Wie jedes Jahr feiert CSSL auch dieses Jahr die Wildlife Week. Die Zielgruppe der Aktionen während der Wildlife Week sind hauptsächlich junge Menschen, aber auch unser weiteres Publikum aus Partnern, Community Members und Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik.
Das diesjährige Motto lautet: Forest and Livelihoods – sustaining people and plant. Ein perfektes Motto, um auf die Folgen der Deforestation auf die Lebensgrundlage der Menschen aufmerksam zu machen. Wie immer, war die Planung für mich interessant zu beobachten. Die Agenda für die Woche wurde mehrmals geändert und angepasst, so dass wir nun final die meisten Aktivitäten an drei Tagen hatten. Die Wildlife Week findet dieses Jahr vom 2. bis zum 8. Oktober statt – sie findet immer in der ersten Oktoberwoche statt.
Deforestation erleben
Generell ist es Teil des Konzeptes der Wildlife Week, junge Menschen mit der Natur und mit Wildlife in Berührung zu bringen. Dieses Jahr haben wir uns dafür entschieden, diese Experience in Big Water stattfinden zu lassen. Big Water ist ein Ort auf der Peninsula, in dem wir gerade dabei sind eine Ecolodge zu bauen und zu eröffnen. Als CSSL angefangen hatte, die Ecolodge zu errichten, war sie noch mitten im Wald. Nun ist sie eher am Waldrand, weil außenherum die Deforestation mit unglaublicher Geschwindigkeit fortgeschritten ist. Durch unsere Arbeit mit der Community von Big Water, wird aber anscheinend nicht mehr weiter abgeholzt, sondern nur noch die schon abgeholzten Bäume verarbeitet und abtransportiert. Teilweise wurde auch schon mit Reforestation begonnen – zum Beispiel an unserem World Environment Day.
Das Spannende daran, dass die Ecolodge nun am Waldrand liegt, ist, dass man direkt den Unterschied zwischen abgewaldeten Gebieten und Wald spürt und erleben kann. Aus Bildungs- und Awarnessperspektive nicht ganz schlecht. Fahrzeuge können nicht bis zur Ecolodge fahren. Die letzten 500m muss man zu Fuß auf einem Trampelpfad begehen. Die Autos bleiben direkt an der Stelle stehen, an der sich die Holzstapel befinden und auf den Weitertransport warten. Dann geht es wie gesagt zu Fuß weiter. Der Fluss plätschert zwar schon fröhlich neben einem her, aber die Sonne und die Hitze sind erbarmungslos. In diesem Bereich wurden zwar schon wieder ein paar Setzlinge gepflanzt, aber sie sind noch sehr klein, so dass man noch nicht von Wald sprechen kann, eher von ein bisschen Buschwerk.
Je näher man der Ecolodge kommt, umso dichter wird das Buschwerk und es gibt auch wieder echte Bäume. Die Lodge selbst ist dann wie ein kleines Paradies. Baumschatten, frische Luft, der Fluss plätschert und die Vögel zwitschern. Auf dem gegenüberliegenden Hang sieht man zwar noch abgeholzte Bäume, aber hauptsächlich sieht und fühlt man den Wald. Wundervoll.
Frische Luft, angenehme Temperaturen und Wasser…
… das sind ein paar der Benefits, die uns der Wald bietet. Alles Dinge, die wir zum Überleben brauchen und die Natur schenkt sie uns einfach so – solange wir sie nicht zerstören.
Am Montag haben wir im Rahmen der Wildlife Week einen Ausflug mit allen CSSL Mitarbeitenden aus Freetown nach Big Water gemacht. Einige Kolleginnen und Kollegen arbeiten ja immer im Büro und kommen selten raus. Auf den Fotos seht ihr uns auf dem Weg zur Ecolodge und dann sind wir aufgebrochen Richtung „monument site“. Was sich dahinter verbirgt, werde ich wohl erst bei meinem nächsten Besuch erfahren. Die Flussdurchquerung haben alle noch mit Lachen und Freude mitgemacht, den ersten Anstieg entlang an den gerodeten Flächen auch noch, aber als es dann immer weiter bergauf ging, mussten wir irgendwann abbrechen. Irgendwie nehmen einen die Leute hier immer nicht ernst, wenn man sagt, man geht wandern. Kennt man hier nicht. War aber nicht meine Idee! Auf jeden Fall ging es dann erst einmal wieder zurück. Die Begründung war, dass ein paar Kolleginnen und Kollegen für die Radio Diskussion am Abend im Rahmen der Wildlife Week rechtzeitig zurück in Freetown sein mussten.
