Seit knapp einer Woche bin ich wieder zurück von meiner letzten Video-Reise. Dieses Mal ging es in die Yawri Bay, südlich der Peninsula, um unsere Arbeit in den Mangrovenwäldern zu dokumentieren. In den communities, die wir besucht haben, bin ich so oft mit dem Frauenbild hier konfrontiert worden, dass ich eigentlich darüber berichten wollte. Aber Hannah meinte, ich soll euch erst mal ein paar schöne Bilder von den Mangroven zeigen und dann in meinem nächsten Post vom Frauenbild erzählen. Die meisten Fotos, die ihr heute sehen werdet, sind von Schwarbu, einem der Filmemacher. Mein Handy hat leider die eine Bootsfahrt nicht überlebt, so dass jetzt auch meine Fotos alle nicht zugänglich sind. Deshalb gibt es jetzt doch nicht so viele Bilder für euch, wie geplant.
Tombo – Fischerdorf mit night live Character
Unser Ziel war, wie eben schon erwähnt, die Yawri Bay. Wer sind wir? Dieses Mal war ich mit meiner Kollegin Mariama, meinem Kollegen Dauda, den zwei Filmemachern Alba und Schwarbu und Woodie, unserem Kontakt in Tombo unterwegs. Die Yawri Bay ist südlich der Peninsula; von Freetown etwas mehr als eine Stunde Autofahrt entfernt, liegt Tombo, eine Fischer-community. Von hier aus sind wir in die Mangroven gestartet, die die Landschaft in der Yawri Bay bestimmen.
Tombo ist eigentlich nicht sonderlich groß, aber witzigerweise gehen die Leute aus Bureh (das Örtchen mit schönem Strand) nach Tombo zum Partymachen. Unlängst war da zum Beispiel eine jersey Party. Jersey werden hier die Fußballtrikots genannt. Es war also eine Party, bei der alle die Trikots ihres Lieblingsvereins trugen. Ziemlich witzig, wie ich finde.
Bevor wir nach Tombo los sind, wollten wir eigentlich im Büro noch drei Interviews machen für unseren Image-Film. Natürlich waren dann aber alle drei Personen nicht da, die wir interviewen wollten, obwohl sie am Vortag noch zugesagt hatten. Naja, ich rege mich gerade gar nicht mehr auf über so etwas.
In Tombo haben wir zuerst ein paar Videos und Interviews am Strand gemacht, wo die ganzen Fischerboote ankommen. Es ist unglaublich laut und ein ziemliches Gewusel. Die Männer kommen mit ihren Booten an und transportieren die Fische in Eimern und gelben, oben aufgeschnittenen Kanistern an Land, wo schon die Frauen warten, die den Fisch abnehmen. Die Männer fahren aufs Meer und fischen, die Frauen verarbeiten ihn weiter, trocknen ihn und verkaufen ihn. Den ganzen Strand entlang sind die Fischernetze ausgebreitet und werden von den Fischern direkt geflickt, bevor es am nächsten Tag wieder auf´s Meer geht.
Ich habe immer das Gefühl, dass es in den Fischer-communities etwas rabiater zugeht. Aber das Leben ist auch echt ein hartes für die Fischer.
Ein Interview haben wir auch mit der Vorsteherin der Frauengruppe gemacht, die den Fisch trocknet. Ich persönlich stehe ja gar nicht auf den getrockneten Fisch. Nicht nur, dass er nicht so gut riecht, er schmeckt mir auch nicht so gut. Ich sehe aber ein, dass der Fisch irgendwie haltbar gemacht werden muss, damit er nicht sofort schlecht wird, bei den Temperaturen hier. Normalerweise wird der Fisch über Mangroven-Feuer getrocknet. Manche communities nehmen auch Kokosnussschalen oder anderes Holz. Unser Ziel – und das von anderen Organisationen – ist, die communities dazu zu bewegen, keine Mangroven zu nehmen und möglichst effizientere Öfen zu verwenden, die weniger Holz brauchen und zugleich weniger Rauch absondern. Das ist eine win-win-Geschichte: gesündere Arbeitsumgebung für die Frauen und weniger Bäume müssen abgeholzt werden. Die Frauen in Tombo haben so einen effizienteren Ofen. Eigentlich hätte es hier jetzt Fotos gegeben, aber siehe oben…
Noch ein kleiner Teaser auf den nächsten Beitrag zum Thema Frauen – Männer: Männer können an den Strand ohne Einschränkungen, Frauen müssen ihr Haupt bedecken. Weshalb, kann niemand sagen. Tradition… Ich reagiere ja immer etwas empfindlich, wenn mir Regeln aufgedrückt werden, deren Sinn ich nicht erkennen kann.
