und die Fotos verwendet habe.
Der Strand ist nicht zum Schwimmen, sondern zum Fußballspielen da
Ein weiterer Grund, weshalb auf meinen Strandfotos kaum Menschen im Wasser sind, ist, dass die Menschen hier nicht unbedingt zum Strand gehen, um zu schwimmen. Der eine Strand, der Lumley Beach (Beach ist das englische Wort für Strand und Lumley ist der Name des Stadtteils), ist ein paar Kilometer lang und wird hauptsächlich an den Wochenenden als Ausflugsziel genutzt. Es ist quasi der Stadtstrand. An der „Strandpromenande“, der Straße, die am Strand entlang führt, gibt es ganz viele Restaurants und Strandbars. An Samstagen und Sonntagen ist der Strand voller Menschen, die dort ihr Picknick machen. Unter der Woche wird der Strand eher zum Sportmachen genutzt. Abends ab fünf gehen die Leute hier Joggen und es wird vor allem Fußball gespielt. Nach dem Fußball kühlen sich die Spieler auch in den Wellen ab. Aber richtig Schwimmen gehen sie nicht.
Der Strand ist manchmal schmutzig
Ich selbst war auch nicht schwimmen direkt an dem Strand bei meinem Hotel, obwohl ich einfach nur über die Straße gehen musste. Aber: das Wasser dort ist nicht wirklich sauber. Am Strand selbst sieht man das, weil einiges an Plastikmüll am Strand liegt. Plastikflaschen, Fetzen von Plastiktüten, Schuhe und noch einiges mehr. Der Müll kommt teilweise aus dem Meer, aber hauptsächlich wird er aus der nahen Bucht herausgeschwemmt. An den Ufern der Bucht, die ihr unten auf dem Foto seht, haben einige Familien sich Häuser gebaut. Es gibt dort aber weder Müllabfuhr, noch Toiletten noch sonst irgendetwas. Der Wasserstand in der Bucht ist sehr unterschiedlich. Je nachdem, ob gerade Flut ist (also viel Wasser in der Bucht ist) oder Ebbe (also wenig Wasser in der Bucht ist). Beim Wechsel zwischen Flut und Ebbe wird der ganze Müll und auch wortwörtlich die Scheiße, aus der Bucht herausgeschwemmt und am nächsten Strand – dem Lumley Beach – wieder an Land gespült. Das Wasser dort ist deshalb nicht so sauber. Es ist kein Dreck, den man sehen kann. Das Wasser sieht sauber aus, aber es kann „unsichtbaren“ Schmutz enthalten, von dem man krank werden kann. Ich bin deshalb dort lieber nicht schwimmen gegangen.
Starke Wellen und Unterwasserströmungen
So viel also zum Lumley Beach, an dem das Wasser nicht so sauber ist und wo die Leute eher Fußball spielen als schwimmen zu gehen. Es gibt aber ja noch ganz viele andere Strände. Zum Beispiel in Lakka. Lakka ist ein Ort etwas südlich von Freetown. Südlich heißt, dass man auf der Landkarte etwas nach unten gehen muss. Dort ist das Wasser sehr sauber und der Strand ist sehr schön. Aber auch hier – keine Menschen auf meinen Fotos. Ich kann jetzt schon verraten: an einem Teil des Strandes sind sehr viele Menschen im Wasser, aber nur an einer Stelle. An den anderen Stellen sind die Wellen und die Strömungen unter Wasser sehr stark. Die Wellen sehen von außen gar nicht so groß aus. Aber man sieht schon, dass unter Wasser sehr viel Bewegung ist und das Wasser dort sehr viel Kraft hat. Wenn man dort ins Wasser geht, kann es sein, dass die Wellen einen unter Wasser ziehen und die Strömung unter Wasser einen vom Strand wegzieht. Das kann gefährlich sein. Hier gibt es keine Bademeister. Und falls ihr einen Globus zur Hand habt (@Chris I.: sorry, dass ich in diese Wunde bohre) seht ihr, dass wenn ich hier in Sierra Leone aufs Meer gezogen werde von der Strömung, sehr lange warten muss, bis wieder Land kommt. Wenn man den Strand nicht kennt, muss man hier deshalb immer jemanden fragen, ob es gefährlich ist, bevor man ins Wasser geht. Die Leute, die direkt am Strand wohnen, wissen das normalerweise.
In der kleinen Bucht: Riesen Gaudi im Wellenbad
An einer Stelle am Strand in Lakka ist allerdings eine riesen Gaudi im Gange – zumindest am Feiertag und am Wochenende. Der Strand endet an einer kleinen Landzunge, so dass hier keine Strömung ist und man ohne Gefahr ins Wasser gehen kann. Als wir vom Auto durch die kleinen Gassen zwischen den Häusern an den Strand gelangen, empfängt uns ein ohrenbetäubender Lärm. Unzählige Kinder sind im Wasser und haben sichtlich Spaß daran, sich von den Wellen hin- und herwerfen zu lassen. Hier sind eindeutig viele (kleine) Menschen im Wasser.
Menschenleere Traumstrände
Natürlich kann ich keinen Beitrag über Strände veröffentlichen, ohne meinen Lieblingsstrand zu nennen: Cockle Point Beach. Ich habe schon davon berichtet in meinem Artikel First day in my live as an expat. Ich war mittlerweile jedes Wochenende mindestens einmal dort und es ist jedes Mal so wunderschön. Sehr ruhig, sehr angenehm – einfach Entspannung pur. Das Strandlokal ist am Ufer eines Flusses, der ins Meer mündet. Hier ist der perfekte Ort für einen Familienausflug. Das Wasser hier ist höchstens Hüfthoch (bei Erwachsenen) und es gibt keine Strömung. [Anmerkung: es gibt doch Strömungen, wenn die Gezeiten sich ändern und wenn die Flut kommt, ist das Wasser auch etwas tiefer.] Hier können also die Kinder super alleine ins Wasser oder an dem kleinen Strand spielen. Watet man rüber zum Meer sieht es etwas anders aus. Traumstrand mit weißem Sand der sich fast endlos zieht und das Meer, das in sanften Wellen anrauscht. Wer gerne badet, wird diesen Strand lieben. Einfach in die Wellen legen und schaukeln lassen, bis die Finger schrumpelig sind 😊 Hier sind aber auch keine Menschen im Wasser auf meinen Fotos. Das hat einen ganz einfachen Grund: Hier sind schlicht und ergreifend kaum andere Menschen. Mein schönster Strand bis jetzt und gleichzeitig der Leerste. Perfekte Mischung.
Liebe Luise, ich hoffe, ich konnte deine Frage einigermaßen beantworten. Wie du siehst, gibt es mehrere Gründe, weshalb kaum Menschen auf meinen Fotos beim Baden zu sehen sind. Falls euch auch Fragen im Kopf herumspuken, immer her damit. Ich versuche dann, sie zu beantworten. Nun muss ich leider los – ich wurde gerade von den anderen Leuten, die hier in meiner neuen Unterkunft wohnen, gefragt, ob ich Lust habe, zum Cockle Point mit zu fahren. Wie könnte ich da nein sagen…
Anmerkung: Den Artikel habe ich am Samstag geschrieben, konnte ihn aber nicht direkt veröffentlichen, weil ich kein Internet hatte. Nicht, dass ihr jetzt denkt, ich fahre einfach am Montagnachmittag an den Strand…











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