An einer Stelle im Wald, muss man rennen. Dort queren Ameisen den Weg. Große schwarze Ameisen. Wenn man zu langsam ist, greifen sie an und krabbeln sofort an den Beinen hoch. Also mussten alle diese fünf Meter rennend überwinden. Wat ein Spaß!
Die Fotos sind eine bunte Mischung aus Ausflugsfotos, Deforestation und Natur. Da wir alle immer unsere CSSL-Ranger-Westen tragen, sieht es ziemlich witzig aus, wenn wir im Trupp unterwegs sind.
Alle, die mich besuchen kommen, können Big Water schon mal auf ihre Liste setzen. Da gehen wir auf jeden Fall hin!
Am Dienstag stand dann der Ausflug nach Big Water mit Kindern aus den School Nature Clubs, unseren Vorstandsmitgliedern, geladener Presse und Partnerorganisationen an. Ich bin nicht mit im Partybus gefahren, weil ich seit einer Woche etwas kränkle und außerdem das Essen abholen und mitbringen musste. Somit habe ich erst im Nachhinein davon erfahren, dass der Bus nicht um 7:30h am Treffpunkt gestartet ist, sondern erst so gegen 9 und dann auch noch einen Breakdown auf der Strecke hatte. Ich dachte schon, wir wären spät dran, aber weit gefehlt. Der Hauptteil der Teilnehmenden kam erst nach eins in Big Water an.
Herausforderungen und Hoffnungen
Die Wartezeit habe ich damit verbracht, die Arbeiten an der Ecolodge zu beobachten und es gab schon eine Gesprächsrunde mit den Vertreterinnen und Vertretern der Community – die waren pünktlich da. Der Sprecher hat sehr klar die Herausforderungen thematisiert. Wie immer habe ich nicht jedes Wort verstanden, da die Diskussion in Krio war, aber die Hauptpunkte habe ich mitbekommen. Die Probleme sind immer die gleichen: die Menschen leben davon, dass sie Holzkohle herstellen und diese verkaufen; dass die Regierung die Gesetze zum Schutz des Waldes nicht wirklich umsetzt; und im Falle von Big Water, dass auch Menschen von anderen Communities kommen und die Bäume fällen. Das ist ein Unterschied zu den Communities in der Nähe des Gola Nationalparks.
Die Community Mitglieder sind wohl auch etwas enttäuscht, weil sich das mit der Ecolodge so ewig hinzieht. Hier müssen wir anscheinend noch ein bisschen am Erwartungsmanagement arbeiten. Aber der Wille ist da, das Verständnis, weshalb der Wald wichtig ist auch, aber am Ende fragen alle immer nach den direkten, kurzfristigen (finanziellen) benefits. Was erzähle ich euch… Die Wahlergebnisse der Bundestagswahl zeigen ja, wie sehr sich Menschen in Deutschland für die Zukunft des Planeten und für unser aller Zukunft einsetzen wollen.
Reden, Reden und nochmals Reden
Dann kam tatsächlich noch der Bus an und mit ihm die Schulkinder, ihre Lehrkräfte und die weiteren Teilnehmenden. Dann folgten die Reden, die nie fehlen dürfen. Erst einmal ein bis zwei Reden zur Wildlife Week, dann der Direktor von CSSL, dann der Community Chief, dann nochmal CSSL Mitarbeiter, dann Vorstandsmitglieder, dann der Vertreter der Forestry Division vom Landwirtschaftsministerium, dann Community Leute, dann der Präsident des CSSL Vorstands, dann unsere Biodiversity Officer mit ein bisschen Information und Input zu Wildlife in Sierra Leone.