Abends sind wir dann zum Abendessen noch rauf zur Hauptstraße, wo es lecker Acheke gab und danach saßen wir noch kurz vor unserem guesthouse. Dort wurde mit einem sehr coolen selbstgebauten Flipper gespielt. Auch hier gilt: Fotos gibt es dann ein anderes Mal 😉
Ich dachte noch, schön, ein paar Tage raus aus der Stadt und ruhige Nächte. Nichts da. Tombo ist wirklich sehr lebhaft. Unglaublich wie viel Lärm Leute machen können, wenn sie nur auf der Straße rumsitzen und sich unterhalten. I love it!
Why to protect the mangrove?
Mangroven sind super wichtig. Sie sind die breeding areas für Fische. D.h. die Fische laichen dort und die kleinen Fische können in den Mangroven etwas geschützt vor großen Raubfischen heranwachsen. Werden die Mangroven abgeholzt, haben die Fische keine Laichgegend mehr, wodurch es weniger / keine Fische mehr gibt. Die fishing-communities, die die Mangroven abholzen, sägen also auf dem Ast, auf dem sie sitzen. Aber gleichzeitig brauchen sie das Holz zum Kochen und Fischtrocknen.
Die Mangroven schützen vor Erosion. Sie fungieren quasi als Schutzwall gegen das Meer, das immer versucht, Sand und Land wegzutragen. Sie sind unglaublich wichtig, um den Klimawandel aufzuhalten, da sie sehr viel CO2 binden. In den Mangroven gibt es einzigartige Ökosysteme, Tiere und Pflanzen. Es gibt super viele Vögel. Innerhalb von wenigen Minuten sahen wir verschiedene king fisher, Reiher, Flamingos, Turacos und und und. Die Tiere, die ich ja am coolsten finde, sind nicht Krabben. Wobei ich die schon ziemlich cool finde. Nein, es sind diese komischen Tiere, die halb Fisch – halb Landlebewesen sind. Ein Blick zurück in die Evolution. Sie sehen ein bisschen aus wie gräuliche Nacktschnecken, die aber auch hüpfen können, mit Glubschaugen. Ich kann die ewig beobachten.
Und zu guter Letzt: die Mangroven sind einfach wunderschön!
Auf den Fotos bekommt ihr ein paar Eindrücke von den intakten Mangrovenwäldern, aber auch von der Zerstörung. Viel ist schon zerstört. Wir sind ganz lang an zerstörten Mangroven vorbeigefahren, aber auch an ein paar Wiederaufforstungsstellen. Die meisten Fotos wurden bei Ebbe gemacht, deshalb sind die Wurzeln so weit aus dem Wasser. An den Wurzeln seht ihr Austern. Die kann man da einfach „abpflücken“.
Wir haben ein Projekt hier in der Bucht, um die verblieben Mangroven zu schützen. In den letzten zwei Jahren haben ein Kollege und eine Kollegin hier mit den communities gearbeitet, By-laws entwickelt und eco-guards ausgebildet, um das sensible Ökosystem zu schützen. Von Tombo aus waren wir drei Tage mit dem Boot unterwegs, um diese Arbeit und die Gegend zu portraitieren.
Am ersten Morgen haben wir gemeinsam mit den Fischern den Hafen von Tombo verlassen und sind los in die Bucht. Unterwegs haben wir andere kleine Boote getroffen, aber auch das Linienboot (das ist auf dem einem Foto zu sehen). Wir selbst waren nicht mit einem Holzboot unterwegs, sondern mit einem Speedboot. Das seht ihr auf dem einem Foto. Während der kleinen Reise waren wir in verschiedenen communities und haben Interviews mit eco-guards, Fischern, Fisch-Trocknerinnen usw gemacht.
