… schon ganz lange mal wieder schreiben, wie es mir geht und was ich so mache … aber es ist so heiß, dass meine Energie nur für das Wesentliche reicht. Außerdem gibt es auch eine Veränderung in meinem Alltag hier: seit fast vier Wochen ist Tina mit bei mir in Freetown, weshalb ich nun neben Arbeit auch noch eine zusätzliche soziale Komponente hier habe und deshalb nicht mehr zu viel Zeit habe, mich vor meinen Laptop zu setzen.
Ein kurzer Abriss deshalb über die letzten Wochen und ihre Ereignisse:
WG-Leben startet
Eine große Veränderung, wie eben schon geschrieben, ist, dass ich nun nicht mehr alleine wohne, sondern für die nächsten Monate eine Mitbewohnerin habe. Das erleichtert meinen Alltag immens. Nicht nur, dass jemand da ist, mit der ich meine Alltagssorgen teilen kann – auf meiner Muttersprache!!!! – sondern es ist einfach auch schön, Tina hier zu haben und gemeinsam die Abende auf dem Balkon zu verbringen oder morgens noch kurz die ersten Worte zu wechseln, bevor ich mich auf den Weg in die Arbeit mache.
Tina hat Dank kreativem Pragmatismus auch schon meine Wohnung vor der Überflutung bewahrt. Als Aminata beim Putzen auf einmal den Wasserhahn der einen Dusche in der Hand hatte, strömte das Wasser anscheinend nur so aus der Wand. Geistesgegenwärtig wurden die beiden Löcher nun mit Tampons abgedichtet und wir warten auf den Klempner.
Tina hat viel tun mit meinen Pflanzen, meinem Balkon und arbeitet zusätzlich noch von hier aus remote. Je nach Internetstärke klappt das mal besser, mal schlechter. Falls sich die Situation in Deutschland nicht entspannt, könnte das ja Schule machen und weitere Leute nach Freetown locken, um hier ihr homeoffice einzurichten 😉
Unser erster offizieller Besucher
Dann haben wir – also Tina und ich – tatsächlich letzte Woche unseren ersten offiziellen Besucher empfangen. Da der Flieger mit zweistündiger Verspätung von Paris aus gestartet ist, saßen wir am Dienstagabend sehr lange auf dem Balkon mit Blick nach Lungi zum Flughafen und haben nach dem Flugzeug und später nach der Fähre gespät, die unseren Gast bringen sollte. Ende gut alles gut, Steff kam schließlich tatsächlich gut an. Zur Begrüßung gab es ein kühles Bier gegen die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit.
Am Tag vorher hatten wir das Gästezimmer noch fertig eingerichtet, mit Gästematratze und Vorhang und am Mittwoch habe ich dann sogar noch die neuen Kissen für das Balkonsofa auf dem Balkon vom Gästezimmer abgeholt. Ja, unser Gästezimmer hat einen eigenen Balkon!
Wir warten schon gespannt auf Steffs Rezension über seinen Besuch hier. Sein Reisebericht wird dann exklusiv auf dieser Seite veröffentlicht. Steff ist quasi unser Testbesuch, mit seinem Feedback und seinen Anregungen wird dann das Programm für künftigen Besuch angepasst.
Spring Alive Program
Selbstverständlich war ich nebenbei auch noch arbeiten. Wir hatten letzte Woche Spring Alive Program, dessen Ziel es hauptsächlich ist, Kinder und Jugendliche für Vögel und die Natur zu begeistern. Wir hatten deshalb eine Activity mit Kindern aus fünf unserer School Nature Clubs und Bird Club Members. Natürlich war die Planung wieder mega kurzfristig, weshalb wir nicht alles umsetzen konnten, was wir so an Ideen hatten. Da wir auf die Schnelle keinen anderen Veranstaltungsort gefunden haben, fand das Ganze in der Aula einer der Schulen statt, mit denen wir arbeiten.
