Wenn ich abends nach der Arbeit nach Hause komme, begrüßen mich normalerweise James und Abdul. James ist für das Tor verantwortlich, dass heißt, wenn jemand klopft oder hupt, dann spitzt erstmal James Kopf heraus und er schaut, wer vor dem Tor steht. Da ich während der Quarantäne angefangen habe, etwas Krio zu lernen, werde ich nun immer auf Krio begrüßt. Und nach der Frage nach dem Befinden kommt natürlich die Frage “Au de woke?” – “How is work?” oder auch “Wie läuft´s in der Arbeit?” Die Standardantwort darauf ist “De woke fine”. Aber mit dieser Antwort möchte ich euch heute nicht abspeisen. Da ein paar von euch nachgefragt haben, wie es in der Arbeit so ist, gibt es für euch heute mehr Infos als nur: De woke fine.
Morgenroutine im Büro
Bis jetzt fahre ich noch nicht selbst Auto – ich traue mich noch nicht so ganz in den Verkehr hier. Also werde ich morgens nach wie vor von meinem Fahrer abgeholt. Seit Juni habe ich einen neuen Fahrer, Sinneh. Er hat erst im Juni bei CSSL angefangen. Anfangs war er etwas nervös, aber ich glaube, wir nähern uns langsam an. Hier kann ich es ja sagen: an Musa kommt er nicht ran.
Wenn ich morgens im Büro ankomme, stelle ich erst einmal meine Laptop-Tasche und meinen Stoffbeutel ab, dann öffne ich die Vorhänge, mache das Fenster einmal auf zum Lüften und schalte an der Steckdose den Strom an. Als nächstes wird meine Flybox (mein W-Lan-Router, den ich abends immer mit nach Hause nehme) in die schöne pastellfarbene Steckerleiste eingesteckt und mein Laptop auf dem Schreibtisch positioniert. Der Ventilator wird angeschaltet und dann hole ich mir erst einmal einen Kaffee. D.h. ich löffle etwas Nescafé und Milchpulver in meine Tasse und hole mir im Eingangsbereich am Wasserspender heißes Wasser. Nun kann der Arbeitstag starten 🙂
Meine Kolleginnen und Kollegen
Während all dieser Aktivitäten begrüße ich natürlich die Kolleginnen und Kollegen, die ich dabei antreffe. Normalerweise ist Christopher da, Fatmata, unsere Sekretärin sitzt normalerweise auch schon an ihrem Tisch, Margaret und manchmal sind noch Project Officer da. Wann die im Büro sind und wann nicht, habe ich noch nicht ganz durchblickt. Zur Zeit sind Andrea und Dauda meist da. Letzte Woche war ihr Büro immer leer.
Oben im ersten Stock sind Abdul und Mariama (mein Kommunikationsteam), manchmal sind Papanie (Biodiversity Manager) oder Aruna (Project Officer aus Kenema) bei ihnen im Büro. Dann gibt es natürlich noch Edward, den Programmmanager, meinen Chef und das Finanzteam bestehend aus Isata, Kadiatu und Michael. Und nicht zu vergessen, die anderen Fahrer Musa und Mustapher und manchmal ist der Fahrer aus Kenema noch da, Samuel.
Soweit ich das bisher verstehe, ist Edward als Programmmanager für die meiste Kommunikation mit internationalen Partnern und Geldgebern verantwortlich. Er hat den Überblick über die Projekte, die wir durchführen. Er hatte auch den Kontakt mit der Agentur, die unsere Internetseite neu macht. Aber die Kommunikation habe ich nun übernommen. Die Project Officer arbeiten in Kenema und Kabala. Das sind diejenigen, die direkt mit den Communities arbeiten und auch die Berichte am Ende verfassen. Wenn ich Auskunft zum aktuellen Stand von Projekten haben will oder mehr darüber erfahren möchte, was wir genau in den Projekten machen, sind das die richtigen Ansprechpersonen. Das Finanzteam macht Buchhaltung, Abrechnungen, ganz klassisch. Dann haben wir ja noch Christopher, der ist so ein bisschen der Junge für alles. Er übernimmt kleine Botengänge, schmeißt den Generator an, wenn der Strom weg ist; besorgt mir Handyguthaben oder druckt Aufkleber aus. Außerdem gibt es noch Fatmata, wie gesagt unsere Sekretärin und Margaret, die für Personalangelegenheiten zuständig ist.
