#NeuesDomizil

Nach zwei Wochen Hotel hieß es für mich letzten Donnerstag wieder Koffer packen. Am Freitag bin ich in mein Airbnb umgezogen. Überraschenderweise habe ich es fast nicht geschafft, alles zu verstauen, obwohl ich eigentlich nichts gekauft habe, seitdem ich hier bin. Komisch, komisch. Warum aber bin ich aus dem Hotel ausgezogen? 

Mehrfacher Monatslohn für ein Hotelzimmer

Ich bezahle für das Zimmer in dem Airbnb für sechs Wochen das Gleiche, wie im Hotel für eine Woche. Die Menschen hier verdienen normalerweise umgerechnet zwischen 250€ und 300€ pro Monat. In fast zwei Wochen Hotel habe ich mehr als den vierfachen normalen Monatslohn ausgegeben – nur für mein Hotelzimmer mit Frühstück. Das fand ich dann doch etwas zu cras, deshalb habe ich mir schon von Deutschland aus eine günstigere Unterkunft gesucht, in der ich nun bleibe, bis ich hoffentlich im August in Jonas Wohnung ziehen kann.

[Mir fällt gerade auf, das liest sich ja wie eine Textaufgabe aus dem Matheunterricht. Also, wer weiß die Lösung auf folgende Frage: Wie viel zahle ich für zwei Wochen Hotel bzw. sechs Wochen Airbnb? Als Preis gibt es eine Postkarte directly aus Freetown. Erhalte ich mehrere richtige Einsendungen, entscheidet das unparteiische Los. Antworten gerne per E-Mail, in den Kommentaren oder wie ihr sonst Kontakt zu mir aufnehmt.]

Raus aus der Komfortzone

Letzte Woche habe ich mich manchmal gefragt, ob ich es bereuen werde, das Hotel schon zu verlassen. Immerhin hatte ich nun Freunde gefunden, mit denen ich mich beim Frühstück unterhalten und mit denen ich abends noch auf ein Bier in die nächste Strandbar gehen konnte. Das Hotel war ja direkt am Strand und auch wenn es kein Badestrand ist, dann ist es doch einfach sehr schön direkt am Strand zu wohnen. Ich kannte mich schon etwas dort aus und nun hieß es wieder neue Umgebung, neue Menschen, neu zurechtfinden. Alles aufregend, aber auch echt anstrengend. Ich hatte deshalb tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, meine Zeit im Hotel zu verlängern. Dann dachte ich mir aber, irgendwann muss ich ja doch raus aus dem Hotel, warum also nicht gleich den Sprung wagen… 

Schnuckeliges Zimmer mit schönem Balkon

Am Freitag habe ich morgens meine Koffer und Rucksäcke mit in die Arbeit genommen, um dann direkt von der Arbeit aus in mein neues Domizil zu fahren. In der Mittagspause habe ich mir von meinem einen Kollegen, Christopher, schon einmal die Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe des Büros zeigen lassen, weil ich mich ja ab jetzt selbst versorgen muss. Es ist ziemlich perfekt. Wir haben direkt neben dem Büro einen kleinen Markt und einen kleinen Laden und so fünf Minuten zu Fuß entfernt ist ein sehr guter Supermarkt mit allem was das europäische Herz begehrt.

Mein neues Zuhause ist in einem zweistöckigem Haus in einer eher ruhigen Wohngegend. In dem Airbnb werden insgesamt fünf Zimmer vermietet, die mit mir nun alle belegt sind. Außer mir wohnen hier ein US-Amerikaner, Jonathan, der gerade auf Jobsuche ist, weil sein Job hier zu Ende ist; Marije, eine Deutsche und Ruirui, ebenfalls aus den USA, die beide über irgendein Volunteer Programm für Mitarbeitende von McKinsey hier sind. Das habe ich noch nicht so ganz verstanden. Und dann wohnt zur Zeit noch eine französische Journalistin hier.

Ich habe ein süßes kleines Zimmer mit eigenem Balkon. In den Balkon habe ich mich sofort verliebt: Mein Balkon geht nach hinten raus. Ich habe wunderschönen Weitblick in die Hügel (musste direkt an eine Freundin aus Berlin denken, die schon in Nürnberg begeistert war, ob der weiten Blicke ohne Menschenmassen), meine Hängematte passt genau auf den Balkon und er ist eingerahmt von Bäumen. Außerdem (@Dorothee) kann ich natürlich auch das Meer sehen, wenn ich zwischen den Ästen hindurch schaue und bekomme ab und an eine leichte Brise ab.

Was gibt es sonst noch so: wir haben im Erdgeschoss eine kleine Veranda, ein großzügiges Wohnzimmer und einen Essbereich sowie eine Gemeinschaftsküche. Im ersten Stock, wo mein Zimmer ist, sind noch drei weitere Gästezimmer, nochmal ein großer Esstisch und ein Gemeinschaftsbalkon, der vorne raus geht. Von dort aus hat man den Blick auf den Hof, den ihr unten seht. Dort gibt es einen Miniladen, wo ich Brot, Eier und sowas kaufen kann.