Die Späteren hatten natürlich die schwierige Aufgabe noch irgendetwas Neues zu sagen, da sich ja alle einig sind. Wir müssen die Wälder schützen, wir müssen die Tiere schützen, wir müssen etwas gegen den Klimawandel tun und die Natur ist unsere Freundin. Die Hauptbotschaft von allen war, dass der Wald uns alles Wichtige zum Leben bietet und wir ohne Wald nicht leben können. Die Schülerinnen und Schüler haben die Aufgabe, all diese Informationen und ihr neues Wissen in den kommenden Tagen bei den Schulversammlungen vorzutragen und so unsere Botschaft an ihre Mitschülerinnen und Mitschüler weiterzugeben. (Hinweis: es gibt hier normalerweise an den Schulen morgens immer eine Assembly. Ich kenne das bisher schon aus anderen Ländern. Morgen werde ich bei meiner ersten Schul-Assembly in Salone teilnehmen. Bin schon gespannt.)
Mit den Best of the 60s der Sonne entgegen
Und dann war auch schon wieder ein anstrengender Tag fast zu Ende. Nach dem Essen habe ich mich mit meinem Fahrer auf den Rückweg nach Freetown gemacht. Seit knapp zwei Wochen sind wir nicht mehr auf das unzuverlässige Radionetz angewiesen. Ich habe bei einem Freund ein paar CDs gefunden, die anscheinend schon vor ihm in seiner Wohnung waren. So dass Sinneh – so heißt mein Fahrer übrigens – und ich nun immer zum besten Sound der 60er Jahre durch Freetown und die Peninsula cruisen. Es sind insgesamt vier CDs und wir haben unsere Lieblings-CD heute gekürt. So fahren wir dann im Abendlicht der Sonne über die roten Straßen am Meer entlang und singen beide bei unseren Lieblingsliedern mit.
Leider war der Abend dann noch nicht ganz zu Ende. Ich habe mich tatsächlich noch zum Abspülen aufgerafft. Ich habe mich schon seit ein paar Tagen gefragt, warum es so komisch riecht in der Küche. Ich dachte, es liegt an der Wasserleitung. Leider habe ich gestern festgestellt, es liegt daran, dass der Abfluss undicht ist und sich das leckere Spülwasser in meinen Unterschränken sammelt. Leider sind die so gemauert, dass nur sehr kleine Menschen unter sie kriechen können, um das zu säubern. Ich warte nun schon seit 1,5 Stunden auf den Hausverwalter und den Klempner, bin extra früher aus der Arbeit heim. Aber anscheinend schaffen die es nicht rechtzeitig. Ich bin heute nämlich noch für ein Sundowner Bier verabredet, das ich mir nicht entgehen lassen kann. Meine kleinen Entspannungsfenster sind zu wertvoll. Die kann ich nicht opfern – auch nicht für einen reparierten Abfluss…
Experience Sharing
Nachdem gestern Abend kein Strom und damit auch kein Internet da war, poste ich den Artikel erst heute. Dafür bekommt ihr jetzt auch noch ganz frisch Fotos von der Schulversammlung. Wie an vielen Schulen in afrikanischen Ländern und auch in Indien ist es üblich, dass sich morgens alle Schüler und Schülerinnen in Reihen aufstellen. Es gibt – je nach Land und Schule – normalerweise ein Gebet, Lieder, eine Ansprache von einer Lehrkraft, manchmal auch einen extra Input, so wie heute von uns, und dann manchmal noch ein paar Worte des Direktors oder der Direktorin. Anschließend wird die Nationalhymne gesungen und die Flagge währenddessen gehiesst.
Wir durften heute vor den Jungs etwas über Conservation und Wildlife erzählen und die drei Mitschüler, die mit uns am Dienstag in Big Water waren, haben ihr Wissen vermittelt. Es war wirklich sehr gut. Hauptbotschaft: Wald beschützen – der Wald gibt uns frische Luft, sauberes Wasser, Medizin, Essen und sogenannte „non-timber-products“.
Jetzt muss ich schnell los. Wir haben noch quaterly CPS-Meeting.





































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