Wie schon mehrfach erwähnt, ist der Dezember und damit die Weihnachtszeit die Party- und Festivalsaison. Macht natürlich Sinn, da Trockenzeit und somit kein Regen. Strandpartys statt Aprésski, Christmas-Party an Stelle von Stille Nacht, Heilige Nacht. Und das Ganze bei konstant warmen Temperaturen. Wir sind Anfang Dezember mit gutem Beispiel vorangegangen und haben endlich meine erste Party in meiner Wohnung gefeiert! Anlass war der Abschied von Sarah, die ein paar Tage später zurück in die UK ist. Obwohl mal wieder kein Strom da war und es deshalb statt kühlem Bier Gin-Ananas-Bowle gab, war es eine gute Party. Und am Ende kam sogar der Strom zurück und das Partylicht kam noch zum Einsatz. Auch in der Kletterhalle gab es eine Weihnachts-Fundraising-Party. An den Wochenenden Partys am Strand und Festivals in der Stadt. Immer etwas geboten. Wenn man in der Stadt unterwegs ist, sieht man überall in den Kreisverkehren Weihnachtsdeko mit viel Lichter-Blingbling, auch einige Restaurants sind bunt geschmückt und es gibt viele Plastikweihnachtsbäume mit bunten Lichterketten.

Letzte Anstrengungen und Closing of the office

Aber auch hier heißt es: erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Fast hatte ich schon wieder vergessen, wie abgekämpft, entnervt und fertig ich in den Wochen vor Weihnachten war. Aber beim Videocall mit meinem Bruder gestern kam es mir wieder. Nachdem er meinte, „Ach, du siehst dieses Mal ja richtig entspannt und nach Urlaub aus, nicht so fertig wie das letzte Mal“, wurde mir bewusst, wie angespannt ich offensichtlich gewesen bin.

Von den zwei Workshop-Wochen hatte ich ja schon berichtet (Mano River Conference und Do No Harm), im Anschluss folgte noch eine Woche Büro, aber wieder einmal waren meine Kollegin und mein Kollege nicht wirklich da, so dass Planung und Absprachen nicht stattfinden konnten und dann stand ja noch mein Workshop an.

Teambuilding und Ventil

Nach sehr viel Hin-und Her in der Vorbereitung für meinen Workshop in Kenema – wer übernachtet im Guesthouse, wer will einfach die Tagessätze, wer bekommt die Tagessätze und was genau können wir eigentlich abrechnen – es war nicht so einfach, das alles herauszufinden und dann zu organizen, aber am Ende hat es klappt. Ich war sehr froh, dass ich meine Einheiten schon vorbereitet hatte und das nicht auf die letzten Tage vor dem Workshop geschoben hatte.

Zuerst hatte ich einen Strategie- und Planungsworkshop nur für mich, Abdul und Mariama im Kopf gehabt. Aber dann wurde immer klarer, dass wir eigentlich mit den Kommunikationsleuten aus den Projekten enger zusammenarbeiten müssen. Deshalb habe ich dann alle Kommunikations-, Advocacy- und Environmental Education Kolleginnen und Kollegen eingeladen. Insgesamt waren wir zu acht. Also eine ganz nette Größe. Mein Hauptziel war es, das Teamgefühl zu stärken und hineinzuhören, wie die Situation eigentlich ist und was die Wünsche und Erwartungen der anderen sind. Was soll sich denn verändern, durch mich und meinen Einsatz hier. Schnell habe ich gemerkt, dass sehr viele Erwartungen an mich gerichtet werden, die mein Mandat hier übersteigen und die auch nicht direkt etwas mit meiner Stellenbeschreibung zu tun haben. Aber der Workshop war sehr erfolgreich aus meiner Sicht. Wir haben es geschafft, genauer zu definieren, wer wir sind, was wir wollen und was wir brauchen. Mit der Planung für 2022 haben wir begonnen, aber da brauchen wir noch einen Folgeworkshop. Den Termin haben wir schon für Ende Februar festgelegt. Wenn wir es schaffen, weiter an einer gemeinsamen Kommunikation zu arbeiten und einfach mehr miteinander kommunizieren, dann ist schon viel gewonnen. Das wird sich dann nächstes Jahr zeigen.

Am Mittwochabend kamen auch alle anderen Kolleginnen und Kollegen in Kenema an für unseren Jahresendretreat am Donnerstag. Zuerst gab es Statements, kurze Projektvorstellungen und dann das Highlight: Freundschaftsspiel gegen das Team vom Gola Rainforest. Wir haben sehr klar verloren. Kein Wunder: Büromannschaft gegen Forest Guards. Da ist ja wohl klar, wer fitter ist und länger fresh dem Ball hinterherlaufen kann. Immerhin: in den fünf Minuten, in denen ich in der Abwehr war, gab es kein Gegentor 😉

Hier noch ein paar Eindrücke vom Workshop selbstverständlich mit Gruppenfoto und vom Fußballspiel.

Am Freitag war dann „closing of the office“ bis zum 4. Januar und somit: Urlaub. Ich war schon ab Mittwochnachmittag entspannt. Seitdem mein eigener Workshop vorbei war, war ich gechillt. Ich war am Mittwochnachmittag noch Sportschuhe shoppen fürs Fußballspiel und ein paar Weihnachtsgeschenke auf dem Markt in Kenema und abends waren wir mit ein paar Kollegen unterwegs. Ich war also schon längst in Christmas Mood, was hier gleichzusetzen ist mit Party Mood.

