Klettern, Autofahren und Krio lessons

Der Juli neigt sich dem Ende zu und es ist Zeit für mich, zu schauen, ob ich meine selbst gesetzten Ziele für den Monat erreicht habe oder nochmal richtig powern muss bis zum Wochenende. 

Endlich mal den Hintern hoch bekommen

Ende Juni oder Anfang Juli – ich kann es gar nicht mehr so genau benennen, da die Zeit nach wie vor so schlecht greifbar für mich ist – auf jeden Fall vor ein paar Wochen, hatte ich mein erstes seelisches Tief erreicht, weil ich das Gefühl hatte, dass ich nicht vorwärts komme. Ich kenne mich ja und weiß, dass das an meiner großen Aufschiebe-Kompetenz liegt. Deshalb habe ich mir für den Juli einige Ziele gesetzt und rückblickend muss ich sagen: Well, done Kathrin!

Ziel #1: regelmäßige Sportaktivitäten starten

Ihr könnt es wahrscheinlich schon nicht mehr hören, aber es gibt hier donnerstags eine Laufgruppe am Strand und leider ebenfalls am Donnerstag open boulder night (offene Kletterrunde in der Boulderhalle). Da ich mich wochenlang nicht entscheiden konnte, ob ich lieber zum Joggen oder lieber zum Bouldern gehe, hatte ich es lange nicht geschafft, eines der beiden Angebote wahrzunehmen. Dann erleichtern es mir natürlich der Regen, die Müdigkeit, der anstrengende Weg und noch vieles mehr, immer wieder eine Ausrede zu finden. Aber jetzt war Schluß damit! Letzte Woche war es endlich so weit. Ich war tatsächlich bouldern. Es hat mega gut getan, endlich wieder an der Wand zu sein. Ich hatte mich mit Sarah verabredet und auch Abdul aus dem Guesthouse war dabei. Abdul war das erste Mal klettern. Er fand es richtig gut und kommt jetzt hoffentlich immer mit. Die Klettergemeinschaft ist gewohnt offen, so dass ich schnell mit verschiedenen Leuten im Gespräch war. 

Die Halle ist eher klein und es gibt sie erst seit zwei Jahren oder so. Der eine Freund von Sarah, Hugh, der auch seinen kleinen Hund dabei hatte, hat sie mit ein paar anderen Leuten aufgebaut und versucht sie irgendwie zum Laufen zu bringen. Aktuell wird sie von privaten Geldern finanziert und hauptsächlich durch Expats, die dort klettern. Wir hatten letzte Woche bei einem Bierchen auf Sarahs Balkon ein langes Gespräch, wie man mehr Saloner und Salonerinnen für den Klettersport begeistern könnte. Das Ziel ist es einerseits, dass die Halle sich selbst finanziert, was aktuell noch nicht der Fall ist. Zugleich wäre es natürlich super, wenn nicht nur Expats dort klettern, sondern wir auch als Botschafterinnen und Botschafter für den Klettersport Leute hier im Land für unseren Sport begeistern können.

 

Ihr seht schon, ich bin schon ins “wir” gewechselt. Ich habe mich entschieden, aktiv mitzuhelfen, Klettern bekannter zu machen und die Halle zu unterstützen. Wer von euch also Lust hat, uns zu unterstützen, kann sich gerne bei mir melden! Die Halle hat eine Facebook-Seite, es wurde ein kleines Video gedreht (in dem natürlich auch ich zusehen bin) und es wurde auch ein Radiospot in Krio aufgenommen. Ich persönlich finde das Logo und den Namen „Climb Salone“ ja schon einmal sehr gut!

Hinweis: Das Video und das Foto von dem Hund sind nicht von mir, sondern aus der Kletterrunde.

Das mit dem Klettern habe ich erst letzte Woche angefangen. Joggen gehe ich schon seit fünf Wochen mit meiner Crew aus dem Guesthouse am Lumley Strand entlang. Jeden Sonntagmorgen um 7 Uhr treffen wir uns unten am Gate. Am ersten Sonntag bin ich nur mit Abdul und Jack sowie Asan, einem Kumpel von Jack, losgelaufen. Wir gehen immer erst schön gemütlich zum Lumley Kreisverkehr (was ich ganz gut finde, weil ich Sonntagmorgen um 7 Uhr natürlich noch etwas schlaftrunken bin). Nach dem Kreisverkehr geht es dann los. Am ersten Sonntag war es noch trocken, da war unglaublich viel los. Der absolute Irrsinn. Man hat das Gefühl, dass alle männlichen Bewohner der westlichen Stadtteile am Sonntagmorgen zum Strand stürmen, um dort zu joggen. Viele rennen auch direkt. Sie halten nur an, um eben mal kurz ein paar Push-Ups, Kniebeugen oder sonst irgendetwas zu machen, dann wird weiter gerannt. Ich hingegen: schön in meinem gemütlichen Tempo. Unsere Strecke ist so 4-5 km lang. Am ersten Tag hat sich meine Crew ziemliche Sorgen um mich gemacht, da mein Kopf knallrot angelaufen ist und dem Explodieren nahe schien, während alle um mich herum ihre ganz normale Gesichtsfarbe behalten haben. Kein Anzeichen von Anstrengung – außer der Schweiß. Mittlerweile wissen sie, dass es ganz normal ist, dass ich wie eine Leuchtboje am Strand entlang laufe und seit zwei Wochen sogar diejenige bin, die darauf besteht, dass wir auch die halbe Strecke zurück joggen, bis zum Popcorn-Stand.

