Nun ja, was macht man so, wenn man unter Quarantäne gestellt ist? Wohnung schön herrichten, lesen, telefonieren und natürlich kochen. Da gibt es nicht so große Unterschiede zwischen Deutschland und Sierra Leone für mich.
Die Quarantäne hat vielleicht bald ein Ende. Gerade hat Ruirui ihr negatives Testergebnis bekommen und kann hoffentlich morgen in den Flieger in die USA steigen. Mal schauen, was das für uns anderen bedeutet. Eigentlich hieß es gestern auf einmal, wir müssen auf jeden Fall bis nächsten Freitag in Quarantäne bleiben. Die Infos ändern sich gefühlt täglich, so dass wir nun hoffen, sie ändern sich morgen nochmal.
Trotz Quarantäne immer was los – Der Generator
Auch wenn ich unser Grundstück seit einer Woche nicht mehr verlassen habe, ist natürlich trotzdem ein bisschen was geboten hier. Eine spannende Geschichte, die uns nun schon seit letzten Samstag begleitet, ist unser Generator. Er ist seit letztem Wochenende kaputt und irgendwie haben sie es noch nicht geschafft, ihn zu reparieren. Am Wochenende war das erst etwas nervig, weil auch der Strom weg war und irgendwann fast alle Batterien aufgebraucht waren. Ich konnte etwas aushelfen, da ich ja mit Powerbanks und Solarpanel versorgt bin. Aber das hilft nur zur Überbrückung. In den letzten Tagen war immer mal Strom da, also ist es nicht so schlimm für mich, dass der Generator nicht geht. Und sie arbeiten immer mal wieder daran, dass er wieder läuft. Ach ja, unser einer Kühlschrank ist auch schon seit Tagen kaputt…
Gemeinsamer Kinoabend und Essen für alle
Da wir nicht raus gehen dürfen, geht netterweise Abdul für uns Einkaufen, wenn wir etwas brauchen. Auf Wunsch kocht er manchmal auch für uns. Ihr seht ihn unten auf dem einen Bild. Natürlich sitzen wir dann nicht zusammen am Tisch, sondern jeder und jede verzieht sich wieder auf einen Balkon oder in ein Zimmerchen, aber ein bisschen Gemeinschaftsgefühl vermittelt es trotzdem.
Am Montag war dann mein großer Auftritt. Die US-Amerikanerin, die vor mir in meinem Zimmer war, hat einen Videoabend eingeführt und eigentlich ist es meine Aufgabe, diese Tradition fortzuführen. An meinem ersten Montagabend hatte ich es vergessen. Aber diesen Montag haben wir im Hinterhof eine Outdoor-Kinovorstellung gemacht. Danke nochmal an die Kolleginnen und Kollegen vom BAMF, die mir ja einen tollen Mini-Beamer zum Abschied geschenkt hatten. Vor der Vorstellung wurde noch ein Bettlaken an die Mauer gezimmert und die Plastikstühle wurden aufgereiht. So konnten wir schön an der frischen Luft und mit Abstand gemeinsam “Adú” anschauen. Den Film hatte James ausgewählt. Er handelt von einem sechsjährigen Jungen, der sich von Kamerun aus auf die Flucht nach Europa begibt. Den Film gibt es auf Netflix. Die eine Nebenstory ist so lala, aber sonst ist der Film wirklich gut. Nicht unbedingt leichte Kost, aber tagesaktuell, wenn ich an die Berichte über die Menschen denke, die versuchten die spanische Enklave in Marokko zu erreichen. Genau das ist nämlich auch das Ziel von Adú.