Yoga-Retreat in Selbstisolation

Zurück in Freetown ging es deshalb auch direkt rein ins Nachtleben. Wie in meinem letzten Beitrag geschrieben, haben wir uns abends erst einmal mit John getroffen auf ein Bierchen und dann sind wir irgendwie noch im Club gelandet. Samstag war ich dann nochmal unterwegs und war eigentlich schon in großer Vorfreude, weil ein ziemlich cooles Festival stattfand und ich für Sonntag von einem Kumpel Tickets bekommen hatte. Beste Aussichten also: Sonntag schön Festival und dann stand ja direkt im Anschluss, Montag bis Mittwoch, Peercoaching mit Sebastian am Bureh Beach an. So kann man den Weihnachtsurlaub natürlich bestens starten. Aber wie sooft kommt es dann doch anders als gedacht. Mein anderer Freund John wurde am Sonntag positiv auf Corona getestet, da hieß es für Tina und mich erst einmal Selbstisolation. Etwas besseres hätte uns kaum passieren können. Gut, dass ich das Festival verpasst habe, finde ich sehr schade, aber unsere Selbstisolation hat mir so gut getan: Jeden Tag lange im Bett liegen, dann lange Yogaeinheit mit Meditation, anschließend gesundes Frühstück, ganz viel Lesen und lecker Kochen und Essen. Abends nochmal Abendyoga und das ganze wieder von vorne. Perfekt zum Runterkommen.

Christmas Dinner und Dinner Party

Am Donnerstag haben wir uns rechtzeitig zur ersten Christmas Dinner Einladung aus unserer Selbstisolation entlassen – nach einem negativen Selbsttest selbstverständlich. Rachel, eine Freundin, die ich vom Klettern kenne, hat uns eingeladen. Wir waren etwas unsicher, was zieht man da an, was bringt man mit, was erwartet uns da? Es war viel legerer als erwartet und auch etwas ungewohnt. Auf dem länglichen Balkon waren Stühle aufgereiht, so dass man nur sehr schwer mit anderen Gästen – die in Kleingruppen herumsaßen – ins Gespräch kam. Aber es gab viel zu Trinken und noch mehr zu Essen. Klassiker: Reis, Hühnchen, Fisch, Casava Leaf, Salat. Die meisten Gäste sind nicht lange geblieben, so dass Tina und ich zusammen mit einem weiteren Gast die letzten Gäste waren. Am Ende saßen wir zu viert mit der Gastgeberin in der Runde und haben unsere Qualität als Gäste bewiesen. Wenn wir eins können, dann eben gute Gäste sein, die viel Essen und Trinken und lange bleiben 😉 Ich glaube, Rachel war dann trotzdem froh, als wir gegangen sind. Sie sah mir am Ende etwas müde aus.

Für den 24. hatten wir eine Einladung bei Maria. Maria wohnt im Erdgeschoß und da wir sie und einige ihrer Freunde schon kennen, war klar, dass das eine ganz andere Geschichte werden wird, als am Donnerstag. Wir waren vorbereitet auf Drinks, Tanzen und eine wilde Nacht. Und so kam es dann auch. Wir haben Weihnachtsbowle vorbereitet und mitgebracht – sie kam sehr gut an! Die Bowle wird gerade unser Alleinstellungsmerkmal in der Partyszene. Die Gäste bei Maria sind immer eine bunte Mischung an Leuten die Lust auf Feiern haben. Da die Nacht etwas kurz war, war entsprechend unser erster Weihnachtsfeiertag sehr entspannt. Wir haben natürlich auch einen Weihnachtsbaum – den hat Tina Donnerstagnacht noch für mich aufgestellt und geschmückt! Zwischen zwei Weihnachtsfilmen gab es am 25. dann Bescherung. Ich war abends nochmal auf einen Wein bei Maria, während Tina schon früher ins Bettchen ist.

Gestern ging es für mich zu einer Einladung zum Christmas Lunch. Ein anderer Freund, den ich auch vom Klettern kenne, hatte eingeladen. Aus dem Lunch wurde ein langer Nachmittag bis in den Abend. David wohnt in einem sehr großen Haus, mit großem Garten inklusive Gemüsegarten, Hühnern, Ziegenbock und Blick in die Hügel und auf das Gästehaus der Chinese Embassy. Anfangs hatte ich mich immer gefragt, wo wohnen denn hier alle reichen Leute mit den großen Häusern und den ausufernden Gärten – seit ein paar Wochen weiß ich es. Davids Firma hat das Haus angemietet. Er wohnt dort mit Kolleginnen und Kollegen, die für die gleiche Firma arbeiten. Es war ein super entspannter Nachmittag mit ein paar Bierchen auf der großen Terrasse und sehr netten Leuten.

Jetzt sind die Weihnachtstage offiziell vorbei. Ich habe noch frei bis zum 3. Januar. Dann holen wir unser Peercoaching am Strand nach und dann geht es ab 6. Januar wieder ins Büro. Für Sylvester haben wir schon eine Einladung für eine Party. Ob wir davor nochmal ein paar Tage wegfahren oder nicht, entscheiden wir heute.

Weihnachten war auf jeden Fall dieses Jahr ganz anders als sonst. Am 24. bin ich mit sehr großem Heimweh aufgewacht und mir war klar, dass ich nächstes Jahr auf jeden Fall zuhause bin an Weihnachten. Welch glücklicher Zufall, dass genau in diesem Moment eine sehr liebe Freundin angerufen hat und mich gestärkt hat. Danke! Jetzt sieht die Welt schon wieder anders aus – also mal schauen, was die letzten Tage des alten Jahres noch bringen und was dann 2022 auf mich wartet…

Euch allen weihnachtliche Grüße und ein Gutes Ausklingen von 2021!!!