Das diesjährige Thema war „Bird Nest Protection“. Nach Präsentationen von unserem Senior Biodiversity Officer und unserer Community Mobilization Officer habe ich die Nachmittagseinheit übernommen und erst einmal ein bisschen Gruppenarbeit machen lassen. Hier geschieht viel über Frontalunterricht. Lernzielkontrolle geschieht dann meist über ein Quizz.
Dieses Mal wurden die Teilnehmenden in diverse Gruppen aufgeteilt. Sie hatten Zeit zur Diskussion und sollten jeweils zwei Flip Charts vorbereiten, die am Ende im Plenum vorgestellt wurden. Ein paar der Kinder, die präsentiert haben, waren so gut! Mir kam direkt die Idee, wir müssen nächstes Jahr eine TV-Diskussion mit den Kindern aus den School Nature Clubs und Politikern und Politikerinnen organisieren. Beste Fridays for Future Attitude hier…
Warum ist Bird Nest Protection so wichtig?
Das will ich euch natürlich nicht vorenthalten.
- Vögel sind Lebewesen und haben deshalb ein Recht auf Leben und auch ein Recht darauf, dass ihr zuhause und ihre Umwelt geschützt werden.
- Vögel sind wichtige Indikatoren für die Biodiversität einer Region. Gibt es viele Vögel und vor allem auch viele unterschiedliche Vogelarten, so ist das ein gutes Zeichen für den Allgemeinzustand der Natur.
- Vögel übernehmen wichtige Dienstleistungen im Ökosystem. Einige befruchten Pflanzen, andere verteilen Samen und wieder andere kontrollieren den Wuchs von Gras- und Getreidepflanzen. Außerdem fressen sie Insekten und kontrollieren somit die Anzahl an Insekten im Ökosystem.
Wie schützt man Vögel und ihre Nester am besten?
Leave them alone!
Wenn ihr irgendwo ein Nest seht, vielleicht schon mit Eiern drin, einfach Abstand halten und in Ruhe lassen.
Alle Teilnehmenden waren schwer beeindruckt, als ich gesagt habe, dass es in Deutschland Regeln gibt, wann man Hecken schneiden darf und wann man sie nicht schneiden soll, damit die Vögel in Ruhe brüten können. Ich bringe also immer mal wieder ein paar internationale Aspekte mit ein.
Meine Jahresziele und ich
Ich habe auch wieder ein paar kleine Erfolge zu vermelden 🙂 Auch wenn nur ich meine selbstgesetzten Ziele kenne, freue ich mich doch jedes Mal, wenn ich eines erreiche! Die neue Website ist ja schon online, die E-Mail-Adressen werden auch teilweise genutzt, mit den neuen Corporate Design Vorlagen ist es noch etwas schwieriger, da muss ich noch dran arbeiten. ABER: unsere Business Cards sind gedruckt und nun haben wir sogar noch spontan das neue Roll-Up fertig gemacht und in den Druck geschickt.
Das hört sich jetzt alles nicht nach riesig vielen Erfolgen an, aber kleine Ziele erreicht man eben leichter!
Außerdem war ich den letzten Wochen, als mein Kollege nicht da war, bei meiner Kollegin im Büro gesessen und unsere Zusammenarbeit hat sich dadurch sehr stark verbessert. Und auch das ist ja eines meiner Hauptziele hier. Es geht also voran.
In den nächsten zwei Wochen sind erst einmal Konferenz und Workshops auf der Tagesordnung. Ab morgen ist Mano-River-Union Konferenz, an der alle Organisationen mit ihren Vertreterinnen und Vertretern aus dem Netzwerk des Zivilen Friedensdienstes aus Sierra Leone und Liberia teilnehmen. Es geht wohl viel um Austausch und gemeinsames Lernen. Wir von CSSL haben direkt im Anschluss (Freitag und Samstag) einen Workshop und dann nächste Woche auch nochmal von Montag bis Freitag. Da bleibt dann nicht viel Zeit für die eigentliche Arbeit.