Was für Aufkleber Christopher ausdruckt? Na die Aufkleber eben. Sagt bloß, in eurem Büro sind keine Aufkleber auf Tisch, Stuhl, Drucker, Ventilator und Besucherstühlen??? Ich hoffe, zumindest auf eurem Dienstwagen ist ein Aufkleber?
Und wie sind sie nun die Kolleginnen und Kollegen? Bisher sind alle sehr nett, es wird viel gelacht und dabei auch geschäftig gearbeitet. Für mich also eine perfekte Mischung. Ich habe noch nicht mit allen richtig gesprochen. Besonders auf den Austausch mit den Projektleuten freue ich mich, damit ich verstehe, was wir so machen und vor allem auch wie wir unsere Arbeit machen. Wahrscheinlich ist es ganz sinnvoll, dass ich gerade schon sämtliche Projektanträge und -berichte lese. Dann kann ich später sehr viele Fragen stellen…
Projektabsprachen und meine Rolle im Team
Wie immer, wenn man irgendwo neu zu arbeiten anfängt, dauert es ja ein bisschen, bis man seinen Platz findet und weiß wie es so läuft. Ich befinde mich noch in dieser Orientierungsphase. Da ich noch nicht so viele Präsenztage im Büro hatte, dauert es wahrscheinlich ein bisschen länger. Aber ich komme dem Ganzen schon näher. Hauptsächlich in unserem kleinen Kommunikationsteam taste ich mich langsam an meine Rolle heran. Es ist nicht ganz einfach, herauszufinden, was von mir erwartet, was von mir gewünscht und was auf keinen Fall gewünscht ist. Anfangs hatte ich mich noch etwas zurückgehalten. CSSL ist gerade dabei, die Internetseite neu aufzusetzen. Ich wollte nicht in das laufende Projekt hineingrätschen, weil ich nicht wusste, welche Idee, Absprachen usw. es schon gab. Mittlerweile habe ich das Gefühl, ich darf einfach machen und alle sind dankbar, wenn ich bei diesem Projekt die Führung übernehme. Also versuche ich mein strukturiertes Vorgehen, meine Arbeitspakete, Post-Its, Dokumente und Gedanken möglichst passend einzubringen. Meine eine Wand im Büro färbt sich langsam gelb, weil ich mir meine Aufgaben schön visualisiert habe. Gleichzeitig versuche ich mit den Kolleginnen und Kollegen herauszufinden, wie wir am besten zusammen an Dokumenten arbeiten können, ohne uns alles immer per E-Mail zu schicken. Aber small, small.
Mariama und ich arbeiten eigentlich ziemlich eng zusammen, was die neuen Inhalte der Internetseite angeht. Leider ist Mariama seit zwei Tagen etwas kränklich und heute gar nicht da. Ich bin gerade sehr froh, dass ich so lange in Quarantäne war und es auf keinen Fall ich sein kann, die sie mit irgendetwas angesteckt hat. Mariama hilft mir dabei, zu verstehen, wer wann wie eingebunden werden will, wie ich welche Dinge am besten anfrage und außerdem gehen wir manchmal zusammen in der Mittagspause auf einen der Märkte, damit ich die nach und nach kennenlerne.
Wie schon im letzten Beitrag angeklungen, ist es manchmal mit der Kommunikation hier etwas schwierig für mich. Wir besprechen uns manchmal zu dritt und die anderen beiden scheinen immer zu wissen, was abgemacht wurde. Ich muss immer fünfmal nachfragen, bis ich mir sicher bin, dass es alles klar ist. Vielleicht ist das aber auch ein europäisches Denkproblem, dass immer alles ganz genau definiert sein muss. Vielleicht lässt man hier einfach mehr Freiheiten, weil es oft passiert, dass das eigentlich Geplante nicht umsetzbar ist. Ich bleibe an diesem Thema auf jeden Fall dran. Meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen wissen, wie sehr ich es liebe, wenn Dinge klar angesprochen und Entscheidungen festgehalten werden. Hier muss ich nun schwimmen lernen, in für mich unklaren Vereinbarungen.