Die eine frühstückt, die anderen sind fleißig am Waschen

Samstag ist Waschtag in Sierra Leone. Während ich auf meinem Balkon mein spätes Frühstück – mit echtem Espresso!!!! – einnehme, ist die Nachbarin schon fleissig dabei Wäsche zu machen. Im Hinterhof unseres Hauses sind noch Zimmer, in denen drei junge Männer wohnen, die unsere Ansprechpartner sind, wenn wir irgendwas brauchen. Jack hat am Wochenende alle Sneakers und Turnschuhe blitzeblank geschrubbt. Ich bin sehr froh, dass ich meine Wäsche zum Waschen geben kann. Aus Mosambik weiß ich noch, wie schwierig und anstrengend Handwäsche ist. Vor allem glaube ich, dass meine Arme gerade viel zu schwach sind, um meine Kleidung wirklich sauber zu bekommen… 

Internet, Strom und Wasserdruck – mal da, mal weg

Dass ich nun selbst kochen muss, ist nur eine Veränderung seitdem ich aus dem Hotel ausgezogen bin. Seitdem ich im Airbnb bin, hatte ich kein Wifi mehr, deshalb poste ich heute zwei Artikel an einem Tag, obwohl ich den einen schon am Samstag geschrieben habe (Wieso sind keine Menschen auf den Strandfotos). Irgendetwas stimmt anscheinend mit dem Router nicht. Mal schauen, ob wir heute Abend dann wieder Internet haben. Das wäre sehr gut! 

Eine weitere Neuerung ist, dass nicht immer Strom da ist. Es wird gerade an den Stromleitungen in der Stadt gearbeitet. Was genau da gemacht wird, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es seit einigen Tagen immer wieder zu längeren Stromausfällen kommt. Teilweise gibt es den halben oder auch den ganzen Tag keinen Strom. Ohne Strom, kein Internet, da ja dann der Router nicht geht. Kein Licht, keine Wasserpumpe und so weiter. Mich hat das bisher nicht wirklich betroffen, vor allem, da ich meine AC (Air Condition / Klimaanlage) eh nicht anschalte. Abends zwischen 19 und 23 Uhr wird der Generator angemacht, tagsüber aber nicht. Benzin ist in letzter Zeit etwas teuer geworden, deshalb wird gespart.

Nun ja, und dann ist da noch der Wasserdruck, der kaum existent ist. Das Wasser kommt nur sehr widerwillig aus dem Duschkopf. Ich bin deshalb direkt von Anfang an auf Eimerdusche umgestiegen. Dank zahlreicher Vorerfahrungen weiß ich, wie überraschend wenig Wasser man zum Duschen und Haarewaschen braucht. Ich kann mich noch gut an meine erste Eimerdusche in Mosambik erinnern. Als ich einen Eimer bekommen habe, dachte ich “Ernsthaft? Das bisschen Wasser soll reichen zum Duschen?”

Mittlerweile weiß ich, sogar ein halber Eimer reicht locker zum Duschen, ein ganzer Eimer ist nötig für Duschen und Haarewaschen. Fast habe ich schon die internationale Eimergesellschaft unter Verdacht, dass sie die Standardgröße für Eimer an der für eine Dusche nötige Wassermenge ausrichtet. Da das Wasser wie gesagt sehr langsam kommt, stelle ich das Wasser an und lege den Duschkopf in den Eimer. Bis genug Wasser im Eimer ist, kann ich ganz entspannt Zähneputzen, auf die Toilette gehen und dann ist mein Eimer normalerweise halbvoll. Wenn ich einen ganzen Eimer brauche, zum Haarewaschen, dann dauert es etwas länger.

Soviel also zu meinem neuen Domizil. Nun fragen sich bestimmt einige von euch “Arbeitet die da eigentlich auch was?” Na klar arbeitet die da auch. Ich hatte schon zwei Onlineworkshops, seit letzten Montag bin ich im Büro und habe schon ein bisschen mit meiner Analyse angefangen und heute um 14h habe ich die erste Besprechung mit dem Dienstleister zur neuen Website. Ausführlicheres kommt in den nächsten Tagen. Mit etwas Glück stelle ich den nächsten Beitrag dann mit perfekter Internetverbindung von meinem Balkon aus online 🙂

4 Kommentare

  1. Ulla

    Hallo Kathrin,
    toll, dass Du weg bist! So erfahre ich viel interessantes auf dem Sofa liegend 😜
    Und so ganz ohne Rechtschreibfehler ist der Text ohnehin schon ein Genuss beim Lesen.
    Deine Beiträge sind so ausführlich, dass ich mich gut hineinversetzen kann. Ja, natürlich „beneide“ ich Dich um so viele, nicht planbare Kontakte, die man in Deutschland (und noch dazu auf dem Lande) nicht haben kann.
    Zum Fischfang vor den Küsten Westafrikas sah ich einen Beitrag über einen spanischen Fischfrachter, der erst nach 3 Monaten voll beladen nach Spanien zurückkehrt. Die örtlichen Fischer erzielen auch wegen der EU kein Einkommen mehr.
    Erkunde weiterhin Deine Umgebung und berichte uns darüber.
    Hier liebe ich das Aprilwetter im Mai. Der Garten war noch nie so grün. Der Landkreis öffnet wie schon vorher Schwabach die Lokale und Geschäfte., aber mich zieht es nicht hin, denn da spricht mich kein deutscher Botschafter an und auch kein Inder…
    👍🙋‍♀️ Ulla

  2. Boehnki

    Gibs auch ne Postkarte ohne rechenaufgabe 😉

    lg Bene

    • TheKaddl

      Wenn du mir deine Adresse schickst, vielleicht 🤔

  3. Lauerin

    Die Rechenaufgabe ist eine Frechheit 🥴. Trotzdem freue ich mich für dich über deine schöne neue Unterkunft – das klingt doch alles schon mal seeeeeehr gut… Und mit Kaffee!!! 😍 Lieben Gruß

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