Aber nochmal kurz zurück zum Sportwahnsinn der Leute hier. Ich habe schon beim ersten Mal beschlossen, dass der Sonntagmorgen am Lumleybeach ein Must-do für jeden Besuch hier wird. Am Gehweg wird in alle Richtungen gerannt, gejoggt, gewalkt. Am Strand wird wie irre Fußball gespielt. Auf den Parkplätzen finden sich Gruppen von jeweils 20-30 Leuten ein, die gemeinsam Aerobic machen unter den Schreien von Drill-Instructors. Und wenn man das Etappenziel Family Kingdom Roundabout erreicht hat, fängt der ganze Spaß erst richtig an. Es ist ein ziemlich großer Roundabout (Kreisverkehr) dessen Insel ein outdoor- Fitness ist. Ähnlich wie in Nürnberg jetzt am Wöhrder See, aber um einiges größer, gibt es hier ich weiß nicht wie viele Geräte, mit denen alle Muskeln der Welt trainiert werden können. Es fühlt sich an, wie im Trainingscamp der Olympiamannschaft. Und ich leuchte schön mittendrin rot in alle Richtungen, bis mein Kopf nach einer Stunde dann endlich mal wieder seine normale Farbe annimmt.

Unsere Laufgruppe hat sich seit dem ersten Mal schon ziemlich vergrößert. Letzten Sonntag waren auch James, Venessa, Tamba und Betty mit dabei. Unser Ziel ist es beim Freetown Marathon im November mitzumachen. Allerdings in unterschiedlichen Distanzen. Nach dem Joggen geht es sehr gemütlich wieder zurück Richtung Guesthouse. Unterwegs gibt es immer Popcorn und so ist dann meist der Sonntagvormittag auch schon fast vorbei, wenn wir wieder zuhause sind.

Ziel #2: Autofahren

Ja, das mit dem Autofahren hier ist auch so ein Sache. Die einen sagen: Fahr doch einfach. Die anderen sagen: OMG! Du kannst hier niemals fahren. Ich habe von Anfang an gesagt, ich lasse mir Zeit und wenn mir danach ist, dann fange ich an zu fahren. 

Weshalb das so ein Ding ist hier? Erstens ist mein Auto ziemlich groß, hat einen riesigen Wendekreis, bei zugleich engen sehr bevölkerten Straßen mit für mich unberechenbaren Verkehrsteilnehmern. Aber da ja klar war, dass ich irgendwann fahren werde, dachte ich mir, es wird nicht besser, also einfach machen. Mein Ziel zum Autofahren ist nach wie vor, dass ich mich ab August traue, selbstständig zu fahren. Frohen Mutes habe ich dann auch vor zwei Wochen oder so am Montag direkt damit begonnen und bin morgens immer selbst in die Arbeit gefahren (mit meinem Fahrer an meiner Seite). Nach der Arbeit war ich oft so müde, dass ich lieber ihn habe fahren lassen. Dann letzte Woche war ja das Ding mit dem Klettern gehen abends. Ich habe noch überlegt, ob ich mit dem Keke fahren soll, aber dann dachte ich mir, das ist auch lächerlich, dass ich mich nicht traue, selbst zu fahren. Erst war ich ein bisschen nervös, aber dann hieß es, Pobacken zusammenkneifen und los geht das. War dann gar nicht so schlimm. Und ich war ja nicht alleine im Auto. Das schwierige bei Nachtfahrten ist, dass es quasi keine Straßenbeleuchtung gibt, einige Fahrzeuge ohne Licht fahren und man nicht immer sieht, ob da gerade ein Mensch versucht, über die Straße zu gehen. Umso stolzer war ich, dass ich letzten Donnerstag nicht nur mein Ziel endlich Klettern zu gehen erreicht hatte, sondern auch meine erste Nachtfahrt absolviert hatte und beim ersten Versuch und ohne hin-und-her-rangieren in unsere Einfahrt reingekommen bin. Dafür muss man einen etwas steilen Berg rückwärts hochfahren und in die Einfahrt treffen, wobei die Straße etwas eng ist und links und rechts Wasserkanäle entlang führen, in die die Reifen im besten Fall nicht abrutschen sollten.