Was soll ich sagen. Die Fotos sprechen für sich. Ich finde es unglaublich toll, mit dem Boot durch die Mangroven zu fahren, die Tiere zu beobachten, manchmal fahren wir auf breiten Flüssen, manchmal sind es ganz enge Wasserstraßen und dann landen wir auf einmal in einer Sackgasse im Schlick und gehen die letzten Schritte bis zu den Palmen durch schlammigen Untergrund.
Wir sind ja wie gesagt mit dem Speedboot unterwegs. Der Motor macht ziemlich Lärm und passt so gar nicht in die ruhige Natur. Achso, und ich sehe natürlich total bescheuert aus mit meiner Kappe und meinem Handtuch als Sonnenschutz. Dafür habe ich den anderen erklärt, was es heißt, wenn man Sonnenbrand hat. Again what learned.
Bei den videos wird manchmal nur der Ton angezeigt. Das ist natürlich nicht der Sinn der Sache. Falls das bei euch der Fall ist, probiert mal nen anderen Browser.
Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie sehr der Wasserstand sich ändert zwischen Ebbe und Flut. Wenn man durch die Mangroven reist, ist es wichtig, die Gezeiten im Blick zu behalten. In der einen community, in der wir übernachtet haben, hat uns unser Bootsmann abgesetzt und hat sich dann wieder auf den Weg gemacht. Erstens, damit er noch rechtzeitig wieder zurück in tiefere Gewässer kommt und dann auch, weil es das erste Mal war, dass ein Motorboot dort war und der Bootsmann und unser Kontaktmann meinten, die Dorfleute würden Juju machen mit dem Boot, wenn es über Nacht bleibt.
Der Weg in diese community war echt strange. Am Ende gab es weit und breit keine Mangroven mehr. Kaum vorstellbar, dass hier jemals Mangroven waren. In den 80er Jahren hatten die Leute angefangen, die Mangroven abzuholzen, um Salz zu gewinnen. Für die Salzgewinnung wird irgendwie der Salzstaub eingesammelt, der wird auf Haufen gesammelt und mit Palmblättern bedeckt, dass der Wind ihn nicht forttragen kann. Dann wird der salt dust in Wasser aufgelöst und durch Schlamm gefiltert. Das Wasser wird aufgefangen und kommt dann auf eine Metallplatte, unter der Mangroven ein Feuer schüren, das das Wasser verdampfen lässt. Übrig bleibt Salz. Es ist super aufwendig und nicht wirklich ökonomisch. (Fotos folgen auch hier 😉 ) Davon konnten sie nicht wirklich leben, deshalb haben sie dann noch mehr Mangroven abgeholzt, um Landwirtschaft zu betreiben. Aber der Reis wächst nicht so super auf dem Boden und mit dem Salzwasser. Zugleich wird der Fluss immer kleiner und es können jetzt nur noch ganz kleine Boote bis zum Dorf fahren. Früher konnten auch die größeren Fischerboote, wie wir sie aus Tombo kennen, bis zum Dorf.
Die komplette Landschaft ist verändert. Ohne das Wissen, dass hier mal Mangroven waren, hätte ich das nie gedacht. Es sah trotzdem sehr malerisch aus. Mit den Reisfeldern, den Wasservögeln und den Palmen. Da seht ihr mich im Stechschritt ins Dorf einlaufen. Ich muss unbedingt an meiner Performance arbeiten…
Die Dörfer sind aufgebaut, wie Dörfer eben so aufgebaut sind. Es gibt eine Hauptstraße an der die meisten Häuser stehen, manchmal gibt es noch Häuser in zweiter Reihe. Die Häuser haben oft keine eigenen Toiletten. Es gibt dann oft so kleine Toilettenhäuschen, mit zwei bis drei Kabinen. Die Klohäuschen sind oft am Rand, neben der Stelle, an der die Frauen Kochen und die Kabinen sind oft in eine Richtung offen. Was es damit auf sich hat, erzähle ich im nächsten Beitrag.
Sehr ärgerlich. Ich sehe gerade, ich habe gar keine Fotos aus den Dörfern. Das nächste Mal werde ich bewusst eine Fotoreihe nur zum Thema Dorfleben machen.