Ich hoffe, dass wir trotzdem auf jeden Fall unseren Workshop zur Planung unserer Strategie für nächstes Jahr noch im Dezember abhalten werden. Wenn wir den Workshop noch machen und dabei ein gutes Ergebnis hervorbringen, dann bin ich mit meiner Arbeit für dieses Jahr eigentlich ganz zufrieden. Aber noch ist nicht sicher, ob das wirklich klappt. Nichts ist vorhersehbar hier.
Erster Gast in der CSSL-Ecolodge
Ich habe es tatsächlich geschafft! Gemeinsam mit Tina und meinem britischen Freund John, waren wir die ersten Gäste in der neuen Ecolodge von CSSL. Ich hatte schon einmal von der Ecolodge berichtet, wahrscheinlich im Artikel über die Wildlife Week. Nun war es soweit und wir waren die ersten Gäste. Es war wirklich sehr gut. Die Unterkünfte sind etwas basic, aber es gibt immer genug Wasser zum Duschen, da gleich ein Fluss neben der Ecolodge vorbeifließt, Solarstrom und sehr viel Kaffee und Tee.
Als wir ankamen, war Osman gerade dabei die Fische im Fluss zu entschuppen, bevor sie dann in der Pfanne gelandet sich. Osman ist security guard, guide und care taker in einem. Nur kochen tut er nicht. Dafür ist ein Koch da. Es gab sehr gute Erdnusssoße mit Fisch und Reis sowie Pommes mit Chicken. Abends gab es dann nur das Plätschern des Baches und die Geräusche de Waldes. Nur einmal unterbrochen durch lautes Motorsägengeräusch. Tja, da war sie wieder die Realität: Deforestation ist nicht stoppbar! Das wird meine große Task für nächstes Jahr.
Am nächsten Tag bin ich mit Osman auf eine adventure tour in den Wald aufgebrochen. Wir wollten eigentlich zur Quelle des Flusses, aber die Wege waren komplett zugewachsen, so dass wir mehrfach umdrehen mussten, weil wir auch mit der Machete den Weg nicht freibekommen haben. Am Ende mussten wir aber aufgeben. Vielleicht nächstes Mal dann. Dafür haben wir aber wilde Chillie geerntet unterwegs. Vielleicht nehmen wir das nächste Mal auch direkt den Weg durch den Fluss und lassen alle technischen Geräte, die wasserempfindlich sind, zurück.
Da Tina noch nicht alle Strände gesehen hat, ging es nach dem Wald-Adventure noch für einen entspannten Nachmittag nach Bureh an den Beach. Ein rundum entspanntes Wochenende.
Party Season has started
Das Ende der Regenzeit läutet den Beginn der Partysaison ein. Jedes Wochenende gibt es jetzt irgendwelche Partys an einem der Strände, Elektrofestival, Yoga-Retreat, Christmas-Fundraising, Cocktail-Bar-Party… Das hört sich für euch jetzt vielleicht alles etwas seltsam an, wenn in Österreich gerade der neueste Lockdown beginnt und in Deutschland über weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus gesprochen wird, aber wir haben offiziell gerade keine neuen Fälle.
In der Arbeit wurde mir auch schon mitgeteilt, dass ab jetzt alle im Christmas mood sind, also noch entspannter als sonst. Mal schauen, wie das mit dem workload zusammenpasst, den wir noch haben bis Ende des Jahres. Ich bleibe gespannt und muss mich jetzt mal in die Windschneiße an der Küchen-Balkon-Türe stellen, weil ich sonst umgehend zerfließe.
In diesem Sinne: Bleibt gesund und genießt das kalte Wetter!

























Huii, Machetentrip, Christmas-Modus, Vogelquiz – dein Bericht ist schon wieder höchst farbenfroh und macht Spaß! Viel Vergnügen mit Tina und Steff, wir freuen uns schon alle auf seine vollkommen unbefangene, spontane Bewertung! Viele Grüße von den Flaschenhof-Piepmätzen, sie sagen, weiter als nach Marokko reicht leider ihr Sprit nicht…