Am Samstag ging es dann gleich weiter. Da bin ich zum ersten Mal ganz alleine gefahren und habe Jonas und Sarah abgeholt. Wir waren erst in der Stadt und dann noch am Strand. Unterwegs mussten wir durch eine unerwartet tiefe Stelle fahren. Das Wasser ging auf einmal bis zur Motorhaube. Zum Glück habe ich so ein tolles Auto! Auf dem Foto seht ihr mich mit Jonas Auto, das Foto wurde an meinem ersten Tag hier aufgenommen. Aber mein Auto ist quasi das gleiche, nur dass ich elektrische Fensterheber habe 😉 Und dann noch ein paar Eindrücke vom Verkehr hier.

Wird also langsam. Ich mache das alles ja auch nicht für mich, sondern für euch. Wenn die erste Besucherin kommt, will ich sicher hinterm Steuer sitzen 😉 

Ziel #3: Freundschaften knüpfen

Leute kennenlernen – das ist das schwierigste Vorhaben. Vor allem mit diesem Corona… Aber auch hier habe ich sehr gute Fortschritte gemacht. Dank Sarah muss ich an dieser Stelle sagen. Sarah ist eine Freundin von Jonas, die sich meiner angenommen hat und mich ein paar Leuten vorstellt. Sie hat zweimal Leute zu sich nach Hause eingeladen, damit ich ein bisschen Anschluss finde, da auch Sarah ab September nicht mehr in Freetown ist. Einige ihrer Freunde gehen auch Klettern, das heißt, da haben wir direkt ein gemeinsames Hobby. 

Und dann habe ich ja noch meine Guesthouse Crew. Ich bin jetzt schon ganz traurig, wenn ich daran denke, dass ich am Wochenende hier ausziehe. Wir sind wirklich wie eine kleine Familie hier. Hängen zusammen ab, teilen unsere Sorgen und Nöte, schauen zusammen Netflix und kochen zusammen. Jetzt wo ich angstfrei alleine Auto fahre, kann ich aber ja jederzeit herkommen und sie besuchen.

Ziel #4: Jahresplan für die Arbeit

Euch ist wahrscheinlich schon ganz schwindelig und ihr wundert euch, was ich so alles in nur einem Monat erreicht habe. Dabei habe ich noch gar nicht erzählt, dass ich schon meinen ersten Workshop in der Arbeit gehalten habe und gestern den ersten Schwung der neuen Corporate Design Linie für CSSL fertig gemacht habe. Wir haben neue Designs für Briefe, interne Protokolle, Visitenkarten, Email-Signatur, Powerpoint und Roll-Ups entwickelt. Zumindest den ersten Aufschlag. Ich habe das alles fertig gemacht und nun warte ich auf Feedback von meinem Team. Dann geht es an die Finalisierung und Einführung der neuen Designs.

Dafür kommen wir mit der Website nicht so wirklich voran, weil meine Kollegin schon seit vier Wochen krank ist. Sie kam nur letzte Woche für den Workshop in die Arbeit. Aber: ich habe meinen Jahresplan fertig gemacht und mein Budget bis Ende 2021. Natürlich kommt es ständig zu Anpassungen. Flexibilität in der Planung ist alles 😉 Ich habe aber zumindest für mich und mein kleines Team eine Idee, was wir dieses Jahr noch erreichen wollen. Jetzt bin ich gespannt, ob das auch alles klappt.

Ziel #5: Krio Unterricht

Das wohl am einfachsten zu erreichende Ziel habe ich mir noch aufgehoben. Ich habe schon seit Wochen die Telefonnummer eines guten Krio-Lehrers, ich muss ihn einfach nur anrufen. Aber irgendwas war immer. Bisher ist dieses Ziel also noch nicht erreicht. Aber der Juli ist ja noch nicht vorbei. Es bleibt also noch etwas spannend: schafft sie oder schafft sie es nicht, alle fünf Ziele zu erreichen? Vielleicht scheitere ich noch knapp vor der Zielgeraden oder ich greife gleich, wenn dieser Artikel online gegangen ist, zum Telefon und rufe den Lehrer an? Noch steht die Antwort auf diese Fragen in den Sternen. Aber bald schon werde zumindest ich die Antwort darauf kennen.

Eigentlich gäbe es gerade noch einiges mehr zu berichten. Aber ich will euch nicht überstrapazieren. Ich hoffe, ich schaffe es im Laufe der nächsten Tage über meinen Tanz mit der Braut, dem Krokodil am Strand und der großen Autowäsche zu berichten.

PS: Leider kann ich heute die Fotos nicht anders einstellen. Sonst gibt es dafür verschiedene Optionen, die sind gerade weg…

2 Kommentare

  1. Kathrina

    👏🏼👏🏼👏🏼👏🏼👏🏼

  2. Lerra Seone

    💪keep it up the Kaddl!

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