Kochen, Kochen und Backen
Ich arbeite zwar auch von hier aus. Habe Zoom-Konferenzen und arbeite mich weiter in unsere Projekte ein. Aber ich brauche irgendeinen Ausgleich und einen Grund, aus meinem Zimmer rauszugehen. Was liegt da näher als die Küche 😉
Schon letztes Wochenende habe ich mich an meinem ersten Bananenkuchen versucht. Die Zutaten hatte ich schon am Mittwoch gekauft, als ich noch nichts von der anstehenden Quarantäne wusste und die Bananen mussten endlich verwertet werden. Beim Erstellen meiner Einkaufsliste hatte ich nicht bedacht, dass ich hier keine Waage habe. Deshalb war noch eine kurze Online-Recherche nötig, um ein Rezept zu finden, zu dem meine Zutaten passen und für das keine Waage benötigt wurde. Und here we go – mein erster Bananenkuchen à la Salone:
Weiter ging es dann Anfang der Woche. Ich hatte vor meiner Abreise auch ein paar exquisite Gewürzmischungen inklusive Rezepten geschenkt bekommen. Was würde da näher liegen, als das Mango-Curry zu testen, wo es hier Mangos in unterschiedlichsten Größen und Reifezuständen gibt. Dafür gab es leider keine Paprika und der Spinat ist eher Mangold. Die größte Herausforderung war die Kokosmilch. Aber nachdem die Kokosnuss geöffnet (mit gezielten Schlägen auf einen harten Boden hauen), das Kokoswasser getrunken und das weiße “Fruchtfleisch” (wie nennt man das denn richtig) geraspelt war, wurde auch diese Hürde genommen. Und am Ende kam ein ganz gutes Curry heraus, von dem alle begeistert kosteten.
Heute dann startete mein Salone Kochkurs. Ich habe Abdul geholfen, das Abendessen für uns zu kochen. Es gab gebraten Fisch mit Erdnusssoße und Reis. Die Fische mussten erst noch entschuppt und ausgenommen werden. Die Erdnüsse kann man zum Glück am Markt schon zu Paste verarbeiten lassen, so dass wir nicht wie bei der Kokosnuss auch noch damit beschäftigt waren. Bis jetzt ist das mein Lieblingsessen hier. Und eigentlich ganz easy zu kochen: Reis kochen. Fische ausnehmen und saubermachen, dann mit weißem und schwarzen Pfeffer sowie einer Gewürzmischung bestreuen, anschließen in ausreichend Öl frittieren. Für die Soße Wasser erhitzen, gehackte Zwiebeln und Chilli dazugeben. Alles eine Zeit lang köcheln lassen. Anschließend von der Erdnusspaste dazugeben. Weiterköcheln lassen. Dann Maggi-Würfel und Tomatenmark dazugeben, umrühren und solange köcheln lassen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Sieht vielleicht nicht so super aus, ist es aber!
Können Rosen töten?
Anscheinend ja. Neben Fisch mit Erdnusssoße kochen, war das mein Learning heute. Abdul hatte gestern im Hof ein rosenähnliches Gewächs mit der Machete bearbeitet, da es von irgendeinem Pilz befallen ist. Heute morgen hatte er dann einen sehr schmerzhaft angeschwollen Finger. Das Internet verriet mir: Gefahr von Tetanus! Unbedingt sofort zum Arzt und Tetanusschutz geben lassen. Meine Nachfrage bei der Medizinerin und dem Mediziner meines Vertrauens bestätigte meine Befürchtung. Zum Glück ließ Abdul sich überzeugen, dass mit der Sache nicht zu spaßen wäre und hat sich impfen lassen. Das geht hier anscheinend direkt in der Apotheke, wo man auch den Impfstoff kauft.
Mir hat es mal wieder gezeigt, wie verletzlich das Leben hier ist. In Deutschland sind wahrscheinlich die meisten Menschen gegen Tetanus geimpft, oder? Hier kann es echt böse ausgehen, wenn einem die umgerechnet 5-6€ fehlen oder man vielleicht auch gar nicht mitbekommt, dass es sich um eine ernsthafte Gefahr handeln kann. Wir hoffen, Abduls Finger erholt sich und es gibt keine schlimmere Infektion.
Nach der Berg-und-Talfahrt der letzten zwei Tage in Bezug auf Infos zu unserer Quarantäne, hoffe ich, dass sich morgen der Nebel lichtet und im besten Falle unsere Quarantäne aufgehoben wird. Ich mag mein Zimmer, meinen Balkon und meine Wohngemeinschaft hier zwar sehr gerne, aber was man so hört, soll es auch Leben jenseits der Mauern geben…



























Frollein, ich hätt‘ gern einmal den Fiiisch und dann an Bananenkoung! (Ich komm‘ zum Essen vorbei, wann hast Zeit?)