Fotospaß im Innenhof
Für die neue Internetseite brauchen wir neue Teamfotos. Auf der aktuellen Seite sind nur Fotos vom Vorstand und auch die sind nicht alle in bester Qualität. Unser Ziel ist es deshalb, einheitliche Fotos vom Team und vom Vorstand zu machen. Damit das Ganze auch eine Verbindung zu unserem Thema hat, haben wir das Fotoshooting im Innenhof vor einem der Bäume gemacht. Die Aktion wurde ein rießen Erfolg und hatte am Ende mehr von einem Teambuilding als von einem Fotoshooting. Da meist nicht nur die Person da war, die gerade fotografiert wurde, sondern immer mehrere aus dem Team herumstanden und Tipps, Ratschläge zur Kleidung und Kommentare zum Gesichtsausdruck parat hatten, haben wir nun sehr viele Fotos, auf denen wir herzhaft lachen – leider haben wir noch nicht von allen ein gutes Foto für die Internetseite. Ich muss zum Beispiel nochmal antreten zum Fotoshooting. Mit euch aber darf ich die Funphotos teilen, damit ihr seht, mit wie vielen freundlichen Gesichtern ich es hier täglich zu tun habe. We really love what we do!
Und jetzt heißt es content, content, content
Unsere neue Internetseite soll möglichst im Juni noch live gehen. Ich zweifle noch etwas an diesem Zeitplan, aber okay. Dann heißt es jetzt eben content, content, content oder Inhalte, Inhalte, Inhalte. Da wir meines Erachtens noch nicht final über die Struktur entschieden haben, können wir noch nicht alle Inhalte generieren. Ich weiß nicht so genau, ob mein Vorschlag für die neue Struktur angenommen wurde oder wir nochmal drüber reden. Das sind so die kleinen Schwierigkeiten für mich, die ich oben schon erwähnt hatte. Ich konzentriere mich deshalb seit gestern auf die Inhalte, die auf jeden Fall kommen und auf die Projekte. Auf der neuen Seite sollen unsere wichtigsten Projekte vorgestellt werden. Ich lese gerade also sehr viel über die Arbeit von CSSL. Es ist sehr spannend, aber auch sehr, sehr viel. Gestern Abend war ich ziemlich erschlagen. Zu viel Input. Ich glaube, ich werde meine zweite weiße Wand bald auch mit Post-Its zutapezieren, diesmal aber, um mir einen Überblick über die Projekte zu verschaffen.
Regen am Morgen, am Vormittag, am Nachmittag – eigentlich den ganzen Tag
Gestern kam ein weiterer Vorgeschmack auf die Regenzeit. Es hatte schon morgens angefangen zu Schütten, bevor ich zur Arbeit los bin und hat fast den ganzen Tag durchgeregnet. Mal mehr, mal weniger stark. Selbst die größeren Straßen waren vollkommen überschwemmt. Als ich abends nach Hause bin, war die Sturzflut schon wieder vorbei. Eigentlich wollte ich hier ein Video hochladen, aber das Internet schwächelt… Vielleicht kommt das Video später irgendwann noch.
Wie ihr seht: de woke fine. Und auch das Wetter ist fine. Regen heißt nämlich, dass es kühler ist. Gestern hatte ich tatsächlich meine Jeans an! Jetzt mache ich mich mal wieder an die Arbeit. Die Infos zum Thema „Mitglied werden“ wollen noch verbessert werden. By the way: es gibt auch internationale Mitgliedschaften für nur 30 US-Dollar pro Jahr. Den Link zu mehr Infos lasse ich euch bei Gelegenheit zukommen. Wenn die Texte für die Mitgliedschaft fertig sind, kann ich mich ab morgen voll und ganz auf die Projekte konzentrieren.















Alles so spannend! Und deine Kolleg*innen sehen alle sehr nett aus. Weiß nicht, ob bei uns bzw. in Deutschland allgemein die Fotos so ausfallen würden 🙂
Ich kann ja mal mit der Kamera vorbeikommen 😉
Ihr hattet definitiv Spaß das sieht man deutlich!
Muss toll sein mit solch entspannten Kollegen, kann ich mir in unserer Industrie-Kultur gar nicht vorstellen.
Das Foto von dir ist der Hammer! 😍