Wenn wir unterwegs in den communities sind, gibt es manchmal guesthouses und manchmal schlafen wir in Zimmern, in denen eigentlich Leute wohnen. Das ist dann immer etwas strange, weil man einfach im Bett eines fremden Menschen schläft, alle seine Sachen um einen herum. Aber gut, so ist das dann also. Wieder war es nichts mit der ruhigen Nacht fern der Großstadt. Dieses Mal wurde ich erst von einem Kind geweckt, das anscheinend nicht müde war und dann hat um halb fünf schon der Muezzin zum Gebet gerufen. Zack und schon ist die Nacht vorbei.
Guru Guru, Blut ist im Schuh – oder eher in der Hose
Jede Frau hatte wohl irgendwann in ihrem Leben einmal diese Situation. Du gehst ganz entspannt aufs Klo, denkst dir nichts Schlimmes, putzt dich ab, dein Blick geht noch mal Richtung Klopapier und du denkst dir: F**K! Das sieht mir verdammt nochmal danach aus, als hätte ich gerade meine Tage bekommen und ich bin absolut nicht vorbereitet. Ich hatte netterweise genauso eine Situation als ich in Mochil morgens ins Toilettenhäuschen bin. Klopapier hatte ich mir auf die Reise mitgenommen, weil ich schon dachte, dass es nirgends Klopapier geben wird, wieso nur hatte ich nicht am Schirm, dass ich auch meine Tage bekommen würde??? Ich schlendere also am Freitagmorgen zum Toiletten-/ Duschhäuschen, meine Kollegin sitzt schon in der Hocke in der Duschkabine, ich also nebenan über das Loch im Boden, um meine Blase zu leeren und dann eben dieser Moment. Ich sofort zurück ins Zimmer. Stirnlampe aufgesetzt (die Zimmer sind immer sehr dunkel, wahrscheinlich, um die Hitze draußen zu halten) und durchsuche alle Taschen. Rucksack, Tasche, Umhängetasche, weit und breit kein Tampon in Sicht. Ich dachte mir noch, das gibt es doch nicht. Irgendwo fliegt doch immer noch eines rum. Aber nein. Offensichtlich hatte ich vor Kurzem die blöde Idee, meine Taschen auszuräumen. Das werde ich nie wieder machen! Ich also wieder zurück zum Klohäuschen, meine Kollegin immer noch bei der Morgenwäsche. Ich glaube, ich war ihr noch nie so dankbar! Als ich sie fragte, ob sie vielleicht Binden dabeihätte, antwortete sie mit einem Ja. Ich hätte sie knutschen können! In meinem Kopf habe ich schon überlegt, was ich machen würde. Es war Freitagmorgen, ich wäre frühestens am Samstagnachmittag zuhause. Also mehr als 24 Stunden hardcore bluten, ohne Tampon oder Binde. Da wäre sehr viel in die Hose gegangen. Aber so habe ich einfach nur unendliche Dankbarkeit verspürt. Und nachdem ich dann am Samstagnachmittag wieder zuhause war und endlich wieder von Binden auf Tampons umsteigen konnte, war ich nochmals sehr dankbar. Dabei waren es nur etwas mehr als 24 Stunden – okay, ohne richtige Toilette, Wasser und Damenhygieneprodukte. Alle Frauen, die ich in den Tagen in der Yawri Bay getroffen habe, alle Frauen, auf meinen Reisen in die Dörfer, all diese Frauen, machen das einmal im Monat für mehrere Tage durch. Sie nutzen Stofflappen, Blätter, alles was saugt. Ich habe mal wieder gemerkt, wie verdammt einfach mein Leben ist, nur weil ich andere Damenhygieneprodukte zur Verfügung habe. Aber zum Thema Frauen und ihren Alltag, gibt es ja das nächste Mal mehr.
Kann ein Tag schlecht sein, der mit einer Okada-Fahrt über die Dörfer startet?
Nach dem Frühstück – das eigentlich sehr ähnlich dem Abendessen ist – also Reis mit Fisch und Soße, wie gewohnt, alles auf einem großen Tablett, von dem wir alle gemeinsam essen – ging es auf die Motorräder. Unseren Bootsmann würden wir ein paar Dörfer weiter treffen. Zu uns konnte er wegen Ebbe nicht kommen, um diese Uhrzeit. Was soll ich sagen. Ich liebe es ja eh, mit den Okadas zu fahren. Aber morgens, über die Dörfer, durch dichten Wald – I love it!!! Auch diese Fotos sind leider, leider nicht da 🙁
Von Samu aus ging es dann wieder mit dem Boot weiter. Unser Boot hat schon gewartet, ihr seht es auf dem Foto. Dort ist auch die „Bootshalte“ für die Linienboote Richtung Tombo.
Leider hat uns draußen in der Bucht dann das schlechte Wasser erwischt, so dass wir alle ziemlich bald vollkommen durchnässt waren. Zweimal sind wir auch auf Sandbänken aufgelaufen. Die Fahrt war etwas abenteuerlich. Leider war der Wasserstand zu niedrig. Deshalb sind wir auch nicht nah genug an die Flamingos und die anderen Wasservögel herangekommen. Es ging erst einmal noch auf Plantain Island. Das hört sich um einiges schöner an, als es ist. Es war ziemlich deprimierend auf Plantain. Vielleicht wegen des Wetters. Es war bewölkt und superwindig. Wir waren patschnass und ich habe gefroren wie lange nicht mehr.
Plantain Island war früher vollkommen bewaldet. Nun ist fast nichts mehr vom Wald übrig. Die Insel ist super klein. Die Häuser sind ganz eng aneinandergebaut. Es sieht eigentlich aus, wie ein Flüchtlingscamp. Ganz viele Planen, die als Wände dienen, enge Gassen.
Die Kinder waren mehr als aus dem Häuschen, ein Opoto zu sehen. Mich also. Einen weißen Menschen. Ich habe dann irgendwann gesagt, dass nur die Mädchen mich anfassen dürfen. Es waren zu viele Kinderhände. Die Kinder schubsen sich dann auch immer irgendwann gegenseitig weg. Meine Kollegen haben mich weggeschickt, weil die Kinderschar um mich so laut war, dass wir nicht filmen konnten. Also bin ich in einer riesigen Traube von Kindern etwas abseitsgegangen, während die anderen das Interview mit den wood cuttern gemacht haben. Seitdem es auf Plantain kaum mehr Holz zum abholzen gibt, dient die Insel als Umschlageplatz für Holz.
Ich habe eigentlich nichts dagegen, wenn Menschen mich anfassen und anschauen. Ich verstehe es, dass es super interessant ist, wenn man das erste Mal im Leben jemanden sieht, von dem man nur gehört hat. Die Erwachsenen fassen mich natürlich nicht an. Die schauen aus der Ferne. Aber die Kinder haben nicht so viele Berührungsängste. Ich finde es auch okay, wenn Kinder neugierig sind. Sie sollen lernen, dass sich meine Haut so anfühlt, wie ihre und dass wir alle gleich sind. Nur meine Haare sind anders. Darauf haben wir uns geeinigt. Ein paar Mädels waren wirklich sehr putzig. Mit denen konnte ich auch ein bisschen reden. Sie haben ein bisschen was von meinem schlechten Krio verstanden. Die Leute in den communities hier – außerhalb von Freetown und von der Peninsula sprechen Timne oder Shebro. Irgendwann war es mir aber dann doch zu viel. Es war ja so windig, ich komplett nass bis auf die Haut, es war bitterkalt und meine Binde war spürbar vollgesogen. Ich konnte nicht spüren, ob voller Blut oder voller Meerwasser. Auf jeden Fall war es körperlich kein so entspannter Besuch auf Plantain.
Die beiden kleinen Nachbarinseln, Monkey Island und die Vogelinsel, sind dafür umso schöner. Sie sind sehr, sehr klein. Die Vogelinsel ist eigentlich eher nur ein großer Felshaufen, auf dessen Mitte in Baum steht. Monkeyisland hat einen kleinen superschönen Strand und ist voll bewaldet. Ist aber bestimmt nicht mal so groß wie ein halbes Fußballfeld, wenn überhaupt. Ich konnte leider keine Fotos machen, wegen Wetter und so. Aber am nächsten Tag haben wir die Drohne nochmal losgeschickt.
Wir waren alle froh, als wir nach einer weiteren kurzen Fahrt in Shenge gelandet sind, eine warme Dusche und Essen auf uns wartete. Ich war eigentlich echt müde und fertig. Ich hatte es mir schon auf der Veranda des guesthouses bequem gemacht, da wollten die verrückten Kollegen echt nochmal los. Na gut. Dann eben nochmal los. Also wieder rauf aufs Okada und ab über die Sandpisten. Die Wege, die die Dörfer hier verbinden, sind wirklich nur für Motorräder passierbar. Oder eben zu Fuß. Aber Autos haben hier keine Chance. Viel zu schmal alles.
In Shengue gibt es eine richtige Fischverarbeitungsfabrik inklusive Kühlhalle, Anlegesteg und allem drum und dran. Finanziert mit internationalen Geldern, für die communities. Insgesamt gibt es meines Wissens vier solche Anlagen in der Yawri Bay. Alle stehen leer. Nachdem sie fertig gestellt waren, hat die Regierung sie „übernommen“, um sie zu verkaufen. Aber anscheinend klappt das nicht. Jetzt stehen die einfach leer und werden nicht genutzt, obwohl sehr viel Geld dafür ausgegeben wurde. Und die community hat nichts davon. Immer wieder Alltags-Irrsinn hier.
Ein paar communities weiter sind wir dann am Strand entlang, zum Ende der Yawri Bay. Ein Teil des Strandes war offensichtlich die öffentliche Toilette, aber die hatten wir dann irgendwann hinter uns gelassen. Wenn man den Plastikmüll, der von den Wellen angeschwemmt wird, ausblendet, dann war es ein absoluter Traumstrand. Kilometerlang, weißer Sand, Palmen hängen Richtung Meer, ab und an ein Fischerboot und wieder ein paar Kinder, die mir fleißig beim Muschelsammeln helfen. Ganz am Ende des Strandes, die Fischerboote hatten wir hinter uns gelassen, ein wahres Naturparadies. Vogelschwärme fliegen durch die kleine Lagune, nur die Wellen rauschen und einfach bezaubernde Natur. Wow. Das einzig Störende wie gesagt, der Plastikmüll aus dem Meer.
Happy me!
Was ein Glück ich auch habe. Da fahre ich tatsächlich ein paar Tage durch die Mangroven, darf Zeugin atemberaubender Natur zu sein, treffe Menschen, die mir mit Freundlichkeit und Lächeln begegnen und darf das auch noch Arbeit nennen. So gerne würde ich manchmal einfach alles filmen, um es euch zu zeigen. Der giftgrüne Riesenteddy, der auf der zerschlissenen Ledercouch liegt, während im Fernsehen eine Soap aus Nigeria läuft, die afrikanische Mama uns noch einen Abendtee anbietet, während ein paar Häuser weiter anscheinend eine Techno-Disko gerade eröffnet hat.
Nach sehr vollen drei Tagen, mit sehr vielen neuen Eindrücken und so viel neuem Wissen, ging es dann am Samstagvormittag wieder zurück nach Tombo und von dort nach Freetown. Unterwegs haben wir noch ein paar Fischerboote angefahren, um frisch gefangen Fisch zu kaufen.
Es ging zurück in den Alltag und ab aufs Thoa Festival am Cockel Point Beach. Der Elektro-Party des Jahres.
Aber einige der Begegnungen in der Yawri Bay haben noch lange nachgewirkt. Insbesondere die, die mich mit dem Frauenbild konfrontiert haben. Am Montag haben wir auch im Büro nochmal darüber gesprochen. Euch erzähle ich das nächste Mal davon. Heute ja mal wieder ein paar Bilder und nature für euch 😊
Und hier noch eines meiner Favourites. Als wir mal wieder auf einer Sandbank aufgelaufen waren, musste der Bootsmann, Woodie und Dauda aussteigen, um uns wieder zu befreien. Ich finde, es sieht eher so aus, als würde er mit seinem Boot Gassi gehen…






















































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